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Hermann Scheipers

Hermann Scheipers, Passfoto, ca. 1925.

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  • Hermann Scheipers und seine Zwillingsschwester - Hermann Scheipers und seine Zwillingsschwester Anna, ca. 1917
  • Familie Scheipers - Familie Scheipers in Ochtrup, 1926
  • Hermann Scheipers 1930 - Hermann Scheipers als Pfadfinder, 1930
  • Gedenkkarte - Vorderseite: Gedenkkarte „Die Einjährigen des Gymnasiums in Rheine“, 1929
  • Gedenkkarte - Rückseite: Gedenkkarte „Die Einjährigen des Gymnasiums in Rheine“, 1929
  • Symbolischer Einzug in das reife Leben - Symbolischer Einzug in das reife Leben: Von einer Brücke in Rheine werden alte Lehrhefte in die Ems geworfen, 1929
  • Norwegen-Kreuzfahrt, ca. 1936 - Norwegen-Kreuzfahrt, ca. 1936. Die Reise hat 45 Reichsmark gekostet, die sich Hermann Scheipers als Helfer beim Pfarrer Hubert Winckelmann aus Greven verdient hat
  • Hermann und Anna Scheipers - Hermann und Anna Scheipers ca. 1933
  • Hermann Scheipers, 1932 - Hermann Scheipers, 1932
  • Passfoto Vorderseite - Vorderseite: Hermann Scheipers, Passfoto, ca. 1925
  • Passfoto Rückseite - Rückseite: Hermann Scheipers, Passfoto, ca. 1925
  • Hermann Scheipers 1937 - Hermann Scheipers in Ochtrup vor dem gemieteten Elternhaus, 1937
  • Hermann Scheipers mit Schwester Anna - Hermann Scheipers mit Schwester Anna (links) in Hubertusburg vor Oktober 1940.
  • Mit dem eigenen Pkw - Hermann Scheipers mit dem eigenen Pkw Brennabor, 1937
  • Handschriftlicher Bemerkung - Rückseite des Fotos mit eigenem Pkw mit handschriftlicher Bemerkung: „1. Auto, Brennabor, Batterie auf dem Trittbrett“
  • Konzentrationslager Dachau - Konzentrationslager Dachau, ca. 1941
  • Häftlinge in Dachau (1) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (2) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (3) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (4) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (5) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (6) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (7) - Häftlinge in Dachau
  • Häftlinge in Dachau (8) - Häftlinge in Dachau
  • KZ Dachau - KZ Dachau – Menschenversuche mit Unterkühlung
  • Heimlich aufgenommenes Foto in einem Abstellraum - Hermann Scheipers in KZ Dachau Ende 1944. Heimlich aufgenommenes Foto in einem Abstellraum.
  • Rückseite heimlich aufgenommenes Foto - Rückseite des Fotos mit handschriftlichen Bemerkungen von Scheipers
  • Gottesdienst Dachau - Gottesdienst der Priester im KZ Dachau, 1944
  • Rückseite des Fotos - Rückseite des Fotos Gottesdienst der Priester im KZ Dachau, 1944 mit handschriftlicher Bemerkung von Hermann Scheipers
  • Todesmarsch nach der Evakuierung - Todesmarsch nach der Evakuierung des KZ Dachau Ende April1945, hier Durchmarsch durch Grünewald (südlich von München).
  • Todesmarsch nach der Evakuierung - Todesmarsch nach der Evakuierung des KZ Dachau Ende April1945, hier Durchmarsch durch Grünewald (südlich von München).
  • Hermann Scheipers im April 1945 - Hermann Scheipers im April 1945
  • Personalausweis 1945 (innen) - Personalausweis Hermann Scheipers’, ausgestellt in Starnberg am 16. Mai 1945
  • Personalausweis 1945 (außen) - Rückseite des Personalausweises Hermann Scheipers’, ausgestellt in Starnberg am 16. Mai 1945
  • Hermann Scheipers 1960 - Hermann Scheipers vor dem ersten Spatenstich für den Neubau der Fuchsbergkapelle in Schirgiswalde, 1960
  • Polenreise, 1963 - Hermann Scheipers, Polenreise, 1963
  • Beerdigung des Bischofs Trochta - Beerdigung des Bischofs Trochta in Leitmeritz / Tschechoslowakei 1974. Schweigende Predigt der Bischöfe und Kardinäle aufgrund des Redeverbots
  • Kranz für Bischof Trochta - Der Kranz, den Hermann Scheipers im Namen der deutschen Dachau-Priester am Trochtas Grab niederlegte
  • Erzbischof von Krakau - Erzbischof von Krakau Karol Wojtyla bei der Beerdigung des Bischofs Trochta in Leitmeritz, 1974
  • Scheipers Schwester Anna - Scheipers Schwester Anna mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande, 2002
  • Hermann Scheipers 2004 - Hermann Scheipers mit Volker Schlöndorff, 2004
  • Hermann Scheipers in Washington D.C. - Hermann Scheipers in Washington D.C. vorm Weißen Haus 2009. Die Reise erfolgte auf Einladung des Pennsylvania  College of Technology in der Stadt Williamsport
  • Dir gehört mein Leben (DE) - Die Geschichte von Anna und Hermann Scheipers - 29 min

