Er lebt für Hip Hop: Die Legende DJ Tomekk

DJ Tomekk beim 90er Olymp 2018 im Freizeit- und Erholungspark Lübars. Berlin, 10.08.2018
DJ Tomekk beim 90er Olymp 2018 im Freizeit- und Erholungspark Lübars. Berlin, 10.08.2018

Mit 15 Jahren erhält Tomasz bei dem Label Stuff Records seinen ersten Plattenvertrag als Rapper und veröffentlicht unter seinem Rap-Namen „MC Mis One“ seine erste Single mit den Songs „Wait In Love For You“ und „Art Gangster Rap“. Seine ersten Tour-Erfahrung als DJ macht er mit dem Berliner Musiker:innen-Kollektiv „Reality Brothers“ und ab 1992 legt er jeden Freitagabend in dem Berliner Club Acud auf. Mit jedem Freitagabend wird die Tanzfläche voller und allmählich wird er in der Berliner Szene bekannt unter seinem neuen Künstlernamen „DJ Tomekk“ („Tomek“ als Koseform von Tomasz und das zusätzliche „k“ für seinen Nachnamen Kuklicz). 1993 beginnt er sein Arbeit als DJ bei dem neu gegründeten Berliner Radiosender Kiss FM und moderiert dort seine eigene Hip Hop-Show auf Deutsch, Polnisch und Englisch unter dem Titel „Boogie Down Berlin“. Für eine stetig wachsende Hörerschaft mixt er hier jeden Freitag- und Samstagabend seine Musik, interviewt prominente Musiker:innen und Gäste, rappt sogar selbst mehrsprachig in seiner Sendung. Sein überragendes Talent und eine glückliche Fügung öffnen ihm dann Tür und Tor in das große Musikgeschäft: 1993 kommt die US-amerikanische Hip Hop-Legende Kurtis Blow für ein Interview in die Radiosendung des mittlerweile 17-jährigen Tomekk und lässt sich ad hoc von seinen Fähigkeiten begeistern. Noch am selben Abend nimmt Kurtis Blow den aufstrebenden Tomekk als Opening-DJ mit zu seinem Berliner Konzert – und schließlich unter Vertrag für seine Tour durch die Vereinigten Staaten. Ein Jahr lang tourt Tomekk als DJ mit Kurtis Blow durch die USA, spielt land auf land ab auf Konzerten vor mehreren hunderttausend Menschen, findet sich auf einmal mit Stars des amerikanischen Hip Hop, wie Run-D.M.C. und LL Cool J, auf der Bühne wieder. Kurtis Blow fungiert dabei als Mentor für den noch jungen Tomekk und ebnet ihm ein gutes Ansehen in der Szene: Unabhängig des gewaltsamen „East Coast vs. West Coast“-Konflikts, der die US-amerikanische Hip Hop-Szene Mitte der 1990er Jahre in zwei verfeindete Lager teilt, lernt Tomekk durch den erhabenen Kurtis Blow alle bekannten Hip Hop-Künstler:innen an der Ostküste sowie an der Westküste kennen. Zu dieser Zeit ist ein weißer Nicht-Amerikaner im amerikanischen Hip Hop noch äußerst ungewöhnlich. Umso mehr sorgt Tomekk für Furore, als er 1994 sogar für den 1st Annual Rap Music Award nominiert wird.

Zurück in Deutschland geht Tomekk zwar erstmal wieder zum Gymnasium, aber sein Abitur wird er nicht mehr machen: Während er tagsüber die Schulbank drückt, legt er nachts in diversen Berliner Clubs auf, beteiligt sich an kleineren und größeren Clubs als Teilhaber und arbeitet ehrgeizig an seiner Karriere als DJ. Seine Mixtapes, auf denen er häufig US-amerikanische und deutsche Künstler:innen gemeinsam in einen Song integriert, verkauft er quasi aus dem Kofferraum und polstert damit seine noch sehr überschaubaren Finanzen auf. Die Volljährigkeit nun erreicht, verlässt er das Weddinger Kinderheim und bezieht seine erste eigene Wohnung, später dann eine Zimmer in einer Wohngemeinschaft mit Freunden. Nachdem er 1997 bei dem Musikverleger Guido Schulz unter Vertrag kommt, ist der steile Weg seines Erfolgs geebnet: Er verlässt die Schule und arbeitet in großen Musikstudios an Produktionen, lernt richtige Musikproduzenten kennen, nimmt Remix-Aufträge befreundeter Künstler:innen an. Zusammen mit Guido Schulz sowie seinem damaligen Mitbewohner und heute erfolgreichem Musikmanager Ronny „Ernie“ Boldt gründet er 1998 die Agentur „Hip-Hop-Büro Berlin“ zur DJ-Promotion. Und als der Sportartikelhersteller Fila 1999 das Label F-Records gründet, wird Tomekk als einer der ersten Künstler unter Vertrag genommen. Der Song „1, 2, 3 Rhymes Galore“, als internationale Kooperation unter DJ Tomekk und Grandmaster Flash, wird zu einem riesigen kommerziellen Erfolg und hält sich mehrere Wochen in den Deutschen Charts. Seine zweite Single „Ich lebe für Hip-Hop“ erreicht Platz 11 der Charts. Mit dieser Hip Hop-Hymne kreiert er schon früh sein Markenzeichen – auch über die eigene musikalische Szene hinaus:  Es folgen Fernsehauftritte, Musikauszeichnungen wie der Comet und der Bravo-Otto, Autogrammstunden und Booking-Anfragen aus dem europäischen Ausland. 2001 veröffentlicht er sein erstes Album „Return of Hip Hop“ und zieht noch im selben Jahr nach New York. Seither produziert er mit großen internationalen Stars, erreicht hohe Platzierungen auch in den ausländischen Charts. Um die Jahrtausendwende zählt Tomekk zu den bekanntesten Hip Hop-DJs und Top-Produzenten in Deutschland. Er verhilft vielen deutschen Rappern zu Charterfolgen und holt amerikanische Hip Hop-Künstler:innen nach Deutschland – wie zum Beispiel LL Cool J, Coolio, Grandmaster Flash, Public Enemy, KRS One und Wu-Tang Clan. Mit „Beat of Life, Vol. 1“ folgt  2002 bereits sein zweites Studioalbum und 2003 sogar eine Grammy-Nominierung. Im Jahr 2005 veröffentlichte er sein drittes Album „Numma Eyns“, dessen Singleauskopplung „Jump, Jump (DJ Tomekk kommt)“ es sogar auf Platz 3 der deutschen Charts schafft. Für diesen Song lässt DJ Tomekk das bis dahin aufwendigste deutsche Hip Hop-Video drehen.

Mediathek
  • DJ Tomekk: "1,2,3 RHYMES GALORE"

  • DJ Tomekk - "Ich Lebe Für Hip Hop" 

  • DJ Tomekk & FLER & G-HOT - "JUMP JUMP"