Andrzej Vincenz

Andrzej Vincenz, Breslau 1989
Andrzej Vincenz, Breslau 1989

Der Kriegsausbruch am 1. September 1939 traf die ganze Familie in Bystrzec. Stanisław Vincenz machte sich mit seinem ältesten Sohn Stasiek auf in Richtung Ungarn auf, um für den Rest der Familie die Reise auf die andere, sichere Seite der Karpaten vorzubereiten. Dabei wurden sie von Jerzy Stempowski (1893–1969) unterstützt. Nachdem sie von einer erneuten Erkundungsreise aus Ungarn zurückkehrten, wurden sie vom NKWD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten der UdSSR) verhaftet. Nach ihrer – dank der Fürsprache ukrainischer Schriftsteller erfolgten – Freilassung blieb ihre Situation aber weiterhin gefährlich, insbesondere für die Söhne. Man fasste den Plan zur Flucht nach Ungarn. Am 19. März 1940, kurz vor Ostern, schlugen sich Andrzej Vincenz und sein Bruder Stasiek unter dramatischen Umständen auf die ungarische Seite durch. Dort angekommen begab sich Andrzej Vincenz zur polnischen Botschaft, von wo aus er zur polnischen Armee weitergeschickt wurde, die sich derweil in Frankreich formierte. Am 17. April 1940 trat er in Bressuire in die polnische Armee ein. Nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 wurde er nach Großbritannien evakuiert, von wo aus er nach Stirling in Schottland kam. Andrzej Vincenz wurde Soldat in der I. Panzerdivision von General Maczek und dort zum Funker ausgebildet. Neben den Vorbereitungen zur Landung setzte er seine Schulbildung fort und besucht einen Abiturkurs. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch gehörte zu seinen Fächern auch Altgriechisch. Dank der Vermittlung von Jerzy Stempowski, der in der Schweiz weilte, korrespondierte er mit seinen Eltern, denen es zwei Monate nach ihm, im Mai 1940, gelang, sich nach Ungarn durchzuschlagen. Andrzej Vincenz bestand 1942 die Abiturprüfung als Externer am polnischen Gymnasium in Schottland.

Am 22. Juli 1944 landete Andrzej Vincenz als Soldat der I. Panzerdivision von General Maczek in der Normandie. Er war verantwortlich für das Fernmeldewesen und bewegte sich in einem Geländewagen fort. Er nahm teil an der Befreiung Frankreichs, Belgiens und der Niederlande sowie Deutschlands. Gegen Kriegsende stieß er zur Redaktion des „Dziennik Żołnierza” (Soldatenzeitung), wo er auf seinen Schulkameraden Konstanty Jeleński traf. Nach Abschluss der Kriegshandlungen blieb er zunächst für zwei Jahre als Redakteur des „Dziennik Żołnierza” in Deutschland. Er war in Quackenbrück in der Nähe von Münster stationiert. Im Jahr 1946 gelang es Andrzej Vincenz, seine Eltern und seine Schwester Barbara aus Ungarn über Österreich zu seiner Einheit nach Quackenbrück zu holen. Bei der heimlichen Grenzüberschreitung der Eltern war Konstanty Jeleński behilflich. Andrzej Vincenz wurde am 10. Juli 1947 in Calais in Frankreich demobilisiert. Da er keinen Beruf erlernt hatte, gehörte er zu den letzten demobilisierten Soldaten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich seine Eltern bereits in Frankreich. Seine Schwester hatte ein Stipendium für ein Physik-Studium an der Universität Grenoble erhalten, Stanisław und Irena Vincenz hatten sich in der Nähe niedergelassen – in dem französischen Städtchen Uriage les Bains. 

Im Herbst 1947 nahm Andrzej Vincenz ein Studium der Anglistik, Romanistik und der Sprachwissenschaften an der Pariser Sorbonne auf. Er lernte polnische Studenten und Stipendiaten kennen, darunter Alina Szapocznikow, Joanna Guza und auch seine erste Ehefrau – die Psychologie-Studentin Alina Guzik, die während des Krieges das Warschauer Ghetto überlebt hatte. Infolge der Freundschaft zu Józef Czapski lernte er Jerzy Giedroyc sowie die anderen Redaktionsmitglieder der Zeitschrift „Kultura“ kennen. Eine tiefe Freundschaft verband Andrzej mit Konstanty Jeleński, der zu Beginn der 1950er Jahre von Rom nach Paris zog. Auf Bitten von Jerzy Giedroyc veröffentlichte er in der „Kultura“ Artikel, die thematisch immer häufiger mit der Ukraine in Zusammenhang standen. Während der ersten Jahre publizierte er seine Artikel in der „Kultura“ unter dem Pseudonym Jan Torosiewicz.

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