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Wojciech Kossak: Erinnerungen, 1913

Autor w r. 1895/Der Autor im Jahre 1895, Frontispiz in Wojciech Kossak: Wspomnienia, Warszawa, Lublin, Łódź, Kraków, New York 1913 und in Adalbert v. Kossak: Erinnerungen, Berlin 1913

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Autor w r. 1895/Der Autor im Jahre 1895, Frontispiz in Wojciech Kossak: Wspomnienia, Warszawa, Lublin, Łódź, Kraków, New York 1913 und in Adalbert v. Kossak: Erinnerungen, Berlin 1913
Autor w r. 1895/Der Autor im Jahre 1895, Frontispiz in Wojciech Kossak: Wspomnienia, Warszawa, Lublin, Łódź, Kraków, New York 1913 und in Adalbert v. Kossak: Erinnerungen, Berlin 1913

Das Kapitel „Zakopane“ (S. 131-150), das Kossaks erste Aufenthalte in seinem Ferienort zwischen 1880 und 1935 beschreibt, schildert den Ort und die Hohe Tatra als eine in der Zeit um 1880 unberührte Welt, die von den Teilungsmächten Russland und Österreich nie wirklich okkupiert worden sei und die, abgesehen von einigen Schriftstellern und Malern, auch vielen Polen bis dahin unbekannt war. Kossak berichtet von einer ursprünglichen, rauen Bergwelt, die nur durch einheimische Führer erschlossen werden konnte, mit einer in uralten Überlieferungen verharrenden Bevölkerung und wenigen, teilweise von weither angereisten Feriengästen. Seine ausführliche Schilderung der Bergwanderungen erklärt die Faszination zahlreicher polnischer Maler[17] für die Landschaft der Tatra und die Kultur der einheimischen Bevölkerung der Goralen. Kossak selbst interessierte sich in seiner Malerei offenbar nur sporadisch für diese Motive.[18] 1886 erhielt Zakopane den Status eines Luftkurortes, Hotels und Pensionen wurden gebaut. 1899 wurde der Ort an die Eisenbahn angeschlossen.

Zurück in Berlin wurde Kossak vom Kaiser zur alljährlich im Herbst stattfindenden Rekrutenvereidigung der Garderegimenter eingeladen, an der er – wie künftig bei allen offiziellen Anlässen und Empfängen – in der österreichischen Ulanen-Uniform teilnahm. Den Jahresempfang des Kaiserpaars im Stadtschloss, die „Schleppcour“, bei der sich alle hochgestellten Persönlichkeiten einzeln dem Kaiserpaar zu präsentieren hatten, absolvierte er wie auch in den folgenden Jahren als Mitglied der österreichischen Gesandtschaft (S. 153-160).

Das folgende Kapitel, „Die Rückkehr des Kaiserpaares aus Palästina“ (S. 163-170), schließt zeitlich an Kossaks Übernahme des Ateliers im Schloss Monbijou im Jahr 1898 an. Von Oktober bis November des Jahres hatten Wilhelm II. und seine Frau das zum Osmanischen Reich gehörende Palästina bereist, in Jerusalem die deutsche Erlöserkirche eingeweiht und die Städte Haifa, Jaffa, Beirut und Istanbul besucht. Unmittelbar nach dem Empfang des Kaiserpaars am Brandenburger Tor und noch in Galauniform besuchte Wilhelm II. Kossak, der sich bereits auf das Wiedersehen mit seinem „erhabenen und mächtigen Gönner“ gefreut hatte, in dessen Atelier: „Es war dies ein Beweis großer Huld und Sympathie, arbeiteten doch außer mir gleichzeitig mehrere andere Maler und Bildhauer in Berlin an kaiserlichen Aufträgen: Begas, Rocholl, Röchling, Koner, Walter Schott usw.“ (S. 163-165) Der Kaiser berichtete ausführlich von seinen Erlebnissen im Orient.

