Vom Schicksal des Herschel Grynszpan

Herschel Feibel Grynszpan bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung, Paris 1938
Herschel Feibel Grynszpan bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung, Paris 1938

Vom Überleben, Vergessen-werden und Erinnern

Herschels Schwester Berta wird 1943 in Polen von den Nationalsozialisten ermordet. Seine Eltern und sein Bruder Markus überleben den Krieg und emigrieren nach Israel. Später, im Jahr 1961 wird Vater Sendel als Zeuge bei dem Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Jerusalem aussagen und die gewaltsamen Umstände der Deportation im Jahr 1938 detailliert beschreiben.[29] Herschels Onkel Abraham, als einer von 70.000 Jüdinnen und Juden, die die Vichy-Regierung an Deutschland ausliefert, wird in Auschwitz ermordet. Seine Tante Chawa überlebt den Holocaust unter unbekannten Umständen und kehrt nach Paris zurück.

Nach der Absage des Schauprozesses spielt Herschel Grynszpan im Dritten Reich keine Rolle mehr. Er wird vergessen. Nach Ende des Krieges macht sich mit Ausnahme seiner Familie niemand Gedanken um das Schicksal des Jungen, der noch vor wenigen Jahren die Gemüter so vieler Menschen bewegt hatte. Seine Verwandten versuchen ihn nach Kriegsende ausfindig zu machen – aber vergebens: Herschel Grynszpan bleibt verschollen und wird 1960 vom Amtsgericht Hannover für tot erklärt. In Hannover finden sich heute an der Stelle, an der einst das Wohnhaus der Grynszpans stand, die „Stolpersteine“ für Herschel und seine Schwester Berta. Herschels Name findet sich auch unter den Tausenden von eingravierten Namen am Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers auf dem Opernplatz. Die Aufarbeitung der Geschichte und Erinnerung an Herschel Grynszpan dauert an.

 

Katarzyna Salski, April 2021

 

 

 

Literatur:

Armin Fuhrer: Herschel. Das Attentat des Herschel Grynszpan am 7. November 1938 und der Beginn des Holocaust. Berlin 2013.

Dagi Knellessen: Novemberpogrome 1938. „Was unfassbar schien, ist Wirklichkeit“. Pädagogisches Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums (Hrsg.), Frankfurt am Main 2015.

Online:

https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/ein-attentat-mit-folgen/

https://www.dubistanders.de/Herschel-Grynszpan

https://www.dhm.de/lemo/biografie/herschel-grynszpan

https://www.deutschlandfunk.de/judenverfolgung-europaeischer-antisemitismus-1880-1945.1310.de.html?dram:article_id=379815  

https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/gerettete-geschichten/149158/palaestina-als-zufluchtsort-der-europaeischen-juden

 

 

[29] Vgl. Eichmann in Jerusalem, S. 207 f.

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  • Die Burgstraße in Hannover

    Die Burgstraße in Hannover
  • Herschels Geburtshaus

    Herschels Geburtshaus (Mitte) in der Burgstraße Hannover
  • Herschels Schulklasse, Hannover 1930

    Herschels Schulklasse, Hannover 1930
  • Neue Synagoge in Hannover, 1905

    Die Neue Synagoge in Hannover, gelegen in der Bergstraße, 1905.
  • Herschel Feibel Grynszpan bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung, Paris 1938

    Herschel Feibel Grynszpan bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung, Paris 1938.
  • Die Stolperstein für Esther (Berta) und Herschel, 2015

    Die Stolperstein für Esther (Berta) und Herschel Grünspan (Grynszpan) in Hannover an der Burgstraße 36, 2015.
  • Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers, 2020

    Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers, 2020.
  • Gedenktafel Hannover

    Die am 9. September 2013 enthüllte Stadttafel Hannover