Józef Piłsudski in deutschen Gefängnissen

Piłsudski und Sosnkowski während der Internierung in der Festung Magdeburg, 1918
Piłsudski und Sosnkowski während der Internierung in der Festung Magdeburg, 1918

„Davon zu träumen, die Arbeit aufgeben zu können, fiel äußerst schwer; das Essen war miserabel: Suppe, Graupen und ganz erbärmliches Brot, das man kaum schlucken konnte. Ich aß in Kantinen, weil das Kochen zu Hause mangels Brennstoff ausgeschlossen war. Butter und andere Fette gab es kaum. In den Läden gab es auch kein Mehl.“

In Magdeburg ereilte Piłsudski die traurige Nachricht vom Tod seines Bruders Bronisław in Paris, der viel auf Reisen war, als Ethnologe den Fernen Osten erforschte und früher in der Verbannung lebte. Damals begann er damit, seine Erinnerungen an die Zeit als Legionär aufzuzeichnen. Die Erstausgabe von „Moje pierwsze boje“ (Meine ersten Kämpfe) erschien 1925. Ende August 1918, als die deutschen Behörden beschlossen, Kazimierz Sosnkowski aus dem Magdeburger Militärgefängnis in die Festung zu verlegen, ging Piłsudskis quälende Einsamkeit zu Ende. Die beiden Männer verbrachten nun ihre Zeit mit Schach, Diskussionen und Spaziergängen außerhalb der Festungsmauern. 

Sosnkowski erinnerte sich: „Nach dem Mittag gingen wir unseren Beschäftigungen nach: Der Kommandant schrieb damals an seinen Erinnerungen von den Schlachtfeldern der Zeiten der Legion. (…) Ich muss jedoch gestehen, dass wir öfter dem Schachspiel frönten. Dabei sorgte unsere gemeinsame Leidenschaft für die noble Unterhaltung bisweilen für leichte Misstöne zwischen uns.“

Die Haft glich nun eher einer Internierung mit Annehmlichkeiten. Sehr oft wurden Ausgänge in die Stadt unternommen, die für Besuche im Dom, im Museum, in Parks und zur Besichtigung anderer Sehenswürdigkeiten genutzt wurden. 

Außerdem gestattete man Piłsudski auch, Essen in der Stadt zu bestellen. Der erste Lieferant war das Hotel-Restaurant im Magdeburger Hof (Alte Ulrichstrasse 4), später kam es aus dem Bierrestaurant Patzenhofer in der Bärstrasse 1. Die erhaltenen Belege aus dieser Zeit legen den Grund für den Wechsel der Küche nahe: die überhöhten Preise im Magdeburger Hof, dem der polnische Häftling für Gemüsesuppe mit Fleischeinlage und ein Abendbrot monatlich rund 700 Mark zahlte, während es im Patzenhofer nur 350 Mark waren. Die deutsche Regierung wandte für seine Verpflegung monatlich 250 Mark auf. Den Rest übernahm das Generalgouvernement Warschau, das dreimal Zuschüsse von 1.000 Mark gewährte. Weitere Gelder flossen Piłsudski von polnischen Parteifreunden zu, sodass er insgesamt über zehn Tausend Mark verfügte. Der Restbetrag von 1.445 Mark wurde ihm später trotz der Revolution vom deutschen Staat ausbezahlt. 

Mediathek
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    Titelblatt: Józef Piłsudski, Moje pierwsze boje. Wspomnienia spisane w twierdzy magdeburskiej (Meine ersten Kämpfe. In der Festung Magdeburg niedergeschriebenen Erinnerungen), Warszawa: "Bibljoteka Po...
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    Józef Piłsudski und Kazimierz Sosnkowski während der Internierung in der Festung Magdeburg, 1918
  • Festungsgefängnis Spandau

    Festungsgefängnis Spandau
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    Das Haupttor der Zitadelle in Wesel von der Stadtseite aus gesehen.
  • Titelseite des „Kurier Warszawski“ vom 10. November 1918

    Titelseite des „Kurier Warszawski“ vom 10. November 1918. Powrót komendanta Piłsudskiego (Die Rückkehr des Kommandanten Piłsudski), Sonderbeilage, Nr. 311, 10.11.1918.
  • Haus in der Festung Magdeburg

    Haus in der Festung Magdeburg, in dem Józef Piłsudski interniert war.
  • Haus in der Festung Magdeburg

    Haus in der Festung Magdeburg, in dem Józef Piłsudski interniert war.
  • Teilansicht der Festung Magdeburg

    Teilansicht der Festung Magdeburg.
  • Übersichtskarte der Festung Magdeburg

    Übersichtskarte der Festung Magdeburg mit dem Haus (rot eingekreist), in dem Józef Piłsudski interniert war.
  • Restaurant Hiller in Berlin

    Restaurant Hiller in Berlin
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    In: Gustaw Rogalski, Album karykatur 1914-1928 Marszałka J. Piłsudskiego: na pamiątkę dziesięciolecia 1918-1928 niepodległości Polski (Karikaturen-Album des Marschalls J. Piłsudski 1914-1928. Zum Ande...
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    Haus in der Festung Magdeburg, in dem Józef Piłsudski interniert war.
  • Das Haus auf dem Gelände der Magdeburger Zitadelle

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  • Innenansicht des Hauses in Magdeburg

    Innenansicht des Hauses in Magdeburg, in dem Józef Piłsudski interniert war.
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  • Polnische Gäste am Haus in Magdeburg, in dem Piłsudski interniert war.

    Polnische Gäste am Haus in Magdeburg, in dem Piłsudski interniert war.
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  • Urkunde zur Übergabe des Piłsudski-Hauses, 1937

    Urkunde zur Übergabe des Piłsudski-Hauses, 1937.
  • Abriss des Piłsudski-Hauses

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  • Demolition of the house where Józef Piłsudski was interned

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    Abriss des Piłsudski-Hauses in Magdeburg.
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  • Das Magdeburger Haus im Park des Belvedere in Warschau, 1939

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  • Heutiges Gelände der Zitadelle in Magdeburg

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