Die zwei Herzen der Margaux Kier

Margaux Kier
Margaux Kier

Das Arztdiplom
 

Auf Zureden ihrer Eltern bewirbt sich Margaux um einen Platz im hoch angesehenen Fach Medizin. Der Gedanke, Menschen zu helfen, fasziniert sie. Im Studium absolviert sie in Gdańsk (dt. Danzig) ein mehrmonatiges Praktikum, die sogenannte Famulatur. Ihre damals eingegangenen Freundschaften bestehen heute noch. Im letzten Studienjahr, das in der Regel in einem Krankenhaus zugebracht wird, fasst Margaux den Entschluss, Chirurgin zu werden. Bald darauf arbeitet sie als junge Ärztin im Marienkrankenhaus in Bergisch Gladbach bei Köln in der Urologie und übt viele Nachtdienste aus, auch auf der Geburtsstation. Gleichwohl bleibt sie dem Basketball als Leistungssportlerin auch nach der Geburt ihres Sohnes David im Jahr 1991 treu. Als das Kind acht Monate alt ist, nimmt Margaux ihren Beruf wieder auf. Diesmal auf ihrer Wunschstation, der Chirurgie. Es folgen vier intensive Jahre als Notärztin mit nicht wenigen 24-Stunden-Diensten, die viel Stress bedeuten. Sie fährt auch Einsätze als Notärztin auf dem „heulenden“ Krankenwagen und sie macht bei Akutfällen Hausbesuche. Tag und Nacht ist sie auf der Kippe zwischen Leben und Tod.

In dieser Zeit, Mitte der 1990er Jahre, fällt Margaux eine Anzeige auf, die Schauspielkurse annonciert. Ihre innere Stimme sagt ihr, dass dies etwas für sie ist. Sie lernt Gereon Nussbaum vom Theater Comedia Kolonia kennen und reduziert daraufhin ihre Stunden im Krankenhaus. Seitdem versucht sie alles unter einen Hut zu bringen – die Schauspielerei, den Gesang, den Arztberuf und das Familienleben. Ihr Partner Andreas unterstützt sie nach Kräften. Er merkt, wie sehr Margaux es braucht, sich künstlerisch zu beweisen. Immer, wenn sie ihm später von dem einen oder anderen Schauspiel-Workshop erzählt, hört sie ihn sagen: „Mach das. Das tut dir gut. Du brauchst das.“ Ihr Lebensgefährte leitet eine eigene Firma und arbeitet viel im „Home Office“, so dass er den gemeinsamen Sohn betreuen kann. Dabei scheut die junge Familie vor keinem Abenteuer zurück. Kaum, dass das Kind laufen kann, nehmen die Eltern es mit auf eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn, über Russland nach China, und sie reisen mit ihm nach Malaysia und von dort aus auf die Philippinen. Das Paar war mit seinem knapp dreijährigen Sohn auch in Mexiko.

 

Der Weg auf die Bühne
 

Gereon Nussbaum beginnt den Schauspielkurs mit praktischen Übungen. „Würden alle Menschen die Unterweisungen für Schauspieler empfangen, herrschte die totale Harmonie. Die Welt wäre vollkommen“, meint Margaux, die zugleich Gesangsunterricht bei Sophie Rogall nimmt, wobei sie der Jazz besonders interessiert. Den Unterricht an der Schauspielschule und die Gesangsstunden muss sie aus eigener Tasche zahlen. Als sie daraufhin 1996 an einem experimentellen Theater die Rolle der Helena im Stück „Blick zurück in Zorn“ von John Osborne bekommt, ist sie in dem einem ihrer beiden Leben Ärztin und im anderen auf der Bühne.

Margaux handelt häufig intuitiv, so dass vieles einfach en passant passiert. So steht sie eines Nachts in Köln an einer roten Ampel, wobei ihr durch die Scheiben ihres Autos ein zweisprachiges Plakat mit der Aufschrift „Wesele/Hochzeit“ ins Auge fällt. Es handelt sich dabei um ein Theaterprojekt, an dem Studierende von Jerzy Stuhr an der Krakauer Theaterhochschule (Państwowa Wyższa Szkoła Teatralna, PWST) und Schüler:innen von Michal Nocon aus Pulheim bei Köln beteiligt sind. Sie geht hin und trifft auf theaterbegeisterte Menschen, von denen einige Polnisch sprechen. Sie stellt sich dem Regisseur vor und lässt ihre Telefonnummer da. Nach einigen Monaten ruft tatsächlich jemand an und fragt, ob sie an einem Casting für das Drama „Die Zofen“ von Jean Genet Zeit teilnehmen wolle? Es wird eine Vertretung für eine Schauspielerin gesucht. Margaux hat nur wenige Wochen Zeit, um sich die Rolle anzueignen. Das Stück soll bei einem Festival in Südkorea aufgeführt werden.

