Dom Polski in Allenstein (Olsztyn)

Dom Polski mit Slawischer Bank, ca. 1937
Dom Polski mit Slawischer Bank, ca. 1937

Laut Vertrag sollten in mehreren Grenzgebieten Volksabstimmungen stattfinden, um die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich oder dessen Nachbarstaaten festzulegen. In der Provinz Ostpreußen waren es das südliche Ermland und Masuren, für die eine Volksabstimmung am 11. Juli 1920 festgelegt wurde. Anfang 1920 trafen britische, französische, italienische und japanische (!) Truppen in Allenstein/Olsztyn ein und übernahmen das militärische Kommando und die zivile Verwaltung. Für das Plebiszit stimmberechtigt waren alle, die am 10. Januar 1920 das zwanzigste Lebensjahr vollendet hatten sowie im Abstimmungsbezirk geboren waren oder dort seit dem 1. Januar 1905 ihren Wohnsitz hatten, also auch die auswärts lebenden Ermländer und Masuren. Die polnische Seite konnte in Masuren auf keine große Unterstützung hoffen, etwas besser sah es dagegen im Landkreis Allenstein aus. Um sichere und faire Wahlen zu gewährleisten, wurde die Stadt Allenstein für eine Weile zu einem eigenen Staat: Die Abstimmungsgebiete wurden zwei interalliierten Kommissionen aus fünf Mitgliedern unterstellt, die von den wichtigsten alliierten und assoziierten Mächten als Vertreter des Völkerbundes ernannt wurden. Seit dem Eintreffen der alliierten Kommission in der Stadt waren die Spannungen allerdings groß. Anfang März kam es im polnischen Konsulat zu einer Auseinandersetzung, wie die konservativ-deutschnationale Ermländische Zeitung am 7. März 1920 berichtete:

„Um die Mittagszeit, als die Kapelle der britischen Truppen vor dem Regierungsgebäude spielte, in dem die interalliierte Kommission ihren Sitz hat, wurde aus einem der Fenster des polnischen Konsulats eine polnische Fahne gehisst. Sobald dies zu sehen war, versammelten sich die Menschen vor dem Konsulat; und auch die Menschen, die sich vor dem Regierungsgebäude versammelt hatten, um das Konzert zu hören, eilten in Richtung Bahnhofstraße und schlossen sich den Menschen vor dem Konsulat an. Die deutsche Bevölkerung rief nun: 'Nieder mit der Fahne!' Als nichts geschah und Generalkonsul Lewandowski sich am Fenster zeigte, stürmten einige Männer auf die Terrasse des Hotel Imperial, das im selben Gebäude untergebracht war, rissen die Fahne unter den Anfeuerungsrufen der Menge herunter und zerrissen sie. Dann sang die Menge 'Deutschland, Deutschland über alles' und 'Heil dir im Siegerkranz'.“

 

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  • Bahnhofstraße in Allenstein, ca. 1900

    Rechts: Hotel Reichshof
  • Dom Polski zur Zeit des Plebiszit 1920

    Dom Polski zur Zeit des Plebiszit 1920
  • Dom Polski mit the Slawischer Bank, ca. 1937

    Dom Polski mit the Slawischer Bank, ca. 1937
  • Wiederaufbau des Dom Polski 1979

    Wiederaufbau des Dom Polski 1979
  • Dom Polski in Olsztyn, 2023

    Dom Polski in Olsztyn, 2023