Bascha Mika. Feministische Vorreiterin im Journalismus

Bascha Mika auf der Frankfurter Buchmesse, 13.07.2017 (CC BY-SA 4.0, Foto: Harald Krichel)
Bascha Mika auf der Frankfurter Buchmesse, 13.07.2017

Bascha Mika ist in der deutschen Medienlandschaft bereits seit Jahrzehnten ein fester Begriff – als linke, feministische Stimme, die man wahrnimmt und die in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle eingenommen hat. So übernahm sie 1998 für elf Jahre die Leitung der Berliner Tageszeitung – besser bekannt als „taz“. Damit war sie gleichzeitig die erste Chefredakteurin einer überregionalen Zeitung in Deutschland. Von 2014 bis 2020 übte sie dieselbe Position noch einmal bei der „Frankfurter Rundschau“ aus. Aus ihrer linken Gesinnung hat Bascha Mika dabei nie einen Hehl gemacht. Sie selbst führt das auch auf ihre Kindheit zurück.

 

Feministin seit frühester Kindheit
 

Als Barbara Anna Mika ist die Journalistin und Publizistin 1954 in der Ortschaft Komprachcice/Comprachtschütz in Schlesien als Kind deutschstämmiger Eltern zur Welt gekommen. Ihre Geburtsregion Oberschlesien sei damals genauso erzkatholisch wie der Rest Polens gewesen, „und entsprechend konsequent haben meine Großeltern unsere religiöse Erziehung in die Hand genommen“[1]. Jesus sei so zum Inbegriff dessen geworden, wonach es sich zu streben lohne, nämlich mitmenschlich, barmherzig und gerecht zu sein. Zeitweise habe sie während ihrer Kindheit sogar Nonne werden wollen. Dieser Wunsch habe sich zwar nur wenige Jahre gehalten, doch „die christliche Prägung ist ja geblieben und hat ganz sicher einen Grundstein für mein linkes Bewusstsein gelegt.“[2]

Als ihr herzkranker Bruder eine notwendige Operation nicht in Polen erhalten konnte, packten die Eltern zwei Koffer und siedelten nach Deutschland um. In Aachen fand die damals fünfjährige Bascha – die deutsche Schreibweise von Basia, der polnischen Koseform von Barbara – ein neues Zuhause. Obwohl sie Polen in so jungen Jahren verließ, haben sich die Erinnerungen erhalten. „Als ich als Erwachsene zum ersten Mal nach Polen fuhr, wusste ich in unserem Dorf ganz genau: Da ist das Haus meines Großvaters, da ist die Kirche, da ist der Teich“, erinnert sie sich zurück.[3] Auch an ihre Ausreise kann sie sich gut erinnern. „Wir sind Spätaussiedler, die mit zwei Koffern friedlich im Zug die Grenze überquert haben. Und obwohl alles friedlich war, war es unglaublich einprägsam. Wir gingen durch all diese Aufnahmezentren, und als wir in Aachen ankamen, war mir alles fremd. Ich hatte keine Sprachprobleme, da ich zweisprachig aufgewachsen bin, aber die Menschen und Kinder kamen mir fremd vor.“[4] In Deutschland sprachen ihre Eltern noch ein wenig Polnisch untereinander, „aber sie brachten es uns nicht mehr bei, um uns nicht zu verwirren“[5], berichtet Bascha Mika über ihre erste Zeit in Deutschland. „Wer hätte damals ahnen können, dass die Sprache noch nützlich sein würde?“ Heute versteht sie zwar noch etwas Polnisch, war auch immer wieder auf Reisen in ihrem Herkunftsland, selbst spricht sie die Sprache aber nicht mehr.[6]

Die konservative Kindheit hat sie laut eigener Aussage stark geprägt. So erkannte sie, dass ihre Brüder mehr Rechte, aber weniger Pflichten im Haushalt hatten, als sie selbst. Auch ihr Vater habe sie häufig mit Sprüchen geärgert, die er lustig fand – über Dinge, die Mädchen angeblich nicht können. Sie selbst habe das gar nicht komisch gefunden. „Aber wahrscheinlich sollte ich ihm dankbar sein, dass er so früh meinen Widerstand und mein Gerechtigkeitsgefühl angestachelt hat. Ich behaupte mal, dass ich schon mit sieben Jahren Feministin war.“[7]

 

Von der Banklehre zum Journalismus
 

Als junge Frau absolvierte Bascha Mika zunächst eine Banklehre, studierte dann in Bonn und Marburg Germanistik, Philosophie und Ethnologie. Während des Studiums machte sie ihre ersten journalistischen Schritte, die sie Ende der 1980er Jahre schließlich zur „taz“ nach Berlin und danach in die Chefetage der „Frankfurter Rundschau“ führten. Neben ihren Führungspositionen engagierte sich Mika auch in der journalistischen Ausbildung. So ist sie seit 2007 Honorarprofessorin an der Universität der Künste in Berlin und leitete dort fünf Jahre den Studiengang Kulturjournalismus. Daneben trat sie auch als Buchautorin in Erscheinung. Unter anderem veröffentlichte sie eine Biografie über die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, die 1998 für breite Kontroversen sorgte. Gleiches gilt für die Streitschrift „Die Feigheit der Frauen“ über Frauen und das Älterwerden. Darin zeigt sie auf, wie ältere Frauen in unserer Gesellschaft unsichtbar gemacht und doppelt benachteiligt werden.

 

[1] Bayer, Michael: „Vielleicht war ich schon mit sieben Jahren eine Feministin“, Interview mit Bascha Mika, in: fr.de, 4.4.2020, URL: https://www.fr.de/politik/vielleicht-schon-sieben-jahren-eine-feministin-13640272.html (zuletzt aufgerufen am 31.12.2024).

[2] Ebd.

[3] Domagała-Pereira, Katarzyna: Postawiła na nogi dwa dzienniki. Bascha Mika: „Zrobić miejsce kobietom”, in: press.pl, 10.06.2022, URL: https://www.press.pl/tresc/71215,postawila-na-nogi-dwa-dzienniki-w-niemczech_-basia-mika_----zrobic-miejsce-kobietom--- (zuletzt aufgerufen am 26.01.2025).

[4] Ebd.

[5] Zyzik, Krzysztof: Nasza Bascha niekochana – wizyta u redaktor „Tageszeitung”, in: wp.pl, 22.09.2006, URL: https://wiadomosci.wp.pl/nasza-bascha-niekochana-wizyta-u-redaktor-tageszeitung-6036751535928449a (zuletzt aufgerufen am 26.01.2025).

[6] Domagała-Pereira, Katarzyna: Postawiła na nogi dwa dzienniki. Bascha Mika: „Zrobić miejsce kobietom”, in: press.pl, 10.06.2022, URL: https://www.press.pl/tresc/71215,postawila-na-nogi-dwa-dzienniki-w-niemczech_-basia-mika_----zrobic-miejsce-kobietom--- (zuletzt aufgerufen am 26.01.2025).

[7] Bayer, Michael: „Vielleicht war ich schon mit sieben Jahren eine Feministin“, Interview mit Bascha Mika, in: fr.de, 4.4.2020, URL: https://www.fr.de/politik/vielleicht-schon-sieben-jahren-eine-feministin-13640272.html (zuletzt aufgerufen am 31.12.2024).