Krystyna Wituska (1920–1944)

Krystyna Wituska, 1938.
Krystyna Wituska, 1938.

Im Sommer 1939 kehrt Krystyna Wituska gegen den Willen der Eltern aus der Schweiz nach Jeżew zurück. Die Stimmung in Polen ist angespannt und es wird viel über den heraufziehenden Krieg gesprochen. Doch die drohende Gefahr ist noch latent. Kurz nach dem Ausbruch des Kriegs ändert sich für die Familie Wituski dann alles: sie wird von den Nazis enteignet und muss ihre Besitztümer verlassen. An ihrer Stelle bezieht ein deutscher Besitzer das Gut – ein glühender Anhänger der Nazi-Ideologie. Feliks Wituski bekommt eine Arbeitsstelle in der Nähe von Łowicz. Die Mutter wohnt mit Krystyna in Warschau, die in einem Laden im Stadtteil Mokotów unterkommt, der Verwandten gehört. Nebenbei nimmt sie Deutschunterricht. Vermutlich im Herbst 1941 tritt Wituska dem konspirativen Związek Walki Zbrojnej (Verband für den bewaffneten Kampf) und später der Heimatarmee bei. Sie wählt den Decknamen „Kasia“ und wird für das Geheimdienstnetzwerk aktiv, das den Flughafen Okęcie ausspioniert. Später wird sie in Warschauer Kaffeehäusern auch mit Wehrmachtsoldaten flirten, um an die Namen ihrer Vorgesetzten zu kommen und Informationen über die deutschen Truppen zu erhalten. Nachdem Krystyna mindestens zwei Mal kurz davor stand, enttarnt zu werden, zieht sie sich zeitweilig zurück, um sich schließlich auf Drängen ihrer Vorgesetzten, die nicht auf sie verzichten wollen und sie auffordern, den Kampf gegen die Besatzer fortzusetzen, doch reaktivieren zu lassen.

Am 19. Oktober 1942 wird Wituska verhaftet. Ihr Verlobter Zbigniew Walc, Deckname Nik“, war zuvor schon im Juni in Neubrandenburg festgenommen worden, wo er als Zwangsarbeiter eingesetzt war. Er agierte auch für den polnischen Geheimdienst, indem er unter anderem Informationen über die Zahl der Zwangsarbeiter im Dritten Reich weitergab und über deren Stimmungslage berichtete. Bei der Durchsuchung von Walc findet die Gestapo Briefe von Krystyna. Dies steht damit im Zusammenhang, dass die Gestapo das Agentennetz in Deutschland seit Monaten ausheben will und nach und nach alle ihr bekannt werdenden Kontakte überprüft. Schließlich taucht die Gestapo auch in Wituskas Bleibe in Warschau auf. Bei der Wohnungsdurchsuchung werden Dokumente entdeckt, die Krystyna als Verschwörerin entlarven. Unter anderem wird ein Notizbuch sichergestellt, das die Anschriften der beiden Mitarbeiterinnen von Wituska enthält. Maria Kacprzyk und Wanda Kamińska werden daraufhin am nächsten Tag ebenfalls arrestiert und gemeinsam mit Krystyna ins Pawiak, das größte deutsche Gefängnis im besetzten Polen, verbracht, um nach mehrfachen Vernehmungen zu dritt in das Gestapo-Gefängnis am Alexanderplatz in Berlin überführt zu werden. Zbigniew Walc sitzt ebenfalls dort ein, wobei es den Verlobten gelingt, sich dort zwei Mal zu sehen. Nach den polizeilichen Ermittlungen werden die wegen Spionage angeklagten Frauen im Februar 1943 in das Gefängnis Moabit verlegt. Dort sollen sie ihren Prozess vor dem Reichskriegsgericht, dem höchsten Militärgericht, erwarten. Vor diesem Tribunal wurden nur die prominenten Fälle verhandelt, etwa wegen Spionage und anderer Taten im Auftrag des Feindes. Insgesamt kamen über 500 Polen vor das Reichskriegsgericht, von denen etwa 180 zum Tode verurteilt wurden.

 

Mediathek
  • Krystyna Wituska, 1938.

    Foto aus dem Privatbesitz.
  • Stele mit Gedenktafel und dem Reliefbild von Krystyna Wituska

    Gertraudenfriedhof in Halle
  • Krystyna Wituska

    Reliefbild von Krystyna Wituska (Nahaufnahme), Gedenkstele auf dem Gertraudenfriedhof in Halle.