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Stefan Arczyński. Ein Meister der Fotografie in zwei Kulturen

Hochhaus in Breslau im „Osiedle Przyjaźni Polsko–Radzieckiej“ (ehemalige polnisch-sowjetische Freundschaftssiedlung), heute Siedlung Przyjaźni, 1983

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  • Ulica Świdnicka (Schweidnitzer Straße) in Breslau - 1953
  • Zeughaus und Strohturm am Kohlenmarkt Danzig - Mit Kriegsruinen im Hintergrund, 1953
  • Trümmerfragmente vor dem Westturm des Breslauer Doms - 1953
  • Ring Breslau während des Wiederaufbaus - Foto: Stefan Arczyński, 1954
  • Chorkonzert - Annaberg, 1954
  • Matthiaskirche Breslau - 1954
  • Dom Breslau - Foto: Stefan Arczyński, 1955
  • Bagger in einer Baustelle vor dem Rathaus Breslau - Breslau 1955
  • Józef-Stalin-Palast der Kultur und Wissenschaft in Warschau, 1955 - Seit 1956: Palast der Kultur und Wissenschaft (Pałac Kultury i Nauki, PKiN) oder gemeinhin Kulturpalast
  • Zerstörter Bereich in der Altstadt Breslau - Undatiert (nach 1945)
  • Rathaus am Ring Breslau - Mit Kriegsruinen, 1955
  • Kriegsruinen in der Ohlauer Straße - Breslau, 1955
  • Bereich Schweidnitzer Straße und Gartenstraße - Breslau, 1955
  • Mädchen mit Gänsen in Zduny, 1956 - Mit einer Windmühle im Hintergrund
  • Neumarkt Breslau - 1957
  • Straßenansicht in Breslau, 1958 - Mit Bürgerhäusern in der ehemaligen Krullstraße
  • Ehemaliges St.-Anna-Hospital - Breslau, 1958
  • Ruine der Katharinenkirche Breslau - Blick von Westen, 1958
  • Häuserzeile mit Kriegsschäden an der Weißgerbergasse in Breslau, 1958 - Im Hintergrund - Turm der Elisabethkirche
  • Ehem. Tauentzienplatz, jetzt Tadeusz Kościuszko-Platz Breslau, 1953 - Wiederaufbau; unten - Pferdefuhrwerke zum Abtransport von Schutt
  • Dombrücke Breslau, 1961 - Im Hintergrund - Dom Breslau
  • Das Bürgerhaus „Jaś” [Hänsel] auf dem Marktplatz - Wrocław 1961
  • Frühere Altaristen-, dann Bürgerhäuser „Jaś und Małgosia” [Hänsel und Gretel] - Ring Breslau, 1961
  • Neumarkt Breslau - Mit Kriegsruinen, 1961
  • Gerüstbauer am Braunkohle-Kraftwerk Turów - Türchau, 1962
  • Gerüstbau am Braunkohle-Kraftwerk Turów - Türchau, 1962
  • Wawel Krakau, 1963 - Blick vom Weichselufer
  • Stadtansicht Krakau, 1963 - Blick vom Turm der Wawel-Kathedrale; Mitte rechts - St.-Peter-und-Paul-Kirche, davor Kirche St. Andreas; im Hintergrund links - Dominikanerkirche
  • Feldarbeiter und Feldarbeiterinnen während der Kartoffelernte - Bei Piwniczna, 1963
  • Feldarbeiterinnen während der Kartoffelernte - Bei Piwniczna, 1963
  • Die Archipresbyterialkirche Mariä Himmelfahrt - In Krakau am Hauptmarkt, 1963
  • Wohn- und Geschäftgebäude - An der Straße ul. Pilsudskiego in Breslau, 1965
  • Kaufhaus „Barasch“ am Ring Breslau, 1966 - Standort: Südseite, Ring 31-32
  • Messegelände Breslau, 1966 - Blick von der Jahrhunderthalle; links - Stele „Iglica“ (errichtet 1948); rechts - Vier-Kuppel-Pavillon/Poelzig-Halle
  • Breslauer Torturm in Oels - 1966
  • Autobahn bei Breslau - 1967
  • Hochhäuser der Wohnsiedlung in Breslau-Gabitz - 1967
  • Rathaus Breslau, undatiert (nach 1953) - Blick von Südosten
  • Oder an der Kaiserbrücke - In Breslau, undatiert (nach 1945)
  • Plac Solny (Blücherplatz) in Breslau - Rechts - Hochhaus der Sparkasse, undatiert (nach 1945)
  • Innenhof des alten Stadtgefängnisses in Breslau, 1981 - Ul. Więzienna/Stockgasse; Funktion: Zweigstelle Breslau des Instituts für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften
  • Ring Breslau mit Rathaus - Undatiert (nach 1945)
  • Nordseite des Breslauer Rings - Undatiert (nach 1945)
  • Universität Breslau - Blick über die Oder, undatiert (nach 1945)
