„Bodenständiger Visionär“. DeepL-Gründer Jaroslaw Kutylowski

Sprachlos vor der neuen Klasse
Auch in Kutylowskis Werdegang spielt Sprache und Technik eine wichtige Rolle. Details seiner Biografie sind jedoch wenig bekannt, Kutylowski gilt eher als öffentlichkeitsscheu, in Interviews spricht er vor allem über seine Spezialgebiete. Seine Herkunft kommt dabei eher am Rande vor. Zur Welt gekommen ist Kutylowski (Kutyłowski) 1983 in Polen, bereits als Kind kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. Damals stand er vor seiner neuen sechsten Klasse, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. „Das war nicht einfach. Im Grunde hat mich diese Erfahrung aber an den Punkt geführt, an dem ich heute stehe. Ohne diesen Hintergrund der zwangsläufigen Zweisprachigkeit würde es DeepL vielleicht gar nicht geben. Der Ansporn zur vereinfachten Kommunikation durch KI kam vielleicht nicht an jenem Tag, aber er hat mich doch sehr geprägt.“[4] Kutylowski selbst spricht Deutsch, Polnisch und Englisch – und kann auf Französisch eine Cola bestellen, wie er selbst sagt.[5]
Mit dem Codieren hat Kutylowski laut eigener Aussage bereits im Alter von 10 Jahren begonnen. Studiert hat er später sowohl in Breslau als auch in Paderborn, promovierte schließlich in Informatik, bevor er nach Stationen bei verschiedenen Unternehmen beim Online-Wörterbuch Linguee anheuerte und dort schließlich DeepL ins Leben rief. Neben seiner Tätigkeit als DeepL-Geschäftsführer engagiert sich Kutylowski auch als Mentor und Berater für junge Unternehmen und Start-ups. Dabei teilt er sein Wissen und seine Erfahrungen, um anderen bei deren Unternehmensaufbau zu helfen. Nicht zuletzt dieses Engagement hat ihn zu einem angesehenen Mitglied der deutschen Start-up-Szene gemacht.
Neues Produkt mit Sprachübersetzungen
Die Geschichte seines eigenen Unternehmens DeepL ist jedenfalls noch längst nicht zu Ende erzählt. Im November 2024 hat Kutylowski ein System für die Übersetzung von gesprochener Sprache in Echtzeit vorgestellt: DeepL Voice[6]. Der weiteren Entwicklung blickt er hoffnungsvoll entgegen. Ein wichtiger Grund für diese Zuversicht ist laut Kutylowski die menschliche Komponente: So arbeitet das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mit mehreren Tausend Sprachexpert:innen zusammen, um das Sprachmodell kontinuierlich zu verbessern. Dazu sagt Kutylowski: „Wir müssen dem neuronalen Netzwerk sagen, was wir von der Technologie wollen. Wir wollen, dass eine Übersetzung besser klingt als der Durchschnitt des Internets – dafür brauchen wir auch menschlichen Einfluss.“[7]
Sebastian Garthoff, Februar 2025
Quellen:
https://www.nzz.ch/wirtschaft/deepl-ceo-ld.1825913
https://www.stern.de/panorama/deepl-gruender-kutylowski---es-fehlt-das-grosse-element-leben--33263398.html
https://koeln.business/magazinbeitrag/deepl-interview
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz-start-up-deepl-fuehrt-live-uebersetzungen-ein-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241113-930-287522
https://www.wiwo.de/unternehmen/it/chef-jaroslaw-kutylowski-wie-deepl-die-tech-groessen-auf-abstand-halten-will-/29946838.html
https://www.forbes.pl/technologie/deepl-startup-polskiego-inzyniera-na-liscie-100-najwazniejszych-firm-forbesa/zebsv40
[4] Ebd.
[5] Shrivastavia, Rashi: Założony przez Polaka startup na liście 100 najważniejszych firm „Forbesa”. „DeepL może stać się kluczowym graczem rynku”, in: forbes.pl, 13.08.2023, URL: https://www.forbes.pl/technologie/deepl-startup-polskiego-inzyniera-na-liscie-100-najwazniejszych-firm-forbesa/zebsv40 (zuletzt aufgerufen am 26.1.2025).
[6] N.N.: Start-up DeepL führt Live-Übersetzungen ein, in: sueddeutsche.de, 13.11.2024, URL: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz-start-up-deepl-fuehrt-live-uebersetzungen-ein-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241113-930-287522 (zuletzt aufgerufen am 31.12.2024).
[7] Ebd.