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Anatol Gotfryd

Anatol Gotfryd im Garten seiner Berliner Villa, 4.4.2018

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Die Villa von Danuta und Anatol Gotfryd, 2018
Anatol Gotfryd im Garten seiner Berliner Villa, 4.4.2018

Anatol Gotfryd kommt am 3. Oktober 1930 in Jablonow [poln. Jabłonów] zur Welt, einer Kleinstadt im südöstlichen Teil der ehemaligen polnischen Ostgebiete, den „Kresy“ (heute Ukraine). Zur Zeit der Zweiten Polnischen Republik war diese Region ein Schmelztiegel aus Polen, Juden, Ukrainern, Deutschen und Ungarn. Diese multikulturelle Gesellschaft im entlegenen polnischen Galizien prägte ihn, wie er 2018 im Interview für die Sendung „COSMO Radio po polsku“ sagt.[1]

Er wächst in einer vermögenden jüdischen Familie auf. Seine Großeltern mütterlicherseits zogen aus der Umgebung von Wien nach Galizien. Als er kaum zwei Jahre alt ist, stirbt sein Vater, der sich bei einem Patienten mit Miliartuberkulose angesteckt hat. Die entscheidenden Kindheitsjahre verbringt der junge Anatol, genannt Tolek, bei diesen liebevollen Großeltern. Auch wenn in ihrem Hause polnisch gesprochen wird, pflegt die Familie jüdische Traditionen. Die Kinder erhalten eine solide Ausbildung und Sprachkenntnisse mit auf ihren Weg, was ihnen die Chance gibt, in die Welt hinauszugehen. 

1938 zieht Tolek in die benachbarte Stadt Kolomea [poln. Kołomyja], in der seine Mutter wohnt, die erneut geheiratet hat. Kolomea war damals eine lebendige, pulsierende Kreisstadt, deren Bewohner zur Hälfte Juden waren. Ein Jahr später wurde diese vermeintlich sichere galizische Idylle durch den Einmarsch der Roten Armee aufgehoben und zwei Jahre später durch die deutsche Besatzung beendet. 18.000 Juden in Kolomea, auch die Familienmitglieder von Anatol Gotfryd, wurden hinter Ghettomauern verschlossen. 

Im Herbst 1942 deportierten die Deutschen die Juden aus Kolomea in das KZ Belzec [poln. Bełżec], in dem rund 450.000 Menschen ermordet wurden.In einem der Viehwaggons hielt sich auch der 12 Jahre alte Tolek mit seiner Familie auf, wobei derTransport unter schier unmenschlichen Bedingungen erfolgte. Viele Menschen starben in den überfüllten Waggons an Hitze, Dehydrierung und Hunger. „Zum ersten Mal an diesem Tag weinte ich. Da ich selbst als einer der Letzten in den Waggon gelangt war, hatte ich großes Glück“, erinnert sich Anatol Gotfryd in seinem autobiographischen Roman „Der Himmel in den Pfützen“.[2] Nur weil dem Jungen in seinem Waggon ein Platz an einer undichten Tür zugefallen war, blieb ihm Luft zum atmen. Als einer der Zuginsassen ein Luftgitter zerstörte, sprang Tolek mit seiner Mutter und seinem Stiefvater aus dem fahrenden Zug. Auf der Flucht hielt ihn ein ukrainischer Ordnungshüter an. Und er hatte abermals Glück: Der Polizist ließ ihn laufen. 

Nach der Flucht auf dem Transport nach Belzec gelangten Tolek und seine Eltern nach Lemberg (heute Lwiw). Dort erhielt er eine neue Identität und gab sich bis zum Kriegsende als katholischer Junge Roman Czerwiński aus. Dies war möglich, weil er arisch aussah und Polnisch sprach. Die Zeit der deutschen Besatzung und des Warschauer Aufstands überlebte er nur dank der Fürsorge von Polen, Ukrainern und Deutschen. 

Zu Ehren seiner Retter schrieb er sechzig Jahre später den autobiographischen Roman „Der Himmel in den Pfützen. Ein Leben zwischen Galizien und dem Kurfürstendamm”, der in Deutschland 2005 im wjs-Verlag erschien. Sechs Jahre später erschien die polnische Übersetzung aus der Feder von Katarzyna Weintraub unter dem Titel „Niebo w kałużach“ im Verlag Czarna Owca.
 

[1] COSMO, Radio po polsku, 2018, https://www1.wdr.de/radio/cosmo/programm/sendungen/radio-po-polsku/ludzie/anatol-gotfryd-100.html

[2] Anatol Gotfryd, Der Himmel in den Pfützen. Ein Leben zwischen Galizien und dem Kurfürstendamm, wjs-Verlag, Berlin 2005, S. 90.