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Kunstmuseum Bochum – Die Sammlung polnischer Kunst

Artymowska, Zofia (1923 Krakau - 2000 Warschau): Multiplied Space IX, 1981. Serigraphie, Collage, 60,8 x 49,7 cm (41,6 x 41,1 cm); Inv. Nr. 2149

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Artymowska, Zofia (1923 Krakau - 2000 Warschau)
Artymowska, Zofia (1923 Krakau - 2000 Warschau): Multiplied Space IX, 1981. Serigraphie, Collage, 60,8 x 49,7 cm (41,6 x 41,1 cm); Inv. Nr. 2149

Die erste umfassende Ausstellung polnischer Kunst findet als vierte Ausstellung in der Reihe „Profile“ unter dem Titel „Polnische Kunst heute“[2] um die Jahreswende 1964/65 statt. Sie wird von zwei bedeutenden polnischen Kunsthistorikern, Ryszard Stanisławski und Mieczysław Porębski, in zwei voneinander unabhängigen Sektionen „juriert“. Im Anschluss an die Ausstellung werden etliche Werke daraus für die Museumssammlung angekauft, darunter wichtige und teilweise frühe Arbeiten von Jerzy Bereś, Kiejstut Bereźnicki, Aleksander Kobzdej, Jan Lebenstein, Zbigniew Makowski und Jan Tarasin. Einzelausstellungen von Bereś (1971), Władysław Hasior (1971) und Stanisław Fijałkowski (1977) folgen, nach denen ebenfalls Werke erworben werden. Wichtige Arbeiten von Tadeusz Kantor kommen 1976 im Anschluss an eine Einzelausstellung des Künstlers in Nürnberg ins Bochumer Museum. Diese Künstler sind meist auch auf anderen Ausstellungen polnischer Gegenwartskunst vertreten, die während der Sechziger- und Siebzigerjahre in deutschen und polnischen Museen stattfinden.[3]

1980 legt das Museum Bochum aus Anlass des in Garmisch-Partenkirchen stattfindenden „Zweiten Weltkongresses für Sowjet- und Osteuropastudien“ einen Bestandskatalog osteuropäischer Kunst des 20. Jahrhunderts in westdeutschen öffentlichen Sammlungen vor. Dieser berücksichtigt Museen in achtundvierzig Städten und Westberlin und Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus Bulgarien, Jugoslawien, Polen, Rumänien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn.[4] Dabei zeigt sich, dass das Museum Bochum nach zwanzigjähriger Sammeltätigkeit mit etwa zweihundert Katalognummern nach dem Museum Folkwang in Essen die umfangreichste Sammlung osteuropäischer Kunst besitzt. Hiervon stammen zu diesem Zeitpunkt rund dreißig Werke aus Polen. Im selben Jahr erwirbt das Museum Bochum aus einer Kölner Galerie-Ausstellung fünf Werke von Władysław Strzemiński. 1986 kauft es zwei Bronzebüsten von Adam Myjak aus dessen Warschauer Atelier und widmet dem Künstler drei Jahre später eine große Einzelausstellung.[5]

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 relativiert sich die kulturelle „Vermittlungsarbeit“ des Museums Bochum zwischen Ost und West.[6] Die Sammel- und Ausstellungstätigkeit in Bezug auf die polnische Kunst wird Teil einer allgemein internationalen Ausrichtung des Museums. 1994 wird im Rahmen einer international besetzten Ausstellung zum Stillleben in der Fotografie[7] eine bedeutende Arbeit der bei Warschau lebenden Künstlerin Zofia Kulik gezeigt und anschließend erworben. 2005 widmet ihr das Museum eine große Einzelausstellung[8] - zwei Jahre vor ihrer Teilnahme an der Documenta 12 in Kassel. Aus der vom Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen organisierten „Transfer“-Ausstellung junger polnischer und deutscher Künstlerinnen und Künstler[9] bleibt 1998 eine Foto- und Videoinstallation der Krakauer Künstlerin Marta Deskur im Museum Bochum. Mit der aus der Nähe von Danzig/Gdańsk stammenden Künstlerin Danuta Karsten, die an den Kunstakademien in Danzig und Düsseldorf studiert hat und heute in Recklinghausen ansässig ist, erweitert das 2007 in „Kunstmuseum Bochum“ umbenannte Haus seine Sammel- und Ausstellungstätigkeit auf die junge polnische Künstlergeneration, die inzwischen ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Europa weitgehend frei wählen kann.

Die vorliegende Dokumentation zeigt zwanzig Werke von achtzehn ausgewählten polnischen Künstlerinnen und Künstlern in der Sammlung des Kunstmuseums Bochum. Diese Arbeiten stellen die „Highlights“ der 55-jährigen Sammeltätigkeit dar, die zugleich mit den Gruppen- und Einzelausstellungen polnischer Kunst während der zurückliegenden Jahrzehnte in Bochum verbunden sind. Alle ausgewählten Künstler zählen zu den Protagonisten der polnischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sie sind mit meist zahlreichen Werken in polnischen und internationalen Museen vertreten, verfügen sämtlich über eine herausragende Anzahl von älteren und neuesten Ausstellungskatalogen und Monographien, werden ebenso auf polnischen Webseiten von Kunstwissenschaftlern mit ausführlichen Texten in englischer und polnischer Sprache wie auch im deutschsprachigen „Allgemeinen Künstlerlexikon“ (AKL) gewürdigt. Berücksichtigt wird eine möglichst große Bandbreite an Generationen von dem 1893 geborenen Maler Władysław Strzemiński bis zur 1963 geborenen Objekt- und Installationskünstlerin Danuta Karsten.

 

[1] Vgl. auf diesem Internet-Portal Hans Günter Golinski: Kunst polnischer Künstler im Kunstmuseum Bochum

[2] Profile IV. Polnische Kunst heute, Städt. Kunstgalerie Bochum 1964

[3] Moderne polnische Kunst. Gemälde, Plastik, Graphik, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 1966; Moderne Malerei in Polen, Kunsthalle zu Kiel in Verbindung mit dem Nationalmuseum Warschau, Kiel 1968; Polnische Gegenwartskunst, Nationalmuseum Wrocław / Kunsthaus Hamburg / Kunstverein Hannover, Hannover 1975

[4] Die Kunst Osteuropas im 20. Jahrhundert in öffentlichen Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland und Berlins (West) aus Anlaß des Zweiten Weltkongresses für Sowjet- und Osteuropastudien veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und dem International Committee for Soviet and East European Studies, Museum Bochum 1980

[5] Adam Myjak, Museum Bochum 1989

[6] Hans Günter Golinski: Kunst polnischer Künstler im Kunstmuseum Bochum, S. 1 (auf diesem Internet-Portal)

[7] Natur im Stilleben - natura morta?  Fünf Positionen zum Fotostilleben, Ausst.-Folder, Bochum 1994

[8] Zofia Kulik. From Siberia to Cyberia. Und andere Arbeiten, Museum Bochum / Kunsthalle Rostock 2005

[9] Transfer Polska- Nordrhein-Westfalen. Austausch bildender Künstler und Kunst, Muzeum im. Xawerego Dunikowskiego w Królikarni, Warschau / Museum Bochum u.a., Wuppertal 1998