Polinnen und Polen in Deutschland: Wege in die Sichtbarkeit
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Interview mit Leszek Zadlo
ZEITFLUG - Hamburg
Der Planet von Susanna Fels
Wandernde Menschen
Über Jahrhunderte hin wanderten Menschen aus den polnischen in die deutschen Gebiete. Es handelte sich aber in aller Regel um keine Massenmigration, im Gegensatz zu den Migrationsbewegungen von West nach Ost, denn seit dem Hochmittelalter strömten im Zuge des Landesausbaus („Ostsiedlung“) große deutschsprachige Bevölkerungsgruppen ins östliche Mitteleuropa. Nach Westen zogen vor allem Vertreter der Eliten. Darunter befanden sich etliche polnische Königstöchter, vor allem aus der Dynastie der Jagiellonen. Am bekanntesten ist sicherlich Jadwiga (Hedwig), eine Tochter von König Kasimir IV., deren Hochzeit mit Herzog Georg den Reichen von Bayern-Landshut 1475 mit einem rauschenden Fest gefeiert wurde.
Es gab aber auch andere Anlässe, um in den Westen zu wandern: Kaufleute aus polnischen Landen – oft Juden – suchten die großen Handelsstädte und Messen in Breslau oder Leipzig auf, solche aus Danzig – oft Deutsche – tätigten in halb Europa ihre Geschäfte. Im Übrigen hielten die jüdischen Gemeinden im Alten Reich vielfach engen Kontakt zu den viel lebendigeren jüdischen Zentren in Polen-Litauen. Viele Zentren der europäischen Gelehrsamkeit befanden sich wiederum in deutschen Landen, weshalb zahlreiche polnische Studenten den Weg nach Köln, Heidelberg, Leipzig oder Königsberg fanden. Mancher aus Polen stammende Gelehrte blieb im Reich, etwa Matthäus von Krakau, der von 1405 bis 1410 Bischof von Worms war, oder Johannes a Lasco (Jan Łaski), der in den 1540er Jahren die protestantische Kirche in Ostfriesland aufbaute. Einen Höhepunkt fand die Wanderung polnischer Eliten, als mit August II. und August III. zwischen 1697 und 1763 zwei sächsische Wettiner auf dem polnischen Thron saßen und Dresden Adlige, Offiziere, Staatsmänner und Künstler aus Polen anzog. Berühmt wurde der in Hoyerswerda aufgewachsene Jan Henryk Dąbrowski als General Napoleons.
Zu erwähnen sind zwei Siedlungsbiete polnischsprachiger Bevölkerungen in Gegenden, die später zum deutschen Reich bzw. zu Preußen gehörten: Die Masuren im südlichen Preußenland, die seit dem 14. Jahrhundert aus Masowien zuwanderten, und die polnische Bevölkerung in Schlesien, die sich vor allem in einem großen Teil Oberschlesiens behaupten konnte.