Da sie gut ausgebildet ist und Kurse im dramatischen Fach belegt hatte, wird sie genommen. Die Zusammenarbeit dauert sieben Jahre. „Es war wie ein Leben in einer Sekte“, erinnert sich Margaux. Ein Leben erfüllt von Gemeinschaftsgefühl, Leidenschaft und Arbeit, vielen Reisen und Treffen mit Theatergrößen wie Jan Peszek, Jerzy Stuhr, Krzysztof Miklaszewski und Zofia Kalińska vom Tadeusz Kantors Cricot-Theater. Eine ihrer wichtigsten Rollen, die sie in den Produktionen des Actor‘s Studios spielt, ist die der „Koryphäe“ in Büchners „Woyzeck“, eine Gesangspartie, die extra für sie geschrieben wurde. Zu den Kooperationspartnern in dieser Zeit gehören die Krakauer Theaterhochschule, das Theater Gardzienice sowie diverse Theater aus Polen, Russland, Spanien und England.

Bis dahin hatte Margaux die Schauspielerei an deutschen Theaterschulen gelernt. Bei Michal Nocon sieht die Ausbildung anders aus. Er setzt mehr auf Körperübungen, die auf der Arbeit von Theaterregisseur Jerzy Grotowski und des Theaters Gardzienice beruhen. Margaux und Nocon treffen sich wöchentlich, um mehrere Stunden miteinander zu trainieren. Im Krankenhaus übernimm sie in dieser Zeit vor allem Dienste in der Nacht. Was sie nie vergessen wird, sind die Workshops zur Vorbereitung auf den Besuch einer Schauspielschule in England, die morgens stattfanden, so dass sie direkt nach ihrem Nachtdienst hingehen konnte. Michal Nocon, dessen ist sie sicher, brachte ihr bei, wie man auf der Bühne wahrhaftig bleibt, wie man die szenische Energie verinnerlicht. Schon damals begreift sie, dass sich ihr Leben als Notärztin und Schauspielerin in den beiden Welten, die sich durchdringen, auf mystische Art und Weise ergänzt. Die Welt jenseits der Medizin ist ein mit schwarzem Samt ausgekleideter Saal. Ein geschlossener, heiliger Raum. Margaux nimmt an weiteren Kursen teil. Um die Workshops von Zofia Kalińska am Cricot-Theater zu besuchen, fährt sie nach London. In Krakau nimmt sie Gesangsunterricht bei der bekannten polnischen Sopranistin Olga Schwajgier.

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  • Plakat "Margaux Kier und die BANDiten", 2015

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  • Plakat "Frühlingsrauschen" z Margaux Kier, 2014 r.

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  • Plakat "Margaux Kier und die BANDiten"

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  • Plakat "Margaux Kier und die BANDiten", 2016

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  • Plakat

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  • Rezension im Kölner Stadtanzeiger.

    "Chansons einer leidenschaftlichen Grenzgängerin", Rezension im Kölner Stadtanzeiger.
  • Rezension im Kölner Stadtanzeiger

    "Das Leben ist ein Fest - Viva la vida", Rezension im Kölner Stadtanzeiger
  • Rezension in der Hofheimer Zeitung

    "Gedenken an die Pogromnacht", Rezension in der Hofheimer Zeitung, 2015
  • Rezension im Wormser Wochenblatt

    "Geschichten von Liebe und Schmerz", Rezension im Wormser Wochenblatt, 2008
  • Rezension in der Zeitung

    "Chansons süß wie Bonbons", Rezension in der Zeitung, 2014
  • Rezension in der Westfälische Rundschau

    "Reise durch die Wirkungen der Liebe", Rezension in der Westfälische Rundschau, 2008
  • Rezension in der Zeitung DER WESTEN

    „Kultur Offensive Ruhr“ - Gegen das Vergessen, Rezension in der Zeitung DER WESTEN, 2015
  • Margaux Kier praktiziert zudem als Ärztin.

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