Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern. Radziwiłł: 1687 Jerzy Józef Radziwiłł

Unbekannter polnischer Maler: Porträt Jerzy Józef Radziwiłł (1668-1689),1733-37. Öl auf Leinwand, 109,5 x 72,5 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 4769 MNW
Unbekannter polnischer Maler: Porträt Jerzy Józef Radziwiłł (1668-1689), 1733-37. Öl auf Leinwand, 109,5 x 72,5 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 4769 MNW

Schließlich erreichen die Brüder nach einer Reise über Venedig und Wien im Juli 1687 Breslau. Folgt man einer österreichischen Quelle, so soll sich zu diesem Zeitpunkt der Bischof von Kiew, Andrzej Chryzostom Załuski, im Auftrag von Jerzy Józef in Berlin bemüht haben, die im April 1687 verwitwete Luise Charlotte Radziwill als Braut für ihn zu gewinnen, wobei Jerzy Józef dann in Konkurrenz zu Jakob Louis Sobieski gestanden hätte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich die Brüder Radziwiłł als Vermittler zwischen Jakob Louis Sobieski und Luise Charlotte eingeschaltet haben. Denn Jerzy Józef selbst hatte sich bereits seit dem Vorjahr mithilfe seiner Berliner Verwandten um die Hand von Marie Eleonore, der Tochter des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau, bemüht. Am 13. September 1687 heiraten schließlich in Dessau Jerzy Józef Radziwiłł und Marie Eleonore von Anhalt-Dessau und lassen sich anschließend in Biała nieder. Luise Charlotte Radziwill gibt Jakob Louis Sobieski zwar ein Eheversprechen, heiratet aber nach einer sorgfältig inszenierten Intrige im August 1688 in Berlin den Kurprinzen Karl Philipp von der Pfalz (1661-1742).

Marie Eleonore von Anhalt-Dessau ist das siebte Kind aus der Ehe des regierenden Fürsten von Anhalt-Dessau, Johann Georg II., aus dem Haus der Askanier, und der niederländischen Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637-1708). Johann Georg ist durch diese Ehe Schwager des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), geworden und wird 1670 von diesem zum Generalfeldmarschall ernannt. Für Brandenburg zieht er 1675 gegen die Schweden in den Krieg, übernimmt 1679 ein brandenburgisches Infanterieregiment und vermittelt über ein Jahrzehnt zwischen Brandenburg und Kaiser Leopold I. Möglicherweise sucht Jerzy Józef mit seiner Heirat die Nähe zum Haus Hohenzollern, denn auch Luise Charlotte Radziwill ist über ihre Großmutter Elisabeth Sophie von Brandenburg (1589-1629) mit den Hohenzollern verwandt und hat außerdem mit ihrem ersten Mann Ludwig von Brandenburg einen Sohn des Großen Kurfürsten geheiratet.

Jerzy Józef Radziwiłł wird als ältester überlebender Sohn seines Vaters 7. Majoratsherr/Ordynat von Nieśwież und Großkanzler von Litauen. 1688 wird er zum Woiwoden der litauischen Wojewodschaft Trakai ernannt. Im selben Jahr erhält er durch eine endgültige Aufteilung des Familienbesitzes zwischen ihm und seinem Bruder Karol Stanisław die Herrschaft Ołyka, zahlreiche Güter und Ortschaften in Litauen und Polen, ein Mietshaus in Warschau sowie ein Herrenhaus im Warschauer Vorort Praga, des Weiteren ein Mietshaus in Krakau, Paläste in Grodno und Vilnius sowie die Starostien von Człuchów, Rabsztyn und Gubin. Zugleich muss er hohe Schulden seines Vaters übernehmen. Im November 1888 nimmt er in Łuck (heute Luzk, Ukraine) am Vor-Sejm teil, wird aber nicht zum Abgeordneten gewählt. Eine Tochter des Ehepaars, Katarzyna Henryka, stirbt kurz nach der Geburt. An den Folgen einer plötzlichen Erkrankung stirbt Jerzy Józef Radziwiłł am 2./3. Januar 1689 in Biała und wird in Nieśwież im Jesuitenkloster beigesetzt. Der Familienbesitz fällt an den Bruder, Karol Stanisław Radziwiłł. Marie Eleonore von Anhalt-Dessau, Fürstin Radziwiłł geht nach Dessau zurück und bleibt unverheiratet. Sie überlebt ihre neun Geschwister, darunter auch den Nachfolger ihres Vaters, Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676-1747). Sie erbt den Nachlass ihrer Mutter mit einer bedeutenden Gemäldesammlung niederländischer Meister, die sich heute in den Schlössern von Dessau und Mosigkau befindet. Marie Eleonore stirbt am 18. Mai 1756 in Dessau und wird in der dortigen Marienkirche bestattet.

 

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  • Porträt Jerzy Józef Radziwiłł, 1758

    Kupferstich, in: Icones familiae ducalis Radivilianae …, Nieśwież 1758, Tafel 149, Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie
  • Georg Lisiewski (1674-1750): Porträt Marie Eleonore von Anhalt-Dessau, Fürstin Radziwill (1671-1756), um 1725

    Öl auf Leinwand, 77,5 x 64,5 cm, Sammlung Schloss Mosigkau