Polnische Gräber auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München

Friedhof am Perlacher Forst, München
Friedhof am Perlacher Forst, München, 2018.

Die Hingerichteten von Stadelheim

 

Vier Jahre später, 1954, entstand der zweite Ehrenhain, in den die sterblichen Überreste der 93 in Stadelheim Hingerichteten überführt wurden, die an verschiedenen Stellen des Friedhofs bestattet worden waren. Auf dem 1996 enthüllten Gedenkstein sind die Namen aller Opfer eingraviert. Dort fand unter anderem Henryk Pecak seine letzte Ruhestätte, ein Zwangsarbeiter, der hingerichtet wurde, weil er die Nachrichten der BBC in polnischer Sprache hörte. Ein anderes Opfer war Jan Hebda, der mit zwei Polen floh, um dem polnischen Militär beizutreten. Obwohl es ihnen seinerzeit gelang, die Schweizer Grenze zu passieren, wurden sie festgenommen und an die deutschen Behörden ausgeliefert. Ihre Todesurteile wurden 1943 vollstreckt. Zu dieser Zeit wurde auch Waldemar Schidhabel hingerichtet, ein wegen „Hochverrats“ angeklagte Pole deutscher Abstammung. 

 

Die Zwangsarbeitsopfer 

 

1960 entstand auch die Gedenkanlage für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge der Konzentrationslager (Displaced Persons), auf der 1.192 Menschen aus 12 Ländern bestattet wurden, die zwischen 1942 und 1946 starben. Polen sind hier mit 274 nach Russen aus der ehemaligen Sowjetunion als zweitstärkste Gruppe vertreten. Außerdem fanden hier Menschen aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Griechenland, aus der Türkei, Frankreich, Belgien und aus den Niederlanden ihre letzte Ruhestätte. Im Zentrum der Anlage wurde ein Denkmal errichtet. Auf dem Rasen finden sich Steintafeln mit den Namen der Verstorbenen. Der Hain wurde mit Birken angelegt, die symbolisch für das Leben und die Wiedergeburt stehen.

 

Polnische Soldaten

 

In die Nähe dieser Gedenkanlage wurden 1998 aus den Gruften des Münchner Westfriedhofs die Särge neun polnischer Soldaten überführt, die nach dem Krieg verstarben, unter anderem Mitglieder der Świętokrzyska-Brigade, um sie nun in einem eigens zu diesem Zweck geschaffenen Bereich beizusetzen. Die Trauerfeier fand in Anwesenheit von Vertretern des polnischen Konsulats sowie des Rats zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium (Rada Ochrony Pamięci Walk i Męczeństwa) statt. Auf einer Gedenktafel aus Granit mit dem polnischen Adler wurde diese Inschrift in polnischer Sprache eingraviert: Tu spoczywają żołnierze polscy zmarli w drodze do Ojczyzny. Cześć Ich pamięci (Hier ruhen polnische Soldaten, die auf dem Weg in die Heimat verstarben. Ehre Ihrem Andenken).

 

Krzysztof Ruchniewicz, März 2018

 

 

Literatur:

Irene Stuiber: Hingerichtet in München-Stadelheim. Opfer nationalsozialistischer Verfolgung auf dem Friedhof am Perlacher Forst, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, 2004. 

 

Internet (http://polskiegroby.pl/s/cmentarz.php?osobaok=13096&cmentarzok=455):

Friedhof Perlacher Forst, „Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung” (Zugriff 13.03.2018). Dort auch der Friedhofsplan und die Namensliste der polnischen Soldaten. 

 

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Empfohlene Zitierweise:

Krzysztof Ruchniewicz: Polnische Gräber auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München, in: "Porta Polonica“ (Nr. 592), 14.03.2018, url: www.porta-polonica.de/de/node/592

 

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    Blick auf den Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Grab der Geschwister Scholl. Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Grabstätte der Opfer des KZ Dachau, Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Denkmal zur Erinnerung an ermordeten Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und ehemaligen KZ-Häftlinge, Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Granitplatte zum Gedenken an die gefallenen polnischen Soldaten, gekrönt mit einem Adler. Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Blick auf den Friedhof, auf der rechten Seite die Kapelle. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Blick auf die Kapelle. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Ein freistehendes Denkmal. Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Blick auf die Kapelle. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Gräber von den Mitgliedern der Weißen Rose: Geschwister von Scholl, Sophie und Hans und Christoph Probst auf dem Friedhof Am Perlacher Forst, München
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    Grabstätte von 96 ermordeten Insassen des Stadelheimer Gefängnisses. Auf dem 1996 freigelegten Stein wurden die Namen aller Opfer angebracht. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Die Namen der 96 Ermordeten des Gefängnisses Stadelheim. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Grabstätte der Ermordeten des KZ Dachau auf dem Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Gedenkstein: Grabstätte der Ermordeten des KZ Dachau auf dem Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Gedenksteine mit den Namen der Ermordeten am Denkmal für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und ehemaligen KZ-Insassen (Displaced Persons). Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Gedenksteine mit den Namen der Ermordeten am Denkmal für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und ehemaligen KZ-Insassen (Displaced Persons). Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Denkmal für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und ehemalige KZ-Insassen (Displaced Persons) auf dem Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Granitplatte zum Gedenken an polnische Soldaten gekrönt mit einem Adler. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Granitplatte zum Gedenken an die polnischen Soldaten. Im Hintergrund die Grabstätte. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Grabstätte von polnischen Soldaten. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Grabstätte von 96 Personen, die im Gefängnis Stadelheim ermordet wurden. Friedhof Am Perlacher Forst, München.
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    Blick auf die Kapelle, Am Perlacher Forst, München.