Partum, Berenika

Berenika Partum
Berenika Partum

Berenika Partum (*1974) – für mehr politische Partizipation und Diversität in der Filmbranche
 

Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Geschichte an der FU Berlin sowie des Kultur- und Medienmanagements an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, arbeitet Berenika Partum seit 2006 als Kuratorin im deutsch-polnischen und interkulturellen Kontext. Sie kuratierte Ausstellungen für verschiedene Institutionen im In- und Ausland, u. a. Galerie Studio (Warschau), Fabryka Sztuki (Łódź), Wyspa Institute of Art (Danzig), Kunstraum Kreuzberg (Berlin) und Centrala Space (Birmingham, England). 

Darüber hinaus begleitete sie zahlreiche internationale Kunst- und Kulturprojekte und arbeitete mit Institutionen wie der 18th Sydney Biennale, dem Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart (Berlin), „PolMotion – Bewegung der Polnischen Frauen“ von agitPolska e. V.SOFA –  School of Film Advancement und The Belarusian Filmmakers Network (BFN)/SMartDe eG zusammen. Seit 2016 ist sie Programmdirektorin der ARTUM Foundation ewa partum museum, Vorstandsmitglied von agitPolska e. V. und seit 2019 auch von Korsi Berlin e. V., einem Verein zur Förderung mittel- und osteuropäischer Kunst und Kultur in Berlin. 

Ihre polnisch-ungarische Migrationsbiografie hat ihr Interesse für Mittel- und Osteuropa früh geweckt. Dieses Interesse spiegelt sich auch in ihrem Berufsleben wider, insbesondere in den verschiedenen Projekten, die sie mit diesen Ländern verbinden. 

„Mein Vater stammt aus Ungarn und kam als Künstler mit einem Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) nach Deutschland – und blieb. Ich bin daher zur Hälfte Polin, zur Hälfte Ungarin, aufgewachsen allerdings mit Deutsch. Ungarisch spreche ich nicht, doch Ungarn – insbesondere Budapest – ist mir sehr vertraut.“ (Berenika Partum)

Ihre Motivation schöpft sie aus der Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten, mit denen sie sowohl künstlerische als auch kulturpolitische Projekte realisiert. Dabei geht es ihr vor allem darum, die Potenziale von Menschen mit Migrationsbiografie in Berlin positiv sichtbar zu machen.

„Menschen unterschiedlicher Herkunft ermöglichen den Austausch verschiedener Ideen und Perspektiven und tragen so zu einer lebendigen und anpassungsfähigen Gesellschaft bei. Aktuelle Entwicklungen in Deutschland und Europa, wie die zunehmende Polarisierung, sind gefährlich, weil sie diese Aspekte ignorieren. Umso wichtiger ist es, sich dafür einzusetzen, Migration in ihrer ganzen Komplexität zu betrachten.“ (BP)

Durch die Beschäftigung mit Mittel- und Osteuropa entwickelte sich im Laufe der Jahre ihr Engagement für Frauen mit Migrationsbiografie. Inspiriert und unterstützt wurde sie dabei vor allem von Frauen mit ähnlichen persönlichen Migrationsgeschichten, insbesondere im Rahmen des Mentoring-Programms PolMotion.

„Frauen und insbesondere Frauen mit Migrationsbiografie sind auf allen Ebenen der Politik unterrepräsentiert. Dadurch fehlen all die vielen Perspektiven und unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen, die hier leben, in der Politik. Es ist wichtig, das zu ändern. Es hilft, flexibel und agil zu bleiben und vor allem Verbündete und Institutionen für sein Thema zu suchen, die es schon gibt. In meinem Fall war es das Projekt PolMotion.“ (BP)

Im Bereich des freiwilligen Engagements sieht sie vor allem die Herausforderung, dieses nachhaltig zu institutionalisieren. Viele Menschen engagierten sich gerne sozial und gesellschaftspolitisch, aber wenn sie mit ihren Ideen nicht an eine konkrete Institution andocken können oder keine ausreichende finanzielle Unterstützung erhalten, dann würden sie ihr Engagement reduzieren. 

Besonders stolz ist sie auf ein Filmprojekt mit unabhängigen Filmemacher:innen aus Belarus, das sie seit zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft für Selbständige SMartDe und der Organisation SINGO aus Vilnius realisiert. Die Idee eines Netzwerks für belarussische Filmemacher:innen in der Diaspora entstand 2020 in Vilnius und wurde mit Unterstützung des Projekts SOFA – School of Film Advancement weiterentwickelt, wo sie es zum ersten Mal kennenlernte. Durch ihre Mithilfe wurde das Projekt schließlich mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes in Deutschland realisiert. Das Projekt konzentriert sich vor allem darauf, junge belarussische Filmemacher:innen, die erst seit wenigen Jahren im Ausland leben, professionell zu fördern und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie in der europäischen Filmindustrie erfolgreich Fuß fassen können. In diesem Jahr hat es der Film „The Swan Song of Fedor Ozerov“ des belarussischen Regisseurs Yuri Semashko auf die Berlinale geschafft, worüber sich auch Berenika sehr freut.

„Ich konnte helfen, dieses großartige Projekt und die vielen anderen zu realisieren, weil ich Verbündete gefunden habe. Allein ist das viel schwieriger. Deshalb spielt die Vernetzung gerade mit bestehenden Strukturen eine enorme Rolle.“ (BP

 

Kontakt: Berenika Partum | LinkedIn

 

Anna Stahl-Czechowska, Mai 2025