  • Schweidnitzer Straße Breslau - Undatiert (nach 1945)
  • Wohnsiedlung in Breslau - 1969
  • Ossolineum Breslau, 1969 - Blick über die Oder
  • Ausstellungsraum im Architekturmuseum - Breslau, 1969
  • Oder an der Wojewodschaftsverwaltung Niederschlesien in Breslau, 1970 - Links - ehemalige Alte Regierung heute Wojewodschaftsverwaltung Niederschlesien; Mitte - Friedensbrücke, ehemalige Lessingbrücke; im Hintergrund rechts - Dominsel
  • Pagode des japanischen Garten - Im Scheitniger-Park Breslau, 1971
  • Fechterbrunnen Breslau - 1972
  • Plac Nowy Targ (Neumarkt) in Breslau - 1972
  • Markthalle am Ritterplatz - Breslau, 1972
  • Philharmonie Breslau - 1972
  • Stadtansicht Breslau, 1972 - Blick vom Breslauer Dom nach Osten
  • Universität Breslau - Blick von der Oder, 1972.
  • Kaufhaus „Kameleon“ Breslau, 1972 - Ehemaliges Kaufhaus Rudolf Petersdorff, erbaut 1927–1928
  • Dominsel Breslau mit Martinikirche und Kreuzkirche - Blick von Nordwesten, 1972
  • Stadtansicht Breslau, 1973 - Bildinhalt: Mitte - Landratsamt (Prokuratura Rejonowa); im Hintergrund - Elisabethkirche; Perspektive: Blick vermutlich vom Dach des Hotels Samotnych, Grabiszyńska 9
  • Altaristenhäuser „Hänsel und Gretel“ am Ring Breslau, 1973 - Nordwestecke; im Hintergrund - Elisabethkirche
  • Adalbertkirche Breslau - Blick von Südwesten, 1973
  • Fassade des Niederschlesischen Medizinischen Zentrums DOLMED - 1977
  • Innenhof des alten Stadtgefängnisses in Breslau, 1981 - Ul. Więzienna/Stockgasse; Funktion: Zweigstelle Breslau des Instituts für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften
  • Hochhaus in Breslau, 1983 - Ehemalige polnisch-sowjetische Freundschaftssiedlung Przyjaźni, heute Siedlung Przyjaźni
  • Altaristenhäuser „Hänsel und Gretel“ am Ring Breslau, 1983 - Blick vom Ring, Nordwestecke
  • Ursulinerkirche Breslau - 1985
  • Hochhaus am Plac Grunwaldzki (Grunwald-Platz) - Breslau, 1986
  • Arbeiter vor einer Koksofenbatterie des Steinkohlenbergwerks Victoria - Hermsdorf, 1986
  • Arbeiter vor einer Koksofenbatterie - Steinkohlenbergwerk Victoria in Hermsdorf, 1986
  • Bischofspalais Breslau - 1986
  • Martinikirche und Kreuzkirche - Breslau, 1986
  • Grabmale auf dem alten jüdischen Friedhof - Breslau, 1986
  • Hochhäuser am Plac Grunwaldzki - Breslau, 1987
  • Straßenansicht Kattowitz - Mit alter und neuer Bebauung, 1987
  • Erker am Rathaus Breslau - 1987
  • Hochhaus der Sparkasse - Am Ring Breslau, 1988
  • Eingerüsteter Turm der Elisabethkirche Breslau, 1988 - Im Vordergrund - Giebel der Bürgerhäuser Ring 2 und 3
  • Hotel „Panorama“ in Breslau-Gräbschen - 1989
  • Hotel „Orbis” in Breslau - 1989
  • Stadtansicht Breslau, 1987 - Bildinhalt: im Hintergrund oben - Ausstellungsgebäude des „Panorama von Racławice“
  • Verschneite Straße bei Breslau - Undatiert (nach 1945)
  • Stefan Arczyński in Moskau, 1956 - Fotograf unbekannt
Hochhaus in Breslau im „Osiedle Przyjaźni Polsko–Radzieckiej“ (ehemalige polnisch-sowjetische Freundschaftssiedlung), heute Siedlung Przyjaźni, 1983
Hochhaus in Breslau im „Osiedle Przyjaźni Polsko–Radzieckiej“ (ehemalige polnisch-sowjetische Freundschaftssiedlung), heute Siedlung Przyjaźni, 1983

Die Zeit in Deutschland
 

Stefan Arczyński kam am 31. Juli 1916 als drittes Kind der Eheleute Wiktor Arczyński (1879–1940) und Helena (1889–1918), geborene Adamska, in Essen zur Welt. Die Familie stammte aus der damals deutschen Provinz Posen und teilte das Schicksal tausender Polen, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auf der Suche nach Arbeit aus dem ländlichen Teil der von Preußen annektierten Region in die Industriegebiete im Westen Deutschlands, im Rheinland und in Westfalen, ausgewandert waren.

