Stalag X B Sandbostel

Denkmal auf der Kriegsgräberstätte
Denkmal auf der Kriegsgräberstätte

Wie in vielen anderen Fällen mussten die Gefangenen trotz der Beschlüsse der Genfer Konvention Zwangsarbeit in über 1.1000 Arbeitskommandos leisten. Nach der Ankunft von französischen, belgischen, englischen und jugoslawischen Kriegsgefangenen gelangten zum Ende des Jahres 1941 noch 20.000 sowjetische Kriegsgefangene ins Lager, deren Anzahl auf 70.000 anwachsen sollte. Unter ihnen war die Sterblichkeit am höchsten, fast 4.700 Opfer unter den Rotarmisten sind namentlich bekannt, doch ihre genaue Zahl bleibt unbekannt. Nach dem Fall von Mussolinis Regime kamen zu den Internierten noch italienische Soldaten hinzu, nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes auch Soldaten der Polnischen Heimatarmee, unter ihnen über 500 Frauen, ebenso Kinder. Als im April 1945 ungefähr 9.500 Häftlinge des KZ Neuengamme eintrafen, halfen ihnen die Kriegsgefangenen, die trotz schrecklicher Bedingungen in einer etwas besseren Situation waren, was jedoch von der Lagerleitung nach kurzer Zeit verboten wurde.

Am 29. April 1945 befreiten englische Einheiten 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge auf dem Stalag-Gelände, von denen 3.000 infolge von Krankheiten und Erschöpfung innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Befreiung starben. Bis Anfang Juni verließen die letzten Gefangenen das ehemalige Lager und ein Teil der Bebauung wurde wegen Typhus verbrannt, bis auf einen noch brauchbaren Rest, der zu einem Internierungsort für Angehörige der Waffen-SS und nach 1948 zu einem Gefängnis wurde. Danach nutzte die Bundeswehr das Gelände, später diente es als Lager für junge Flüchtlinge aus der DDR und anschließend als Industriegebiet. Erst 2005 erwarb die Stiftung Lager Sandbostel 2,7 Hektar des ehemaligen Lagergeländes und begann den Aufbau einer Gedenkstätte.

Nach dem Krieg wurde sowohl im ehemaligen Lager als auch auf dem dazugehörigen Friedhof mit der Aufstellung von Denkmälern für die Opfer begonnen. Zunächst wurden die Toten auf dem Friedhof im zwölf Kilometer entfernten Parnewinkel begraben, wo 86 Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges bestattet liegen, darunter 13 Polen. Von 40 ohne Zeremonie in einem Massengrab verscharrten Angehörigen der Roten Armee abgesehen wurden die Gefangenen nach christlichem Ritus in einem bescheidenen Grab mit militärischen Ehren bestattet. Als es keinen Platz mehr gab, fanden die Beisetzungen auf dem 2,5 Kilometer entfernten Friedhof in Sandbostel unter denselben Bedingungen statt: Den größten Teil des Friedhofs stellt das sowjetische Gräberfeld dar, auf dem eine unbekannte Zahl von Soldaten in 70 Massengräbern bestattet wurde. Auf dem polnischen Feld befinden sich ungefähr 70 Einzelgräber. Es folgt eine Namensliste der im Lager verstorbenen Teilnehmer des Warschauer Aufstandes (nur zwei von 19 Gräbern der Polnischen Heimatarmee verfügt über gekennzeichnete Grabsteine, die übrigen sowie 30 namentlich bekannte Kriegsgefangene aus der Verteidigung Polens 1939 ruhen als unbekannte Polen):      

 

ANDRUSZKIEWICZ WŁADYSŁAW Oberwachstmeister, Pseudonym Marian

* 24.6.1899 Warschau

† 1945

 

BOGUSŁAWSKI WŁADYSŁAW Fähnrich, Pseudonym Łajdus

* 20.12.1902 Wilkowice

† 14.2.1945

Gefangener Nr. 225 326, Grab Nr. 385

 

BRZEZIŃSKI WŁADYSŁAW Major im ständigen Dienst, Pseudonym Ratusz

* 19.7.1894

† 4.11.1944 von einem Wachmann erschossen

 

CHOLEWICKI BOHDAN Schütze, Pseudonym Tomek

* 2.11.1927/ 30.12.1928

† 9.11.1944

Grab Nr. 315

 

GALEWSKI WŁADYSŁAW Leutnant, Pseudonym Kruk

* 18.6.1921 Warschau

† 2.2.1945

Gefangener Nr. 102 585

 

GOŹDZIKOWSKI ZDZISŁAW Unteroffizier, Pseudonyme Bielik, Bielec

* 1925

† 194?

 

JARZYŃSKI FRANCISZEK Schütze, Pseudonym Sokół

* 6.1.1924 Warschau

† 1945

Gefangener Nr. 223 116

 

JAWORSKI BOHDAN Unteroffizier, Pseudonym Pip

* 2.10.1925 Plock

† 23.3.1945

Gefangener Nr. 223 467

 

KŁOSOWICZ JERZY HENRYK Gefreiter, Pseudonym Rak

* 3.10.1920 Warschau

† 4.2.1945

Gefangener Nr. 221 365, Grab Nr. 375

 

KORSAK JAN Gefreiter, Pseudonym Krzyż

* 27.3.1924 Drozdy Wojwodschaft Wilna

† 1945

Gefangener Nr. 221 464

 

LIPKA LUDWIK JANUSZ Unteroffizier, Pseudonym Janusz

* 01.06.1924 Warschau

 

MOŚCICKI JERZY Unteroffizier, Pseudonym Zgrzyt

* 6.2.1926 Warschau

† 23.3.1945

Gefangener Nr. 223 565

 

OLCZYK CZESŁAW Unteroffizier, Pseudonym Czarny

* 1920

† 22.3.1945

Gefangener Nr. 221 222

 

POCHMARSKI BOLESŁAW Hauptmann

* 10.4.1886 Meschyritschtschja

† 28.4.1945

Gefangener Nr. 1203(?)

 

PYZIAK WIESŁAW Schütze, Pseudonym Puk

* 26.1.1927 Warschau

† 2.5.1945

Gefangener Nr. 222 820

 

STEFAŃSKI RYSZARD Schütze, Pseudonym Koreczek

* 14/25.2.1925

† 9.10.1944

Grab Nr. 398

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