Priesmeyer-Tkocz, Weronika

Weronika Priesmeyer-Tkocz
Weronika Priesmeyer-Tkocz

Dr. Weronika Priesmeyer-Tkocz (*1979) – für mehr Frauen mit Migrationsbiografie in Führungspositionen
 

Weronika Priesmeyer-Tkocz studierte Internationale Beziehungen an der Universität Wrocław mit dem Fokus auf europäische Integration. Deutschland war für sie ein fremdes Land mit langem Schatten der Geschichte zwischen Warschau und Brüssel. In der Familie waren die Erinnerungen geprägt von Zwangsarbeit und Umsiedlung. Und dann noch diese unmögliche Sprache! Doch noch vor dem Beitritt Polens zur Europäischen Union kam sie im Rahmen eines Erasmus-Austauschprogramms nach Leipzig – mehr aus Zufall als aus Freude. Und da funkte es dann doch irgendwie.

„Es war nicht einfach, wenn man schon erwachsen ist, aber die Sprache nicht spricht. Das Studium sollte überwiegend auf Englisch laufen. Das war aber natürlich nicht der Fall, so habe ich begonnen, Deutsch intensiv zu lernen und nach einem Jahr hatte ich die Hochschulzulassung in der Hand. Ausgerechnet in Sachsen, das nicht unbedingt für reines Hochdeutsch steht!“ (Weronika Priesmeyer-Tkocz)

Ihr Prinzip bei der Arbeit, im Ehrenamt und im Leben im Allgemeinen ist, von positiven Erfahrungen zu lernen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Dank dieser Haltung gelang es ihr, in Deutschland sesshaft zu werden und nach dem zweiten Studium (Politikwissenschaften) an der FU Berlin zu promovieren. Noch während der Zeit an der FU kam sie mit der Europäischen Akademie Berlin in Kontakt, in der sie über 13 Jahre lang in unterschiedlichen Positionen – von der Praktikantin und Honorarkraft über Studienleiterin bis hin zur stellvertretenden Direktorin – tätig war. Sie ist eine überzeugte Europäerin sowie deutsch-polnische Brückenbauerin und hat für sich Berlin als ihre zweite Heimat entdeckt. 

2022 wechselte Weronika dann in den öffentlichen Dienst. Mit viel Power und Elan leitet sie das Referat „Strukturelle Integration, Parlaments- und Senatsangelegenheiten“ in der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung und gehört zu den wenigen Polinnen in Führungspositionen in der Berliner Verwaltung. Mit einem Augenzwinkern erklärt sie ihren deutschen Kolleg:innen den Unterschied zwischen deutschem Genitiv und Dativ, manchmal auch die Besonderheit des polnischen Vokativs. 

„Meine Antriebskraft schöpfe ich aus der Diversität, Fachlichkeit und Motivation meines Teams sowie der gesamten Abteilung. Ich mag sehr das Zusammenspiel auf der zwischenmenschlichen Ebene in den Verwaltungsstrukturen, insbesondere, wenn man ein klares und wichtiges Ziel vor Augen hat.“ (WPT)

Weronika Priesmeyer-Tkocz engagierte sich auch mehrmals als Mentorin im Programm „PolMotion. Bewegung der polnischen Frauen“ des Vereins agitPolska e. V. Dafür wurde sie 2022 sogar als Mentorin des Jahres der Deutschen Gesellschaft für Mentoring ausgezeichnet. Auch nach dem Ende des Mentoring-Programms engagiert sie sich weiter und unterstützt das daraus entstandene Frauennetzwerk in Berlin.

„Ich bin sehr stolz, diese Auszeichnung tragen zu dürfen. Mentoring war und ist für mich ein gegenseitiges Geben und Nehmen von Wissen, Erfahrungen und Kompetenzen. Nur durch Offenheit, Austausch und Unterstützung können wir dafür sorgen, dass noch mehr Frauen mit Migrationsgeschichte als Führungskräfte tätig sind oder ihren Aufstieg in gesellschaftspolitischen Gremien und Strukturen schaffen.“ (WPT)

Darüber hinaus ist sie in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin und in der deutsch-polnischen Kopernikus-Gruppe aktiv.

„Die deutsch-polnische Nachbarschaft hat sich längst normalisiert. Wir verwachsen immer mehr miteinander. Dennoch wünsche ich mir noch mehr polnische Frauen – auf beiden Seiten der Oder – in der Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Es ist wirklich kein Hexenwerk, man muss sich nur trauen und gegenseitig unterstützen!“ (WPT)

 

Kontakt: https://de.linkedin.com/in/dr-weronika-priesmeyer-tkocz-a0782836

 

Anna Stahl-Czechowska, Mai 2025