Die Slawische Bank

Bank Słowiański in der Zentrale des Bundes der Polen in Deutschland (Związek Polaków w Niemczech), Potsdamerstr, 61 in Berlin, ca. 1937.
Bank Słowiański in der Zentrale des Bundes der Polen in Deutschland (Związek Polaków w Niemczech), Potsdamerstr, 61 in Berlin, ca. 1937.

Eine wichtige Zäsur für die weitere Entwicklung der Bankgengenossenschaften war das Ende des 1. Weltkrieges. In Deutschland überstanden ihn 27 polnische Genossenschaften. Im Zuge der Entstehung Polens und der neuen Grenzziehung musste es zu notwendigen Reorganisationen kommen. Posen spielte nicht mehr die zentrale Rolle als Finanz- und Organisationspunkt. Auf die Entwicklung der Genossenschaften hatten auch politische (das Plebiszit und die schlesischen Aufstände), wirtschaftliche (die Inflation) und personelle (die Rückkehr polnischer Bankiers nach Polen) Ereignisse Einfluss. In diesem Zeitraum verdient die „Bank Rabotników“ (Arbeiterbank) in Bochum, die 1917 gegründet wurde, unsere Aufmerksamkeit. Nach der Auflösung aller Filialen der Posener Bank in Westfalen übernahm sie die Genossenschaftsfunktion und die Finanztransaktionen.

Es folgten Jahre der prächtigen Entwicklung für diese Bank. 1920 verfügte sie über ein Barvermögen von 115 000 Mark, hatte sieben Auszahlungspunkte im Ruhrgebiet (in Castrop, Wanne, Dortmund, Hamborn-Marxloh, Herne, Horst-Emscher und Recklinghausen). Zudem hatte sie eine Filiale in den Niederlanden und jeweils eine Filiale in Kattowitz (Katowice) und Thorn (Toruń). Diese Bank finanzierte das polnische Kulturleben und das Bildungswesen. Ihre Mittel wurden für den Polnischunterricht gebraucht. Die rege Entwicklung der Bank wurde Mitte der 1920er Jahre ausgebremst. Dies war mit den Ausreisen nach Polen und dem Rückzug der Depots verbunden. Weil es keine Einnahmen gab, verringerte sich die Tätigkeit der Bank von Jahr zu Jahr mehr, genauso wie ihre Bedeutung.

Die nach dem Krieg aufkommenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten blieben nicht ohne Einfluss auf das Schicksal polnischer Bankfilialen in Deutschland. Eine bessere Koordination wurde notwendig. Im Juli 1924 fand in Berlin eine Besprechung des „Bundes der Polen in Deutschland“ statt, deren Hauptthema das Problem der Genossenschaften war. Man beschloss eine  beim „Bund der Polen in Deutschland“ angesiedelte  Wirtschaftskommission zu gründen, zu deren Aufgaben die Beaufsichtigung und Koordination der polnischen Filialen sowie deren Unterstützung gehörte. Diese Schritte waren nötig, da von deutscher Seite zeitgleich das sogenannte „Notprogramm“ zur Erneuerung des Agrarwesens im Osten gestartet wurde, das an Bauern gerichtet war. Diese standen vor der  Wahl entweder die deutsche Hilfe anzunehmen und sich aus der Zusammenarbeit mit polnischen Banken zurück zu ziehen, oder weiteren politischen und wirtschaftlichen Schikanen ausgesetzt zu sein. Am 25. Juni 1927 organisierte der Betriebsrat des „Bundes der Polen in Deutschland“ eine Versammlung aller in Deutschland tätigen Genossenschaften in Oppeln. Man entschied sich dazu, das Tätigkeitsfeld des „Vereins der schlesischen Genossenschaften“ auf die restlichen in Deutschland bestehenden polnischen Institute zu erweitern. Sie erhielten auch materiellen und rechtlichen Beistand. Insgesamt meldeten sich rund 15 Banken und Agrarbanken aus allen Teilen Deutschlands. Der Verein bestand nun aus 22 Kreditgenossenschaften, 4 Agrar-Handels-Instituten und anderen. Vorsitzender wurde Pfarrer Bolesław Domański. Die Veränderungen hatten einen positiven Einfluss auf die polnischen Banken in Deutschland. Sie waren auch Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit den Banken in Polen. Der „Bund der Polen in Deutschland“ stellte einen Antrag auf Revision, erhielt die Erlaubnis dazu aber erst 1935.

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