Maria Końska-Chmielecki. Puppen, Passion und polnische Traditionen
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Lebenswege und Leidenschaften.
Die bemerkenswerte Vita von Maria Końska-Chmielecki
Das Puppentheater „Offene Augen“ hatte in Bielefeld eine beeindruckende Geschichte von letztlich knapp 30 Jahren vorzuweisen und wurde zu einer kulturellen Institution in der Region. Ein markantes Merkmal des Theaters war die händische Herstellung aller Stabpuppen, angefangen bei den ersten, vielleicht nicht perfekten, aber dennoch liebenswerten Kreationen bis hin zu den professionell gefertigten Puppen. Nach fast 30 Jahren und mehr als zwölf Theaterstücken, konnten wir über 110 Puppen zählen, die mehr als drei Kleiderschränke bei uns zu Hause einnahmen. Der Kleine Prinz liegt neben der Zwiebel, und der Elefant neben einer alten Dame. Selbst auf den Schränken findet sich Stauraum für den Planeten B612 oder den Besen von Beppo, dem besten Freund von Momo. Zum Repertoire des Theaters gehörten Stücke und Inszenierungen wie:
- „Krippenspiel“ von Maria Końska-Chmielecki
- „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry
- „Der kleine König Macius“ von Janusz Korczak
- „Momo“ von Michael Ende
- „Bäcker Sarzyński und sein Hahn“ von Maria Końska-Chmielecki
- „Pantomime im Buch Genesis“ von Maria Końska-Chmielecki
- „Die Lokomotive“ von Julian Tuwim
- „Am Gemüsestand“ von Jan Brzechwa
- „Schuster Pechdrath“ von Janina Porazińska
- „Spottvogel“ von Julia Duszyńska
- „Die kleine Hexe feiert Weihnachten“ von Lieve Baeten
- „Quappe ist nicht von Pappe“ von Günter Adrian
Unsere Mutter sagte immer, dass das Theater ihr drittes Kind sei, dass mindestens genauso viel Beachtung und Zeit brauche, „denn das Theater formt die Persönlichkeit der Menschen, lehrt sie die Ästhetik des Schönen, die Integration in eine Gruppe, Kreativität, gibt das Gefühl für das bewusste Bewegen im dreidimensionalen Raum, lehrt Standhaftigkeit und Geduld, aber vor allem sollte man Spaß an der Sache haben.“
Nach ihrem Diplom-Studium der Psychologie an der Katholischen Universität Lublin (KUL) in Polen arbeitete sie als Psychologin in Krakau. 1984 zog unsere Mutter dann nach Dortmund, wo sie heiratete. Mit der Geburt von Tochter Joanna und Sohn Dominik war die Familie komplett.
Kurze Zeit später ließ sich die Familie in Bielefeld nieder, wo sie sich aktiv in der Polnischen Katholischen Mission (Polska Misja Katolicka) engagierte. Aus dem Wunsch heraus, die polnischen Traditionen an die nächste Generation weiterzugeben, entstand die Idee, Polnischunterricht für Kinder und Jugendliche der polnischen Gemeinde anzubieten. Unsere Eltern gehörten zu den Mitbegründern dieses Projekts, das 1991/1992 an der Polnischen Katholischen Mission Bielefeld-Paderborn ins Leben gerufen wurde und bis heute erfolgreich besteht.
Nach der Gründung des Puppentheaters verfolgte sie ihren Beruf als Diplompsychologin bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) weiter und arbeitete zusätzlich als freie Dozentin an verschiedenen Offenen Ganztagsschulen und der Volkshochschule (VHS) in Bielefeld. Für ihr kulturelles sowie künstlerisches Engagement wurde Maria Końska-Chmielecki 2005 mit der Medaille der Kommission für nationale Bildung (Medal Komisji Edukacji Narodowej) vom Bildungsminister der Republik Polen geehrt.