Epstein, Henri

Boote im Hafen/Łodzie w porcie, 1930. Nationales Maritimes Museum, Danzig/Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku
Boote im Hafen/Łodzie w porcie, 1930. Nationales Maritimes Museum, Danzig/Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku

Epstein, Henri (Chaim, Henryk), polnischer Maler, Zeichner und Illustrator, Mitglied der „Münchner Schule“. 1910/11 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *14.1.1891 oder 20.6.1892 Łódź, nach dem 7.3.1944 verschollen, vermutlich im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sohn eines Buchhändlers, der stirbt, als Chaim drei Jahre alt ist. Die Mutter fördert seine frühe Vorliebe für das Malen. Eine erste künstlerische Ausbildung erhält er an der 1896 in Łódź von Jakub Kacenbogen (Itzak Katzenbogen) gegründeten Mal- und Zeichenschule/Szkoła Rysunku i Malarstwa, die von jüdischen Industriellen finanziert wird und bis 1907 existiert. Unterrichtssprache ist jiddisch. Während dieser Zeit ist er mit dem jüdischen Künstlerkreis um Wincenty Brauner (1887-1944) verbunden. Am 31.10.1910 Eintritt in die Zeichenklasse von Peter von Halm (1854-1923) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, wo er vermutlich nur zwei oder drei Semester studiert. Anschließend Dienst in der russischen Armee in Kiew. 1912 lässt er sich in Paris nieder, wo er an der Académie de la Grande Chaumière studiert. In diesem Jahr gehört er wohl zu einer jüdischen Künstlergruppe innerhalb der École de Paris, der Machmadim um Pinchus Kremegne, Leo Koenig, Léon Lindenbaum und Josif Czajkow. Die polnischen Künstler Isaac Lichtenstein (1888-1981) und Marek Szwarc (1892-1958) geben 1912 zusammen mit Czajkow die kurzlebige Kunstzeitschrift Machmadim heraus, an der sich E. beteiligt. Während des Ersten Weltkriegs meldet er sich freiwillig zur Polnischen Wehrmacht. Ab 1918 hält er sich im Kreis der aus Mittel- und Osteuropa stammenden Mitglieder der Künstlerkolonie La Ruche auf, die im gleichnamigen Rundbau (dt. Bienenstock) unweit des Quartier de Montparnasse ihre Ateliers unterhält. Dazu gehören unter anderem Amedeo Modigliani, Chaïm Soutine, Marc Chagall, Jules Pascin, Kremegne und Maurice Utrillo. Ab 1921 zeigt er seine Werke unter anderem auf dem Pariser Herbstsalon (Salon d’Automne), im Salon des Tuileries und im Salon des Indépendants. Um 1930 reist er zu Malaufenthalten nach Quiberon, auf die Insel Belle-Île-en-Mer und nach Concarneau in der Bretagne, in die Auvergne, nach Marseille und nach Herbalunga auf der Insel Korsika. 1938 erwirbt er einen Bauernhof in Épernon (Dép. Eure-et-Loir) und zieht mit seiner Familie aufs Land. Seine Ehefrau Suzanne ist die Tochter des Malers Georges Dorignac (1879-1925), eines Mitglieds der Künstlerkolonie La Ruche. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen versteckt er sich auf seinem Hof, wird denunziert, am 24.2.1944 von der Gestapo verhaftet und über das Gefängnis von Chartres und das Sammellager Drancy am 7.3.1944 mit dem Konvoi Nr. 69 nach Auschwitz deportiert. – E. gilt vor allem als Mitglied der École de Paris. Er malt Landschaften, Stillleben, Porträts, Akte und figürliche Kompositionen. Frühe Arbeiten zeigen den Einfluss von Paul Cézanne und des frühen Kubismus. An der Atlantik- und Mittelmeerküste entstehen vor allem Meereslandschaften direkt vor der Natur. In den Zwanzigerjahren nähert er sich dem Expressionismus und den Fauves vor allem nach dem Vorbild von Soutine und schafft Ölgemälde mit dynamischen Sujets, reicher Faktur und kräftigem, lebendigem Kolorit. In seinen Porträts pflegt er jedoch eine klassische, nuancierte Farbigkeit. Er ist ein hervorragender Tierzeichner und Aquarellist. Buchillustrationen schafft er für Gustave Coquiot: Vagabondages, Librairie Paul Ollendorff, Paris 1921, sowie 74 Zeichnungen zu Pierre Bonardi: Les Rois du maquis, Éditions André Delpeuch, Paris 1926. Werke befinden sich im Nationalen Maritimen Museum in Danzig/Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku, im Jüdischen Historischen Institut/Żydowski Instytut Historyczny im. Emanuela Ringelbluma in Warschau, im Musée Toulouse-Lautrec in Albi, im Musée de la Loire in Cosne-Cours-sur-Loire, in der Nationalbibliothek in Paris, dem Hecht Museum der Universität Haifa, der Ben Uri Gallery and Museum in London, dem Kunstmuseum Solingen, dem Mishkan Le’Omanut Kunstmuseum in Ein Harod, dem Petit Palais in Genf sowie dem Museum of Art und der Omer Tiroche Contemporary Art in Tel Aviv.

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    Boote im Hafen/Łodzie w porcie, 1930. Nationales Maritimes Museum, Danzig/Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku.