Römer, Alfred Izydor

Selbstporträt mit Palette/Portret własny z paletą, 1892. Öl auf Leinwand, 158 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie
Selbstporträt mit Palette/Portret własny z paletą, 1892. Öl auf Leinwand, 158 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Römer, Alfred Izydor (Romer; Alfredas Izidorius Riomeris; Альфред Исидор Ромер), polnisch-litauisch-weißrussischer Maler, Grafiker und Bildhauer (aus einer Familie, die im 13. Jahrhundert aus Sachsen nach Weißrussland ausgewandert ist), Mitglied der „Münchner Schule“. 1871-74 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *4.4.1832 Vilnius, †24.1.1897 Karolinowo (heute Karalinova/Weißrussland). Bruder des Malers Edward Mateusz Römer (1848-1900, Mitglied der „Münchner Schule“). Sohn des Sozialaktivisten, Schriftstellers, Übersetzers und Malers Edward Jan Römer (1806-1878) und dessen Ehefrau Anna Monwid-Białozor (1805-1834). Der Vater wird als Teilnehmer des Novemberaufstands 1830/31 im Jahr 1833 inhaftiert und nach Wologda verbannt, kehrt aber 1834 zurück; 1838/39-52 wird er erneut nach Wologda deportiert. Nach dem frühen Tod der Mutter wächst der Sohn bei seinen Großeltern, dem Stadtpräsidenten von Vilnius, Michał Józef Römer (1778-1853), und dessen Ehefrau Rachela de Raës (1783-1855) auf. Ersten privaten Zeichenunterricht erhält er von dem Maler Wincenty Dmochowski (Vincentas Dmachauskas, 1807-1862). 1845-50 erhält er Mal- und Zeichenunterricht am Adelsinstitut/Instytut Szlachecki von Vilnius bei dem Maler Kanuty Rusiecki (Kanutas Ruseckas, 1800-1860). 1850 geht er zu seinem Vater nach Wologda, der ihm ebenfalls Zeichenunterricht erteilt und mit dem er 1852 zurück nach Vilnius geht. Weiteren Unterricht erhält er von dem Maler Jan Zienkiewicz (Jonas Zenkevičius, 1821-1888) in einer im Wohnhaus der Familie Römer eingerichteten privaten Akademie („Römer-Akademie“). 1857-59 geht er zusammen mit Zienkiewicz auf eine zweijährige Reise zu den Zentren der europäischen Kunst, unter anderem nach Italien. Anschließend lebt auf dem Gut seines Vaters in Kriaunos bei Rokiškis, wo er Landwirtschaft und Malerei betreibt. Nach Beteiligung am Januaraufstand 1863 wird er für zwei Jahre auf der Festung Dyneburg (heute Daugavpils/Litauen) inhaftiert. Als 1869 sein Besitz durch die Regierung eingezogen wird, geht er ins Ausland. Zunächst studiert er in Paris Malerei bei Léon Bonnat (1833-1922) und graphische Techniken bei Antoni Oleszczyński (1794-1879). Am 31.10.1871 Eintritt in die technische Malklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, an der seit 1869 bereits sein Bruder Edward Mateusz studiert; Studium bis 1874 bei dem Historienmaler Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) und dem Genre- und Historienmaler Arthur von Ramberg (1819-1875).

1874 heiratet er Wanda Sulistrowska (Vanda Sulistrovskytė, 1853-1944) und lässt sich auf dem von ihr ererbten Besitz in Karolinowo nieder; das Paar hat eine Tochter, die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Helena Romer-Ochenkowska (1875-1947). 1884-94 lebt er mit seiner Familie in Krakau, wo er als Maler, Grafiker und Bildhauer arbeitet und Mitglied zahlreicher künstlerischer und wissenschaftlicher Vereinigungen ist. Die Sommermonate verbringt er in Litauen. Er interessiert sich für die Geschichte und Volkskunst Litauens, sammelt volkskundliche Gegenstände und dokumentiert diese in Zeichnungen und Gemälden. Außerdem schreibt er Artikel und Bücher über Kunst und ethnografische Themen. – R. malt Porträts, in der zweiten Hälfte der 1860er-Jahre noch in einem etwas steifen spätromantischen Stil („Porträt einer alten Dame mit weißer Spitzenhaube“/„Portret starszej pani w białym szalu na głowie“, 1866), seit seiner Münchner Zeit in bewegterer Farbigkeit und im realistischen Stil der „Münchner Schule“ (Selbstporträt, siehe Titelbild). Seine Porträts in Pastell sind von ungewöhnlicher, realistischer Lebendigkeit („Porträt der Tochter Helena mit Hund“/„Portret córki Heleny z pieskiem“, um 1890). Genrebilder mit Kostümen des Rokoko („Im Maleratelier“/„W pracowni malarskiej“, 3. Hälfte 19. Jahrhundert, alle Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie) in gekonntem bürgerlichen Salonstil erinnern an Szenen von Aleksander (1850-1901) und Maksymilian Gierymski (1846-1874, beide Mitglieder der „Münchner Schule“), die zur selben Zeit wie er in München studieren. Bäuerliche Genreszenen, Zeichnungen von Volkstrachten, bäuerlichen Anwesen und Arbeitsgeräten, Bildnisse und Figurenbilder von Volkstypen sowie Ortsansichten aus der Provinz zeichnet er als Vorlagen für Zeitschriften wie Tygodnik IlustrowanyLitwa i RuśWisła und Kłosy. Für verschiedene Gotteshäuser wie die Kirche von Komaje (Kamai/Weißrussland) und die Kathedrale von Pinsk/Weißrussland malt er Altarbilder und religiöse Gemälde („Pinsker Madonna“/„Мадонна Пінская“, 1894, Basilika Mariä Himmelfahrt/Кафедральны касцёл Унебаўзяцця Найсвяцейшай Дзевы Марыі і кляштар францысканцаў, Pinsk) in einem spätnazarenischen, glatten und etwas süßlichen Stil. Plastische Medaillen gestaltet er mit den Porträts von kirchlichen Herren. Werke befinden sich unter anderem im Nationalmuseum Warschau und im Litauischen Kunstmuseum/Lietuvos dailės muziejus in Vilnius. 

 

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  • Selbstporträt mit Palette/Portret własny z paletą, 1892

    Selbstporträt mit Palette/Portret własny z paletą, 1892. Öl auf Leinwand, 158 x 110 cm