Menu toggle
Navigation

Peenemünde: Polen und Hitlers Wunderwaffe – Die V2-Rakete

V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde

Mediathek Sorted

Mediathek
  • 1. Ing. Antoni Kocjan - Ing. Antoni Kocjan, Chef des Luftaufklärungsdienstes der polnischen AK (Heimatarmee).
  • 2. V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde - V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde.
  • 3. Transport einer V2-Rakete - Transport einer V2-Rakete, Peenemünde, Juni 1942.
  • 4. Rakete bei einem (Fehl-)Start - Rakete bei einem (Fehl-)Start, Peenemünde, März 1943.
  • 5. Raketenkonstrukteur Wernher von Braun (in Zivil) - Wernher von Braun mit Militärs. Erster von links: Dr. Walter Dornberger, enger Mitarbeiter von Brauns im V2-Programm.
  • 6. Zwangsarbeiter beim Holzscheitespalten  - Zwangsarbeiter beim Holzscheitespalten. Peenemünde, Januar 1940.
  • 7. Zwangsarbeiter bei ihrer Arbeit - Zwangsarbeiter bei ihrer Arbeit. Peenemünde, Januar 1940.
  • 8. Arbeiter beim Holzsortieren - Arbeiter beim Holzsortieren. Peenemünde.
  • 9. Sowjetische Zwangsarbeiter - Sowjetische Zwangsarbeiter. Peenemünde.
  • 10. Deutsche Soldaten beaufsichtigen Zwangsarbeiter - Deutsche Soldaten beaufsichtigen Zwangsarbeiter.
  • 11. Fragmente der V2-Rakete im Historischen Park in Blizna - Fragmente der V2-Rakete im Historischen Park in Blizna.
  • 12. Aufklärungsfoto der Versuchsanstalt Peenemünde - Aufklärungsfoto der Royal Air Force der Versuchsanstalt Peenemünde vom 23. Juni 1943.
  • 13. Wernher von Braun in seinem Büro, 1964 - Wernher von Braun in seinem Büro im Raumfahrtzentrum der Vereinigten Staaten, Mai 1964.
  • 14. Wernher von Braun vor der "Saturn V"-Rakete - Wernher von Braun vor der "Saturn V"-Rakete, die Nils Armstrong zum Mond brachte. Raumfahrtzentrum im Bundesstaat Alabama. Vermutlich 1969.
  • 15. Walt Disney und Wernher von Braun - Walt Disney und Wernher von Braun drehten in den 50. Jahren drei Lehrfilme über die Eroberung des Weltalls.
  • 16. US-Präsident J.F. Kennedy und Wernher von Braun   - Der Präsident der Vereinigten Staaten, J.F. Kennedy, im Gespräch mit Wernher von Braun, Mai 1963.
  • 17. Karlshagen nach dem Luftangriff - Wohnsiedlung in Karlshagen bei Peenemünde nach dem britischen Luftangriff. Hier wohnten die an den Raketentests mitwirkenden Wissenschaftler.
  • 18. Replik der V2-Rakete - Replik der V2-Rakete in Peenemünde. Das Original befindet sich im Stützpunkt "Fort Bliss" in Texas, wo der Erbauer der Rakete, Wernher von Braun, beschäftigt war.
  • 19. Historisch-Technisches Museum Peenemünde - Ehemaliges Gelände der Heeresversuchsanstalt und des Kraftwerks Peenemünde. Heute Historisch-Technisches Museum.
  • 20. Kleidung und Gegenstände der Zwangsarbeiter in Peenemünde  - Kleidung und Gegenstände der Zwangsarbeiter in Peenemünde.
  • 21. Ausstellung in Peenemünde - Ausstellung zur Geschichte der V2-Rakete im Historisch-Technischen Museum Peenemünde (Schautafeln).
  •  22. Historische Warnschilder - Warnschilder aus der Zeit der Heeresversuchsanstalt auf Usedom.
  • 23. Historisch-Technisches Museum Peenemünde - Hauptgebäude des Historisch-Technischen Museums Peenemünde.
  • Peenemünde und die Polen - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Peenemünde und die Polen - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde
V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde

Die Arbeiter aus Osteuropa werden in der nationalsozialistischen Rassendoktrin als „Untermenschen“ eingestuft. Ihnen ist unter Androhung von Strafe, sogar der Todesstrafe, verboten, Kontakte zur deutschen Bevölkerung zu knüpfen. Sie werden viel schlechter als Briten und Franzosen behandelt, erhalten erheblich geringere Lebensmittelrationen und hausen in viel ärmeren Baracken. Leon Dropek, der mit rund 400 weiteren Polen im Sommer 1940 in Peenemünde eintraf, beschreibt die dort herrschenden Bedingungen so: „Man sagte uns, wir seien freiwillig hierhergekommen, um zum Wohle und zur Unterstützung des Dritten Reichs zu arbeiten. Die an uns vorbeiziehenden Polen aus Łódź gaben uns kein Anlass zu Optimismus. Sie waren schlecht gekleidet, abgemagert und niedergeschlagen.“[2]

Anfangs wurde Dropek zusammen mit anderen Arbeitern in dem Peenemünder Lager für deutsche Arbeitskräfte einquartiert. „Die Baracken waren in U-Form angeordnet, weiß gestrichen und sahen mit ihren roten Fensterrahmen wie Schmuckstücke aus. Sie hatten Acht-Betten-Zimmer, eine Dusche, ein Badezimmer, Matratzen und eine Heizung. Die Bettwäsche konnte jeden Tag gewechselt werden. Diese Idylle währte sechs Wochen, dann wurden wir in das Polen-Lager verlegt. Hier waren 14 Männer in einem Raum untergebracht, es gab Drei-Etagen-Hochbetten, alte Matratzen, alte vergammelte Decken, keine Kissen und kein Wasser, dafür einen Kohleofen. Unsere Körper wurden wegen fehlender Hygiene von Läusen, Flöhen und Wanzen bis aufs Blut zerbissen. Von Zeit zu Zeit wurden Desinfektionsmitteln eingesetzt, die so stark waren, dass Messer, Gabeln und Rasiermesser rosteten. Nach solchen Aktionen wurde die Baracke für 24 Stunden geschlossen. Es war ihnen völlig egal, wo wir schliefen. Hauptsache, wir erschienen am nächsten Tag zur Arbeit. In einer anderen Nacht haben wir uns damit fast vergiftet, uns war schwindlig und wir spuckten Blut. Nach einer Woche waren die Wanzen wieder da.“[3]

Von der strategischen Bedeutung des Peenemünder Forschungszentrums zeugt der Umstand, dass der Ort als dritter überhaupt, nach Berlin und Hamburg, eine elektrische S-Bahn-Anbindung bekam. Am 15. April 1943 wurden 106 km Schienenstrecke in Betrieb genommen. Es gab zwei Bahnlinien mit 12 Haltestellen. Die Züge brachten die Arbeiter täglich zwischen 5 und 23 Uhr aus dem Umland nach Peenemünde. Auch die Regularien dieser Transporte diskriminierten die polnischen Zwangsarbeiter. Sie durften nur den letzten Waggon benutzen. Die Direktion der Deutschen Reichsbahn erließ sogar eine eigene „Richtlinie zur Beförderung von Kriegsgefangenen und Polen“, die unter anderem an die Pflicht erinnerte, ein violettes „P“ zu tragen, das gut sichtbar auf die Kleidung zu nähen war. Polen durften die Bahn außerdem nur mit schriftlicher Genehmigung der örtlichen Polizei betreten, während Arbeiter aus anderen Ländern, beispielsweise Belgier, Franzosen und Italiener, den deutschen Passagieren in der S-Bahn gleichgestellt waren.

Der Elan, mit dem der Bau des Forschungszentrums geplant wurde, sorgte dafür, dass die Zwangsarbeiter durch verschiedene Arbeiten ausgebeutet wurden. Seit 1936 entstanden auf Usedom in wenigen Jahren unter anderem ein Kraftwerk, eine Luftzerlegungsanlage, ein Flugplatz der Luftwaffe mit kompletter Infrastruktur, zwei Häfen, einige Abschussrampen für Raketentests, Prüfstände, Wohnsiedlungen für Wissenschaftler und Zivilangestellte sowie mehrere Zwangsarbeiterlager. In Karlshagen, einer 7 km von Peenemünde entfernten Ortschaft, gab es zwei Konzentrationslager, die als Außenstelle des KZ Ravensbrück für Männer geführt wurden.

 

[2]   Archivmaterial aus dem Historisch-Technischen Museum Peenemünde.

[3]   Ebenda.