    Dir gehört mein Leben (DE)

    Die Geschichte von Anna und Hermann Scheipers - 29 min
  • I owe you my life (EN) - The story of Anna and Hermann Scheipers - 29 min

    I owe you my life (EN)

    The story of Anna and Hermann Scheipers - 29 min
  • Moje życie należy do ciebie (PL) - Historia Anny i Hermanna Scheipersów - 29 min

    Moje życie należy do ciebie (PL)

    Historia Anny i Hermanna Scheipersów - 29 min
  • Ansprache des Generalkonsuls - Ansprache des Generalkonsuls der Republik Polen in Köln Jan Sobczak anlässlich der Verleihung des Kavalierkreuzes des Verdienstordens der Republik Polen
  • Überreichung des Ordens - Überreichung des Ordens
  • Generalkonsul Jan Sobczak - Generalkonsul Jan Sobczak (v.l.n.r), Hermann Scheipers mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und dem polnischen Orden
  • Ausweis zum Orden - Ausweis zum Orden mit der Unterschrift des Präsidenten der Republik Polen Bronisław Komorowski
  • Danksagung Hermann Scheipers' - Danksagung Hermann Scheipers'
  • Gespräch mit Jacek Barski in Ochtrup 2015 - Ein einmaliges Dokument der Zeitgeschichte: Ein Gespräch mit Hermann Scheipers vor der Kamera 2015 in Ochtrup.

    Gespräch mit Jacek Barski in Ochtrup 2015

    Ein einmaliges Dokument der Zeitgeschichte: Ein Gespräch mit Hermann Scheipers vor der Kamera 2015 in Ochtrup.
  • Stoplerstein für Prälat Hermann Scheipers - Der Stolperstein mit Lebensdaten von Hermann Scheipers wurde am 3. Februar 2018 vor der früheren elterlichen Wohnung in das Pflaster des Bürgersteiges eingesetzt.
  • Gedenktafel für Anna und Hermann Scheipers - Die Gedenktafel erinnert an die besondere Zivilcourage der Zwillinge Anne und Hermann Scheipers.
  • Grab von Hermann Scheipers auf dem Alten Friedhof in Ochtrup - Zentralkreuz auf dem Alten Friedhof in Ochtrup mit dem Grab von Hermann Scheipers (rechts unten), Zustand 2020.
  • Grab von Hermann Scheipers - Grab von Hermann Scheipers auf dem Alten Friedhof in Ochtrup, Zustand 2020.
Hermann Scheipers, Passfoto, ca. 1925. Foto: Privatbesitz Hermann Scheipers.
Hermann Scheipers, Passfoto, ca. 1925.

Insgesamt waren im KZ Dachau 2720 Geistliche inhaftiert. 1034 von ihnen sind umgekommen. Besonders schwer war die Lage der polnischen Priester, die vor allem, wie sich Scheipers erinnert, von den kommunistisch orientierten „Funktionshäftlingen“ Grausamkeiten erfahren haben. Als sie isoliert wurden und ihnen verboten wurde, die täglichen Gottesdienste zu feiern, schmuggelte Scheipers couragiert Wein und Hostien für sie.

Später wird Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff Hermann Scheipers bei den Dreharbeiten zu seinem Film „Der neunte Tag“ (2004) konsultieren, in dem nach dem autobiographischen Roman von Jean Bernard „Pfarrerblock  25487“ das Schicksal der Geistlichen in Dachau dargestellt wurde.

Hermann Scheipers wird am 13. August 1942 von seiner Zwillingsschwester vor der Gaskammer gerettet. Nachdem sie ihren Bruder heimlich in Dachau getroffen hatte, suchte sie anschließend den für die dort inhaftierten Priester zuständigen Beamten des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin privat auf. Nach einem dramatischen Gespräch erhält sie das Versprechen des Beamten, dass ihr Bruder nicht vergast wird. Diese Zusage erstreckt sich auch auf alle anderen Priester. Tatsächlich kommt es seitdem in Dachau zu keinen Vergasungen von Geistlichen mehr. Anna Scheipers hat damit nicht nur ihrem Bruder, sondern  mehr als 500 Priestern das Leben gerettet.

Immer wieder wird Scheipers in Dachau Zeuge von Grausamkeiten wie von den tödlichen  Menschenversuchen. Die im kalten Wasser eingetauchten Häftlinge sollten die Unterkühlungsgrenze bestimmen lassen, die für die Entwicklung eines Spezialanzugs für das Militär behilflich sein sollte. Scheipers: „Alle starben bei  27 Grad Körpertemperatur. Nur ein Russe hat bis 17 Grad ausgehalten“. Der Glaube und die durch ihn bestärkte innere Überzeugung lassen Scheipers jedoch nicht abstumpfen. Ganz im Gegenteil. Er ist stets voller Hoffnung und hilft seinen Mithäftlingen und insbesondere den polnischen Priestern, wie er kann. Und er beginnt, sich für Russisch zu interessieren.