Das Gemälde „Schlacht bei Zorndorf“ war auch im Frühjahr 1899 noch nicht fertiggestellt, da die Erkrankung von Kossaks Vater und dessen Tod die Vollendung verhindert hatten. Wilhelm setzte sich daraufhin persönlich beim Vorsitzenden der Jury der Großen Berliner Kunstausstellung und Direktor der Königlichen Akademie der Künste, Anton von Werner (1843-1915), dafür ein, dass das Monumentalgemälde doch noch verspätet zur Ausstellung eingeliefert werden konnte (S. 168-170), auf der es dann von Mai bis September des Jahres zu sehen war.[19]

Um das Jahr 1900 zeichneten sich erste Probleme für Kossaks Aufenthalt in Berlin ab. Der zunehmende „Hakatismus“,[20] Synonym für eine wachsende Polenfeindlichkeit in Preußen, und der gegen polnische Bürger gerichtete Strafprozess nach dem Wreschener Schulstreik machten für Kossak einen weiteren Aufenthalt in der preußischen Hauptstadt unmöglich. Er habe zwar trotz seiner offen vertretenen polnischen Nationalität und seiner österreichischen Uniform in Berlin niemals Nachteile erlebt, „doch jede Reise nach Posen“, so berichtet er in dem Abschnitt „Wreschen“ (S. 170-172), habe ihn „in die Atmosphäre wachsender Konflikte und nationaler Aufreizung“ geführt. Bauliche Veränderungen im Schloss Monbijou und die dadurch notwendige Aufgabe des Ateliers nahm Kossak zum Anlass, die kaiserliche Kanzlei darum zu bitten, dass er die noch in Arbeit befindlichen Gemälde in seinem Atelier in Krakau vollenden dürfte. Der Kommandant des kaiserlichen Hauptquartiers, Hans von Plessen (1841-1929), der den Vorwand erkannte, lehnte den Antrag jedoch ab: „Jedenfalls sollten Sie gerade als Pole umso mehr auf Ihrem Posten bleiben. Sie können hier Ihren Landsleuten viel bessere Dienste leisten, als wenn Sie weggingen.“

 

[17] Kossak nennt (S. 132) seinen Vater, Juliusz Kossak (1824-1899), Wojciech Gerson (1831-1901) und Leon Dembowski (1823-1904). Darüber hinaus beschäftigten sich unter anderem die Maler Kazimierz Alchimowicz (1840-1916), Walery Eljasz-Radzikowski (1841-1905), Stanisław Janowski (1866-1942), Damazy Kotowski (1861-1943), Aleksander Kotsis (1836-1877), Ludwik de Laveaux (1868-1894), Władysław Aleksander Malecki (1836-1900), Julian Maszyński (1847-1901), Aleksander Mroczkowski (1850-1927), Antoni Piotrowski (1853-1924) und Stanisław Radziejowski (1863-1950) mit Landschafts- und Genremotiven aus der Tatra (alle Biografien in der Encyklopaedia Polonica auf diesem Portal).

[18] Aus Ausstellungsverzeichnissen sind nur zwei Gemälde von Kossak zu Themen der Hohen Tatra bekannt: „Z Zakopanego/Aus Zakopane“ (1881) und „Pieśń o zbóju Janosiku/Lied über den Räuber Janosik“ (1883). Außerdem malte er offenbar in der Zwischenkriegszeit Motive aus der Podhale und der Tatra; vergleiche https://z-ne.pl/t,haslo,2443,kossak_wojciech.html. 1914 erwarb Kossak in Zakopane in der ul. Kościuszki 20 ein heute noch bestehendes Holzhaus.

[19] Große Berliner Kunstausstellung. Katalog, 7. Mai bis 17. September 1899, Berlin 1899, Seite 34 (Digitalisat: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/gbk1899/0049/image)

[20] Der Begriff „Hakatismus“, vor allem von Polen verwendet, bezeichnete die Tätigkeit des 1894 in Posen gegründeten nationalistischen „Deutschen Ostmarkenvereins“. Er war aus den Anfangsbuchstaben H, K, T der Vereinsgründer, Hansemann, Kennemann und von Tiedemann, gebildet worden und bezog sich in der Folge auch auf die polenfeindliche Politik der preußischen Behörden.