KZ Vaihingen

Tafeln mit Namen der bestatteten Opfer
Tafeln mit Namen der bestatteten Opfer

Am 11. August 1944 kamen 2.189 Gefangene aus dem am 24. Juli aufgelösten Radomer Ghetto im Lager an. Die mörderische Arbeit an der unterirdischen Fabrik in zwei zwölfstündigen Schichten über sieben Tage die Woche kostete 133 Menschen des Transports das Leben, die auf dem Lagerfriedhof ruhen. Ende Oktober kamen die Bauarbeiten aufgrund von unablässigen Bombardierungen der Alliierten zum Stillstand. Das bedeutete jedoch nicht die Auflösung des Nebenlagers Vaihingen, denn die Leitung des Konzentrationslagers Natzweiler entschloss sich, ein spezielles Lager einzurichten, in dem die Kranken und Sterbenden aller Nebenlager untergebracht werden sollten. Um die künftige Funktion des Lagers geheim zu halten, wurde ein weiteres, vor den Blicken der Einwohner geschütztes Gleiß gebaut, das vom Steinbruch zum Lagertor verlief. Es diente der Beförderung der kranken Häftlinge, die oft bereits während des Transports starben oder keine Kraft mehr für den Fußmarsch hatten. Die noch zum Gehen fähigen Gefangenen schoben offene Güterwagons, auf denen die anderen platziert worden waren.

Eine weitere Baracke wurde errichtet, die einzige mit fließendem Wasser, und seit Januar 1945 stellten zwei gefangene Ärzte das medizinische Personal dar, das über eine minimale Anzahl an Medikamenten verfügte. Der offizielle deutsche Lagerarzt zeigte keinerlei Interesse an der Situation der Kranken. Der erste Transport war am 10. November 1944 mit 500 Personen angekommen, bis Anfang März des Folgejahres wurden 25 Transporte von Kranken und Sterbenden aus den Natzweiler Nebenlagern in Heppenheim, Frankfurt, Leonberg, Hessental, Neckargerach, Neckarelz, Mannheim-Sandhofen, Echterdingen, Wasseralfingen, Bensheim, Haifingen, Kochendorf und Haslach registriert. Insgesamt wurden auf der geringen Fläche von fünf Baracken 2.442 Gefangene aus 25 Nationen untergebracht, überwiegend aus Polen, Russland und Frankreich. Sie starben ohne grundlegende medizinische Versorgung, Nahrung und Wärme in den unbeheizten Baracken sowie infolge einer am 16. Februar durch einen Transport eingeschleppten Fleckfieberepidemie. Ins KZ Vaihingen gelangten aus unterschiedlichen Nebenlagern 1.177 Polen, 771 von ihnen fanden den Tod und ihre letzte Ruhestätte auf dem Lagerfriedhof. Der letzte vermerkte Krankentransport von 94 Häftlingen, die nicht mehr in der Lage waren zu arbeiten, kam im Todeslager am 11. März 1945 aus dem KZ Mannheim-Sandhofen an. 154 Menschen eines Warschauer Transports, die im KZ Dachau zur Arbeit in Mannheim selektiert worden waren, bestattete man auf dem Lagerfriedhof Vaihingen.

Im November 1946 überstellte die amerikanische Militärführung Angehörige der Wacheinheiten der SS nach Polen, denen nach weiteren Ermittlungen in Radom der Prozess gemacht wurde. In einem gesonderten Verfahren, das in Lublin stattfand, wurde der Arbeitseinsatzführer Möller zum Tode verurteilt. Zu einem weiteren Prozess kam es in Rastatt vor einem französischen Tribunal, in dem der Kommandant der Wacheinheiten Lautenschlager mit 42 SS-Aufsehern der Nebenlager Vaihingen, Unterriexingen, Hassental und Kochendorf verurteilt wurden. Das Ergebnis waren zehn Todesurteile und acht Freisprechungen, Lautenschlager musste lebenslang in ein Arbeitslager. Im Oktober 1945 entstand auf Betreiben der alliierten Besatzungsmacht eine Kriegsgräberstätte an der Stelle der Massengräber der Opfer des Todeslagers. 1954 exhumierte eine französische Staatskommission 1.488 Opfer, 221 konnten identifiziert und in ihre Heimat überführt werden. Der Friedhof in seiner heutigen Gestalt mit 744 namenlosen Grabsteinen aus Beton, wo 1.267 Opfer des KZ Vaihingen ruhen, entstand in den Jahren 1956 bis 1958. Auf Basis einer gesellschaftlichen Initiative wurde 1990 der KZ–Vaihingen/Enz e.V. mit dem Ziel der Schaffung eines Gedenkortes für das ehemalige Lager gegründet. 2005 gelang es nach 15 Jahren der Sammlung historischer Informationen und finanziellen Mittel, eine Gedenkstätte einzurichten. Der Verein kümmert sich ebenfalls um den Friedhof, dessen 744 Grabsteine mit Doppelnummern von 1 bis 1488 eine symbolische Funktion haben, in keinem der Fälle stellen sie ein tatsächliches Grab dar.

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