Im Vorfeld der anrückenden Alliierten wird das KZ Dachau im April 1945 evakuiert. Für die Häftlinge beginnen die Todesmärsche. Am 27. April 1945 flieht Scheipers von dem Todesmarsch und hält sich versteckt bei einer Pfarrei in Starnberg. Nach Kriegsende bekommt er bereits am 16. Mai 1945 von den amerikanischen Besatzungsbehörden in der Stadt Starnberg einen Personalausweis ausgestellt. Diesen Ausweis betrachtet er bis heute als „Reliquie“.

Nach der Rückkehr und etwa einjährigem Aufenthalt in Ochtrup übernimmt er 1946 für das Bistum Meißen eine Kaplan-Stelle in Radebeul, später in Pirna, Wilsdruff und als Pfarrer in Schirgiswalde. Scheipers gerät in die zweite deutsche Diktatur der Deutschen Demokratischen Republik. Trotz Schikanen beharrt er auf seinen Posten und lässt sogar 1956 den ersten Kirchen-Neubau in der DDR entstehen, die Pfarrkirche in Wilsdruff.

1974 stirbt in der Tschechoslowakei Stephan Kardinal Trochta, mit dem Scheipers in der gemeinsamen Haft in Dachau befreundet war. Trochta, ebenfalls durch die zwei Diktaturen drangsaliert (darunter eine siebenjährige Haft in der Tschechoslowakei), wurde 1948 Bischof von Litoměříce / Leitmeritz. Seine Beerdigung wurde zum Politikum und demonstrativen Treffpunkt der Kardinäle und Bischöfe aus Osteuropa mit über 3000 Besuchern. Der Staatssicherheitsdienst hat es verboten, Grabreden abzuhalten. Scheipers hält sich nicht daran und sagt spontan auf Deutsch: „Lieber Mitbruder und Lebensgenosse im KZ-Dachau! Von Jugend an hast du deinem Herrn Jesus Christus gedient und bist ihm mutig und treu auf seinem Kreuzesweg gefolgt. Unermüdlich hast du gekämpft für die Freiheit des Glaubens und der Kirche, ohne die Drohungen der Feinde zu fürchten, und hast dafür Gefängnishaft und schwere Drangsale ertragen. Der Herr schenke dir nun seinen Frieden und die Krone des ewigen Lebens“.[2]  Zusätzlich organisiert Scheipers einen Kranz im Namen der Dachau-Häftlinge. Auf der Schleife steht in Deutsch und Tschechisch: „Unserer Herr Jesus Christus schenke dir die Siegeskrone - Die deutschen Priester, die mit dir im Konzentrationslager Dachau gelitten haben“. Der Kranz befindet sich ganz vorne am Sarg und ist nicht zu übersehen. An der Beerdigungszeremonie nimmt schweigend der Erzbischof von Krakau, Kardinal Karol Wojtyla teil, der vier Jahre später zum Papst Johannes Paul II. wird, womit das Ende des kommunistischen Systems im Osten Europas entscheidend eingeleitet wurde.

Erst im August 1983 kommt Hermann Scheipers nach seiner Pensionierung in die Bundesrepublik Deutschland und 1990 nach Ochtrup zurück. Dort erhalten er und seine Zwillingschwester Anna am 25. November 2002 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Verdienstkreuz am Bande). Am 26. Februar 2013 erhält Hermann Scheipers das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen. Hermann Scheipers ist Ehrenbürger der Städte Ochtrup, Wilsdruff und Williamsport (USA).

Hermann Scheipers ist am 2. Juni 2016 in Ochtrup gestorben.

Nachdem die CDU-Ratsfraktion mit einem Initiativantrag dafür gesorgte hatte, dass Hermann Scheipers in Ochtrup zum Ehrenbürger ernannt wurde, beantragte sie im August 2016 nach dessen Tod als weiteren Beitrag zur Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, einen "Stolperstein"  für Hermann Scheipers zu verlegen – ein inzwischen internationales Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, das die Erinnerung an alle Verfolgten im Nationalsozialismus lebendig hält. Am 3. Februar 2018 wurde von dem eigens dazu aus Köln angereisten Künstler der Stolperstein mit den Lebensdaten von Hermann Scheipers auf eine quadratischen Messingtafel vor der früheren elterlichen Wohnung in das Pflaster des Bürgersteiges eingesetzt. Eine Gedenktafel erinnert zudem auf Augenhöhe an die besondere Zivilcourage der Zwillinge Anne und Hermann Scheipers. 

 

Jacek Barski, Juni 2015

 

[2] Ebd. S. 156