Stefans Vater stammte aus Solec Kujawski [dt. Schulitz] und fand um 1900 eine Anstellung in der Verwaltung der Krupp-Stahlwerke in Essen. Die Mutter war aus dem großpolnischen Mogilno. Auf einem 1907 in Gniezno (Gnesen) entstandenen Foto sehen wir eine junge Frau in einem modischen weißen Kleid mit einer Boa um die Schultern. Das rundliche hübsche Gesicht wird durch ein leises Lächeln belebt. Wiktor und Helena heiraten 1908. Kurz darauf werden die Kinder Tadeusz und Helena geboren. Die Arczyńskis pflegten ihre polnische Herkunft, die polnischen Traditionen und die polnische Sprache und sie hielten Kontakt zu ihrer im Osten verbliebenen Familie. Wiktor wirkte in verschiedenen polnischen Organisationen mit und war nach dem Ersten Weltkrieg im Bund der Polen in Deutschland aktiv.

Nach dem frühen Tod der Mutter, die nur zwei Jahre nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes Stefan starb, fiel die Erziehung der Kinder dem Vater zu. Aus dieser Zeit stammt ein Foto von 1919 aus Essen, das ihn mit seinen Kindern zeigt. Die Familie ist festlich gekleidet und um einen kleinen Rundtisch versammelt. Der Vater im dunklen Anzug hat seinen Arm um den kleinen langhaarigen Stefan gelegt, dessen beiden älteren Geschwister stehen an der anderen Seite des Tischchens. Alle schauen unverkrampft ins Objektiv, die Kinder lächeln ein wenig. Um die Bindung zum Herkunftsland zu halten, schickt der Vater die jungen Arczyńskis in den Ferien regelmäßig zu ihrer Familie in Polen. Stefans Bruder hat sein Abitur nach einer Schullaufbahn in Deutschland in Polen gemacht. Anschließend studierte er an der Politechnika Gdańska (Danziger Technische Universität), nahm die polnische Staatsbürgerschaft an und ging schließlich als Chemiker nach Górny Śląsk (Oberschlesien).

Die Liebe zur Fotografie hatte Stefan Arczyński schon in seiner Jugend entdeckt. Seine ersten Fotos entstanden Anfang der 30er Jahre, wobei sein Interesse vor allem der städtischen Architektur und dem Sport galt. Wenn er Wettkämpfe und Spiele besuchte, war seine Fotokamera immer mit dabei. 1934 nahm er nach dem Abschluss der Mittelschule eine Ausbildung in einem Fotostudio im heimischen Essen auf, wo er in den nächsten drei Jahren die Grundlage des Handwerks erlernte. In dieser Zeit fertigte er als Hochzeitsfotograf Porträts und Gruppenbilder an. Da er aber nicht nur die Lebensabschnitte bürgerlicher Familien mit der Kamera begleiten wollte, feilte er an seinem eigenen Stil.

Zu diesem Zeitpunkt war die Fotografie in Deutschland schon sehr populär und als solche auch entwickelt, obwohl der Einfluss moderner Kunstströmungen 1933 wesentlich eingeschränkt worden war. Indessen wurde der junge Arczyński sicher von Vorbildern wie Erich Salomon, Karl Blossfeld und August Sander beeinflusst. Der junge Mann suchte jedoch eine eigene Sprache in der Fotografie, in der er die Ästhetik der „neuen Wirklichkeit“ (geprägt vom Bauhaus, vom Deutschen Werkbund und anderen) mit einer gewissen Bewunderung für den Gigantismus mancher Themen verband.

Seine Fähigkeiten konnte er dann bald zur Anwendung bringen, als er nämlich im August 1936 in Berlin bei den elften Olympischen Sommerspielen fotografierte. Eines dieser Bilder zeigt Helen Stephens, die damals schnellste Läuferin der Welt. Von jetzt an wird das Porträt zu einem bevorzugten Ausdrucksmittel werden.