Das Mahnmal in Koblenz – ein physischer und virtueller Gedenkort für die Opfer des NS-Regimes im nördlichen Rheinland-Pfalz

Das Mahnmal in Koblenz, 2011
Das Mahnmal in Koblenz, 2011

Mit der mittlerweile zwar graphisch in die Jahre gekommenen Internetpräsenz schuf der Förderverein somit einen Gedenkort im virtuellen Raum, der damit Bestandteil eines längst nicht mehr vornehmlich physischen Erinnerungskomplexes ist. Während das Mahnmal durch seine Präsenz vor Ort das Gedenken symbolisch im Zentrum der Stadt festschreibt, dezentralisiert und demokratisiert der digitale „Leuchtturm“ damit den freien Zugang zum Wissen und zum Gedenken an die NS-Verbrechen, die ebenfalls keine Landesgrenzen kannten. Zugleich ermöglicht er auch in Form von Biografien eine Individualisierung der Opfer und schafft damit Erinnerungsräume für Menschen, für die es ansonsten keine Formen des Gedenkens gibt. So finden sich auf der Seite der „Personentafeln“ auch Beschreibungen der Schicksale von Polinnen und Polen, die in der Region Zwangsarbeit leisten mussten.[2]

Stellvertretend für die Opfer: das Schicksal Marian Abramskis

Zu den polnischen Zwangsarbeitenden, die auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz arbeiten mussten, gehörte auch Marian Abramski, geboren am 15. Januar 1905 im masowischen Dorf Łaś, nördlich von Warschau in Richtung Ostrołęka gelegen, der 1940 nach Deutschland zur Zwangsarbeit verbracht worden war. Er soll hier stellvertretend für die auf der Seite des Fördervereins aufgeführten polnischen Opfer des NS-Regimes in der Region beleuchtet werden.[3] Im Jahre 1941 musste Abramski, verheiratet und Vater zweier Kinder,[4] auf einem Bauernhof in Briedel an der Mosel (bei Zell/Mosel) arbeiten. Dort wurde er im November 1941 von der Bauersfrau unter anderem unter dem Vorwurf der wiederholten versuchten Vergewaltigung angezeigt und noch im selben Monat festgenommen. Am 3. Juli 1942, weit über ein halbes Jahr später nach seiner Festnahme, wurde Marian Abramski von der Gestapo Koblenz in der Nähe von Briedel unter Beisein anderer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Umgebung erhängt. Möglicherweise lassen sich die Hintergründe der Anzeige, die zu dieser durch nichts zu rechtfertigenden Ermordung Abramskis führten, nicht mehr aufklären.

 

[4] Die Informationen über seine familiären Verhältnisse entstammen dem Ausweis, der ihn als „Zivilarbeiter polnischen Volkstums“ klassifizierte, er ist im Online-Archiv der Arolsen Archives zugänglich: https://collections.arolsen-archives.org/G/SIMS1/SIMS3/02020201/3312/95… (zuletzt aufgerufen am: 19.01.2022).

Mediathek
  • Ausweis von Marian Abramski

    Ausweis von Marian Abramski
  • Sterbeurkunde von Marian Abramski

    Sterbeurkunde von Marian Abramski