Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Piasten: 1013 Mieszko II. Lambert

Mathilde von Schwaben überreicht Mieszko II. Lambert die Handschrift „Liber de divinis officiis“, Widmungsblatt zur gleichnamigen Handschrift des Pseudo-Alkuin, St. Gallen, 1025/27 (verschollen, farbige Kopie von 1842), Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms.C 91, fol. 3r
Mathilde von Schwaben überreicht Mieszko II. Lambert die Handschrift „Liber de divinis officiis“, Widmungsblatt zur gleichnamigen Handschrift des Pseudo-Alkuin, St. Gallen, 1025/27 (verschollen, farbige Kopie von 1842), Düsseldorf, Universitäts- und Lande

Mieszko II. fällt ab 1028 in Sachsen und Thüringen ein. Konrad II. reagiert mit Feldzügen gegen die Polen und gewinnt 1031 die Lausitz zurück. Im selben Jahr übernimmt der zwischenzeitlich nach Kiew geflohene Bezprym als Herzog von Polen die Regierung, errichtet eine tyrannische Herrschaft und wird kurz darauf ermordet. Als Mieszko, der noch einmal allein regieren kann, 1034 unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, brechen soziale und religiöse Unruhen aus.[11] Richeza und ihr inzwischen achtzehnjähriger Sohn Kasimir, die sich gegen den Widerstand des Adels nicht an der Macht halten können, verlassen 1036 das Land. Sie lassen sich in der mittelrheinischen Benediktinerabtei Brauweiler nieder, die Richezas Eltern 1024 gegründet haben. Die Chronik der Gründung dieser Abtei (Fundatio monasterii Brunwilarensis, um 1080)[12] berichtet hingegen, Richeza habe ihren Gatten bereits vor dessen Tod verlassen, da er sich eine Nebenfrau genommen habe. „Der Sitten und Gebräuche der Polen überdrüssig“, sei sie verkleidet und mit wenigen Begleitern zu Kaiser Konrad II. nach Sachsen geflohen, der sie „ehrenvoll aufgenommen und reich beschenkt habe“. Sie habe die polnischen Kroninsignien mitgenommen, vermutlich um sie für Kasimir zu sichern, und sie dem Kaiser übergeben. Konrad wiederum habe ihr erlaubt, weiterhin den Titel Königin von Polen führen.[13]

Kasimir zieht 1038/39 mit fünfhundert kaiserlichen Reitern ins Odergrenzgebiet und kann von dort aus seine Herrschaft über Großpolen, Kujawien und Kleinpolen neu errichten. Um seine Herrschaft auch nach Osten hin abzusichern, heiratet er Maria Dobroniega, eine Schwester des Großfürsten von Kiew, Jaroslaw des Weisen, und verheiratet seine eigene Schwester Gertruda mit Jaroslaws Sohn, Isjaslaw/Izjasław. Eine weitere Schwester verheiratet er mit dem ungarischen Thronfolger, dem späteren König Bela I.[14] Rheinische Missionare gründen unter Kasimirs Herrschaft neue Benediktinerklöster in Tyniec südwestlich von Krakau, Lubin, Mogilno, Płock und Breslau. Aaron, der erste Abt des Klosters Tyniec und 1046 in Köln zum Missionsbischof für Polen ernannt, lässt aus Köln Reliquien des heiligen Gereon und liturgische Schriften nach Krakau bringen.[15]

Richeza lebt vermutlich von 1040 bis 1047 auf Gut Klotten an der Mosel, das den Ezzonen gehört. Ab 1047 widmet sie sich dem Erbe ihrer Vorfahren, das sie inzwischen allein verwaltet. 1048 beginnt sie mit Neubauten der Klostergebäude und der Kirche der Abtei Brauweiler, die 1061 vollendet werden. Die letzten Lebensjahre verbringt sie auf ihren thüringischen Besitzungen in Saalfeld. Bestattet wird sie in der Kölner Stiftskirche St. Maria ad gradus. Nach deren Auflösung werden ihre Gebeine 1817 in den Kölner Dom umgebettet, wo in der Johanneskapelle ein Holzsarkophag über einem klassizistischen Wandsockel und einer Inschriftentafel an sie erinnert. Die seitlichen Ganzfigurenporträts von Erzbischof Anno II., der ihre Beisetzung in Köln veranlasst hat, und von Richeza selbst stammen aus der spätmittelalterlichen Grabanlage in der Marienkirche. Sowohl dort als auch im Kölner Dom wurde und wird Richeza auch heute noch als Selige verehrt (Abbildungen unten).[16]

Axel Feuß, Juli 2021

[11] Mühle 2011 (siehe Literatur), Seite 29 f.

[12] Vergleiche Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters, https://www.geschichtsquellen.de/werk/2385

[13] Röckelein 2006 (siehe Literatur), Seite 106 f.

[14] Mühle 2011 (siehe Literatur), Seite 33

[15] Röckelein 2006 (siehe Literatur), Seite 121

[16] Vergleiche auf diesem Portal Adam Gusowski: Richeza / Rixa, Königin von Polen - Kölner Dom / Kloster Brauweiler / Klotten, https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/richeza-rixa-koenigin-von-polen-koelner-dom-kloster-brauweiler-klotten

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