Hedwig Jagiellonica (Jadwiga Jagiellonka)

Herzogin Hedwig um 1530, unbekannter Maler / Landshut, Burg Trausitz, Bayrische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München - das Bild zeigt sie noch als unverheiratete Frau, erkennbar an den offen getragenen Haaren.
Herzogin Hedwig um 1530, unbekannter Maler / Landshut, Burg Trausitz, Bayrische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München - das Bild zeigt sie noch als unverheiratete Frau, erkennbar an den offen getragenen Haaren.

Die damalige Eheschließung in Landshut gilt bis heute als das aufwendigste Hochzeitsfest des Spätmittelalters. Die Zeremonie leitete kein geringerer als Kaiser Friedrich III. selbst. Unter den geladenen Gästen waren viele hundert Adelige aus ganz Europa. Darunter auch Herzog Otto II. von Mosbach-Neumarkt, Sohn Ottos I., Markgraf Albrecht, Kurfürst von Brandenburg, die Herzöge Albrecht, Christoph und Wolfgang von Bayern-München, geistliche Fürsten wie Erzbischof Bernhard von Salzburg, die Bischöfe von Bamberg, Eichstätt, Augsburg, Freising und Passau. Auch der polnische Adel war stark vertreten, mit einem Gefolge von etwa 10.000 Personen. Aber nicht nur Essen und Trinken, Musik und Tanz gehörten zu den tagelangen Feierlichkeiten - auch Turniere, in denen sich die tapfersten und geschicktesten Ritter Europas maßen.

Doch nicht nur das Fest war beeindruckend, sondern auch seine politischen Hintergründe und Bemühungen um die neuen königlich-fürstlichen Bündnisse im damaligen Europa.

Die Jagiellonen waren erst seit 1386 auf dem polnischen Königsthron. Seit 1447 hieß der König von Polen Kasimir IV. Er war einer der aktivsten polnischen Herrscher. Seine Frau war Elisabeth von Habsburg. Sie hatten insgesamt dreizehn Kinder, von denen die meisten geschickt in der dynastischen Politik eingesetzt wurden. Während drei der männlichen Nachkommen nacheinander den Thron von Polen übernahmen und damit das Land innenpolitisch absicherten, sorgten die Töchter durch gezielte Eheschließungen mit anderen Fürsten- und Königshäusern für außenpolitische Stabilisierung und Machtausbau. So geschah es auch mit der ältesten Tochter Hedwig, die am 21. September 1457 in Krakau geborenen wurde. Auch ihre Hochzeit war bestens geplant und diente der Festigung der politischen Beziehungen zwischen dem polnischen Königreich und den bayrischen Herzogtümern. Georg der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut, war für die königlichen Eltern Hedwigs eine gute Partie. Doch die Heirat zahlte sich nicht nur für das polnische Königreich aus. Die fromme Herzogin Hedwig bewies sich als aktive Stifterin. Ihre Spuren findet man noch heute in Niederbayern, so in den Landshuter Kirchen St. Jodok und St. Martin, in der Stadtpfarrkirche St. Johannes in Dingolfing, in der Pfarrkirche von Gollenhausen und im Wallfahrtsort Altöttingen. Nach ihrer Hochzeit lebte Hedwig auf der Burg in Burghausen, zwar mit einem großen Hof, dennoch wohl sehr einsam. Sie gebar fünf Kinder: Ludwig von Bayern (1476 - vor 1496), Ruprecht von Bayern (*/† 1477), Elisabeth (1478–1504), Margarete (1480–1531) und Wolfgang von Bayern (*/† 1482). Die älteste Tochter Elisabeth heiratete 1499 Ruprecht von der Pfalz.

Die jüngere Tochter Margarete dagegen wurde nicht verheiratet. Mit dreizehn Jahren trat sie ins Dominikanerinnenkloster Altenhohenau ein. Von 1509 bis 1521 war sie die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von Neuburg.

Hedwig Jagiellonica starb am 18. Februar 1502 in Burghausen. Sie wurde in der Kirche des Zisterzienserklosters Raitenhaslach beigesetzt. Heute erinnert dort eine Tafel an die letzte Ruhestätte der Herzogin Hedwig, die stets mit “geborene Königin von Polen” unterschrieb.

Ihr Mann, Herzog Georg der Reiche, starb ein Jahr nach ihr. Da ein männlicher Nachkomme fehlte, kam es 1504 zum Landshuter Erbfolgekrieg.

Adam Gusowski, Januar 2016

 

Zusatzinformationen:

In der Bayrischen Staatsbibliothek in München liegt noch heute ein Pergamentenband mit dem Titel “Was Kostung über Herzog Georgs des Reichen von Landshut Hochzeit erlaufen” (sprich: Was die Hochzeit kostete). Der Inhalt ist die genaue Auflistung der Ausgaben, der Speisenfolge und der Liste der anwesenden Gäste. Dieses Papier diente später oft als Anleitung für fürstliche Hochzeiten.

Bei der Hochzeit feierten über 9000 Menschen sechs Tage lang und verspeisten 323 Ochsen, 490 Kälber, 969 Schweine, 3295 Schafe und Lämmer, 51 500 Hühner und Gänse.

Das mittelalterliche Portrait eines unbekannten Künstlers von Herzogin Hedwig schmückt den Umschlag des Katalogs zu der bis dato größten Ausstellung über deutsch-polnische Beziehungen “Tür an Tür, Polen - Deutschland, 1000 Jahre Kunst und Geschichte”. (Berlin, Martin-Gropius-Bau, 2011/12). Das Gemälde selbst befindet sich derzeit in der Burg Trausnitz.

Mediathek
  • Brautkutsche der Herzogin Hedwig

    Brautkutsche der Herzogin Hedwig, Maler August Spieß, 1881.
  • Glasmalerei im Landshuter Rathaus

    Glasmalerei im Landshuter Rathaus. Fenster in Haupttreppenhaus.
  • Wappen des Ehepaares Hedwig Jagiellonica und Georg dem Reichen

    Wappen des Ehepaares Hedwig Jagiellonica und Georg dem Reichen von Bayern-Landshut in der Burg zu Burghausen.
  • “Landshuter Fürstenhochzeit”

    “Landshuter Fürstenhochzeit”, feierlicher Umzug durch die Strassen in Landshut.
  • “Landshuter Fürstenhochzeit”

    “Landshuter Fürstenhochzeit”, Ritterspiele in Landshut.
  • Hochzeit in Landshut - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.