Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Piasten: um 1142 Dobroniega Ludgarda von Polen

Doppelkapelle St. Crucis der ehemaligen Höhenburg Landsberg, errichtet 1156/84 unter Dietrich II., Markgraf der Lausitz, Landsberg (Saalekreis)
Doppelkapelle St. Crucis der ehemaligen Höhenburg Landsberg, errichtet 1156/84 unter Dietrich II., Markgraf der Lausitz, Landsberg (Saalekreis)

Ihren ersten Namen erhält Dobroniega vermutlich nach der Urgroßmutter Maria Dobroniega von Kiew (1012-1087), der Ehefrau des Piasten-Herzogs Kasimir I. Karl/Kazimierz I Karol (1016-1058). Ihren zweiten Namen Ludgarda/Luitgard oder Lukardis bekommt sie vermutlich erst nach ihrer Hochzeit im Andenken an ihre Schwiegermutter Luitgard von Ravenstein (um 1104-1146). Dass sie diesen Namen erst in Sachsen angenommen hat, ist der rund fünfundsiebzig Jahre später entstandenen Genealogie der Wettiner (Genealogia Wettinensis, 1216/17)[4] zu entnehmen.[5] Der unmittelbare Anlass und das genaue Jahr ihrer Hochzeit sind unbekannt. Um 1142 wäre ihr Vater Bolesław III. bereits gestorben, aber ihre Mutter Salome von Berg hätte noch gelebt. Möglicherweise ist Dobroniega schon früh in einem Abkommen zwischen Bolesław und Dietrichs Vater, Konrad von Meißen (1098-1157), verlobt worden.

Dietrich II., zweitältester Sohn des Markgrafen Konrad I. von Meißen und der Mark Lausitz und dessen Ehefrau Luitgard von Ravenstein (möglicherweise aus dem Geschlecht der Staufer), ist Nachkomme aus dem seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nachweisbaren Geschlecht der unweit von Halle (Saale) ansässigen Grafen von Wettin. Der Vater wird 1123 Markgraf von Meißen und 1136 Markgraf der Lausitz. 1156 legt dieser jedoch sein Amt nieder, indem er im Dom zu Meißen in Anwesenheit der Geistlichkeit und des adligen Gefolges symbolisch seine Herrschaftsinsignien und seine Waffen ablegt und als Laienbruder in das Kloster Lauterberg (heute Kloster Petersberg im Saalekreis) eintritt. Den Besitz teilt er unter seinen drei Söhnen auf. Dietrich erhält Eilenburg und die Mark Lausitz. Bei dem unweit des Klosters gelegenen Ort Landsberg, der heutigen Stadt Landsberg (Saalekreis), errichtet er eine Höhenburg. 1174 wird er in Urkunden als „Comes de Landsberc“ bezeichnet, was auf die im Bau befindliche oder bereits fertiggestellte Burg hindeutet, von der heute nur noch die zweistöckige, also zwei verschiedenen Funktionen dienende Doppelkapelle St. Crucis existiert (Titelbild).

„Zu einem engeren Zusammenwirken zwischen Markgraf Dietrich und den Piasten ist es indessen nie gekommen“, so der Historiker Tobias Weller, „vielmehr waren ihre Beziehungen recht problematisch.“[6] Dietrich II. gehört zum engeren Kreis von Kaiser Friedrich Barbarossa. 1157 begleitet er den Kaiser auf dessen erstem Polenfeldzug bis vor Posen, der mit der Unterwerfung von Dietrichs Schwager Bolesław IV. endet. Auch am Polenfeldzug des Kaisers im Jahr 1172 wieder gegen Bolesław scheint er beteiligt gewesen zu sein. 1176/77 folgt er Barbarossa nach Italien im Feldzug gegen die Städte des Lombardenbunds.

Möglicherweise hat das familiäre Zerwürfnis dazu beigetragen, dass Dietrich seine Frau bereits in den 1050er-Jahren verlässt und eine außereheliche Beziehung mit Kunigunde von Plötzkau eingeht, der Witwe des Grafen Bernhard II. von Plötzkau, Hecklingen und Walbeck. Dieser ist 1147 während des zweiten Kreuzzugs in Armenien zu Tode gekommen. Über das weitere Schicksal von Dobroniega Ludgarda ist nichts bekannt. Sie und Dietrich von Landsberg haben zwei Kinder: Konrad, der 1175 bei einem Reiterturnier stirbt, und Gertrud, die als Nonne ins Kloster Gerbstedt im Südharz geht, das seit 1014 den Grafen von Wettin gehört. Mit Kunigunde von Plötzkau hat Dietrich einen Sohn, Dietrich von Meißen, der wegen seiner illegitimen Geburt nicht als Nachfolger des Markgrafen in Betracht kommt und daher ein geistliches Amt ergreift. Er wird 1201 zum Bischof von Merseburg gewählt.

[4] Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters, http://www.geschichtsquellen.de/werk/2436

[5] „Tidericus Orientalis marchio duxit uxorem sororem Meseconis ducis Poloniae, Dobernegam nomine, que eciam Lukardis dicta est …“ Vergleiche Weller 2004 (siehe Literatur), Seite 650

[6] Weller 2004 (siehe Literatur), Seite 651