Dom Polski in Allenstein (Olsztyn)

Dom Polski mit Slawischer Bank, ca. 1937
Dom Polski mit Slawischer Bank, ca. 1937

Alle kulturellen und politischen Aktivitäten im polnischen Haus enden – vorläufig – 1939. Polinnen und Polen in Deutschland gehörten zu den ersten Opfern des Zweiten Weltkriegs, und auch der Bund der Polen in Allenstein wird kurz vor und gerade nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 Ziel der Nationalsozialisten und der Gestapo. Das Dom Polski und die Gazeta Olsztyńska werden geschlossen, Seweryn Pieniężny junior verhaftet und im Februar 1940 im KZ Hohenbruch ermordet. Während das Gebäude der Gazeta Olsztyńska im November 1940 als von den Nationalsozialisten sogenannter „Schandfleck“ abgerissen und mit einer öffentlichen Toilette (!) ersetzt wird, bleib das Dom Polski weiter bestehen. Das polnische Haus wurde der Ostpreußischen Landschaft in Königsberg übergeben und ging dann in den Besitz des Kaufmanns Julius Lipka über. Während des Krieges wurde damit begonnen, das bestehende Hotel zu erweitern und als „Zum Goldenen Stern“ wieder zu eröffnen, aber diese Arbeiten wurden nicht abgeschlossen und das Gebäude stattdessen zur Unterbringung von französischen und polnischen Zwangsarbeitern genutzt. Die Eroberung von Allenstein/Olsztyn durch Truppen der Roten Armee im Januar 1945 und die darauffolgende Zerstörung von weiten Teilen der Altstadt überstand das Gebäude ohne große Schäden. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Integration des Ermlandes und südlichen Ostpreußens in die polnische Volksrepublik ging das Gebäude in den Besitz des Finanzministeriums über. Bis 1948 war es der Sitz des Landesausschusses der Polnischen Arbeiterpartei. Danach wurde es für Bürozwecke von verschiedenen Institutionen und als Wohnhaus genutzt, bis es 1968 Sitz des Instytut Północny im. Wojciecha Kętrzyńskiego wurde, dem Nord-Institut für wissenschaftliche Forschung Wojciech Kętrzyński (OBN), benannt nach dem polnischen Historiker Wojciech Kętrzyński (1838–1918). Das bis heute bestehende Institut befasst sich mit der Erforschung der polnischen Geschichte in Ermland, dem ehemaligen Ostpreußen und dem gesamten baltischen Raum befasst. 1977 begann nach einigem Hin- und Her zwischen Verwaltung, Institut und Bewohnern die Stadt mit dem Abriss des Gebäudes. Der Plan, hier ein komplett neues Gebäude mit einer modernen Fassade zu errichten, wurde aber dahingehend geändert, die ursprüngliche Fassade des Gebäudes wieder herzustellen, inklusive der während des Krieges verloren gegangenen Adlerstatue auf dem Dach. Hinter der Fassade wurde aber ein neues, modernes Gebäude mit Bibliothek, Lesesaal und Büros errichtet und im Eingangs- und Innenbereich mit eindrucksvollen Mosaiken und Designelementen versehen. Anlässlich des 60. Jahrestages der Volksabstimmung im Jahr 1982 wurde das neue alte Gebäude dann feierlich eröffnet. Nach dem Fall der Mauer ging das Haus 1990 in den Besitz der Staatskasse und 1998 in den Besitz des OBN über. Eine weitere Renovierung des Gebäudes, das trotz Neubaus über die Jahrzehnte immer wieder Baumängel zeigte, wurde zwischen 1997 und 1999 durchgeführt, 2022 wurden die Fassade und das Dach erneut renoviert.

 

Marcel Krueger, Februar 2023

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  • Bahnhofstraße in Allenstein, ca. 1900

    Rechts: Hotel Reichshof
  • Dom Polski zur Zeit des Plebiszit 1920

    Dom Polski zur Zeit des Plebiszit 1920
  • Dom Polski mit the Slawischer Bank, ca. 1937

    Dom Polski mit the Slawischer Bank, ca. 1937
  • Wiederaufbau des Dom Polski 1979

    Wiederaufbau des Dom Polski 1979
  • Dom Polski in Olsztyn, 2023

    Dom Polski in Olsztyn, 2023