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Władysław Szpilman

Porträt Władysława Szpilmana

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  • Władysław Szpilman als Kind - Władysław Szpilman als Kind.
  • Konzertprogramm, 1933 - Konzertprogramm, 1933
  • Władysław Szpilman, 1934 - Władysław Szpilman, 1934.
  • Władysław Szpilman mit den Eltern, 1935 - Władysław Szpilman mit den Eltern, 1935.
  • Sitz des Polnischen Rundfunks vor dem Krieg - Sitz des Polnischen Rundfunks (Polskie Radio) in der Zielna-Straße Nr. 25.
  • Studio der Musikredaktion des Polnischen Rundfunks vor dem Krieg - Studio der Musikredaktion des Polnischen Rundfunks (Polskie Radio) vor dem Krieg.
  • Wilm Hosenfeld, 1940 - Wilm Hosenfeld, 1940.
  • Wilm Hosenfeld in Wągrowiec, 1940 - Wilm Hosenfeld in Wągrowiec, 1940.
  • Konzertplakat „Wielki koncert“, 1946 - Konzertplakat „Wielki koncert“ („Das große Konzert“), Szczecin 1946.
  • Warschauer Quintett - Warschauer Quintet (Kwintet Warszawski). Von links: Władysław Szpilman und Stefan Kamasa (stehend) sowie Bronisław Gimpel und Aleksander Ciechański, Tadeusz Wroński (sitzend).
  • Warschauer Quintett - Warschauer Quintett.
  • Władysław Szpilman, 1946 - Władysław Szpilman im Studio des Polnischen Rundfunks (Polskie Radio), 1946.
  • Władysław Szpilman mit Prof. Roman Jasieński, 1946 - Władysław Szpilman mit Prof. Roman Jasieński, Musikdirektor des Polnischen Rundfunks (Polskie Radio), 1946.
  • Władysław Szpilman im Alter von 40 Jahren - Władysław Szpilman im Alter von 40 Jahren.
  • Władysław Szpilman mit seiner Frau Halina, 1955 - Władysław Szpilman mit seiner Frau Halina, 1955.
  • Władysław Szpilman mit seiner Frau Halina - Władysław Szpilman mit seiner Frau Halina.
  • Władysław Szpilman mit dem berühmten Geiger Bronisław Gimpel, 1957 - Władysław Szpilman mit dem berühmten Geiger Bronisław Gimpel, 1957.
  • Władysław Szpilman, Porträt mit Pfeife - Władysław Szpilman, Porträt mit Pfeife.
  • Władysław Szpilman - Władysław Szpilman.
  • Halina und Władysław Szpilman mit Detlev Hosenfeld - Halina und Władysław Szpilman mit Detlev Hosenfeld, dem Sohn von Wilm Hosenfeld.
  • Porträt Władysław Szpilman - Porträt Władysław Szpilman.
  • Władysław Szpilman am Flügel - Władysław Szpilman am Flügel.
  • Władysław Szpilman mit seinen Enkeln - Władysław Szpilman mit seinen Enkeln.
  • Władysław Szpilman mit seinem Enkel - Władysław Szpilman mit seinem Enkel.
  • Władysław Szpilmans letzte Ruhestätte - Das Grab von Władysław Szpilman auf dem Powązki-Friedhof in Warschau.
  • Konzert zum Gedenken an Władysław Szpilman - Szpilmans Sohn Andrzej als Redner auf der Bühne, Konzert zum Gedenken an Władysław Szpilman, Baltische Philharmonie (Polska Filharmonia Bałtycka), Danzig 2010.
  • Gedenktafel am Elternhaus - Gedenktafel an Władysław Szpilmans Elternhaus in Sosnowiec.
  • Wandgemälde am Elternhaus - Wandgemälde an Władysław Szpilmans Elternhaus in Sosnowiec.
  • Foto von Władysław Szpilman im Museum des Warschauer Aufstandes - Foto von Władysław Szpilman im Museum des Warschauer Aufstandes (Muzeum Powstania Warszawskiego).
  • Jorinde Krejci, Tochter von Wilm Hosenfeld - Jorinde Krejci, Tochter von Wilm Hosenfeld in der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem 2017.
Porträt Władysława Szpilmana
Porträt Władysława Szpilmana

Das Leben im Getto
 

Das „gesonderte Stadtviertel“, also das Warschauer Getto, wurde am 2. Oktober 1940 errichtet. Die Śliska-Straße mit dem Haus, in dem die Szpilmans wohnten, lag im Zentrum von Warschau im Süden des Gettos.[10] Zunächst tröstete sich die Familie noch damit, dass sie keine neue Bleibe brauchte. Als dann aber Tag für Tag zig tausend Juden aus anderen Teilen der Stad gezwungen wurden, in das Getto umzusiedeln, wurde Wohnraum so knapp, dass viele in Kellern und Verschlägen vegetieren mussten, obwohl sie horrende Preise dafür zahlten. Insgesamt wurden in dem „geschlossenen Stadtteil“ an die 450.000 Menschen zusammengepfercht. Das Warschauer Getto war das größte in Europa. Mitte November 1940 trennten die Deutschen das Viertel ganz von der umliegenden Stadt ab und verboten den Juden, es zu verlassen. Später wurde das Areal weiter verkleinert.

Damit kamen auf die Szpilmans und alle anderen im Getto eingeschlossenen Juden harte Zeiten zu. Noch bevor das Jahr 1940 zu Ende ging, verkaufte die Familie alles, was gewissen Wert besaß, auch ihr Klavier. Daraufhin beschloss der dreißigjährige Władysław, den Lebensunterhalt in den Getto-Cafés zu verdienen. Seine Laufbahn als „Kriegs-Pianist“ begann in „Nowoczesna“ in der Nowolipki-Straße 10, wo Artur Gold mit seinem Orchester spielte, während sich reiche Spekulanten die Klinke in die Hand gaben und Edelprostituierte an üppig gedeckten Tischen saßen. Die vor der Straßenfront des Cafés herumlungernden Bettler wurden vertrieben. In dem Etablissement hat Szpilman zwei Illusionen verloren – die Vorstellung von allgemein herrschender Solidarität sowie seine hohe Wertschätzung jüdischer Musikalität. Er schrieb darüber: „Meiner Musik schenkte in ‚Nowoczesna‘ niemand Beachtung. Je lauter ich spielte, um so lauter sprachen die Schmauser und Zecher, und Tag für Tag spielten sich dieselben Ringkämpfe ab zwischen mir und dem Publikum, ein Wettstreit darum, wer es schaffte, wen zu übertäuben, und einmal geschah es ganz einfach, daß einer der Gäste mich durch den Kellner bitten ließ, kurz das Spiel zu unterbrechen, da es ihm unmöglich machte, die Klangreinheit der goldenen Zwanzigdollarmünzen zu prüfen, die er gerade von einem Tischnachbarn erwarb; nunmehr schlug er die Goldstücke sacht gegen die Marmorplatte, hob sie auf der Fingerspitze ans Ohr und lauschte eifrig auf ihren Klang – die einzige Musik, die ihn zu interessieren vermochte.“[11]

Bald darauf verließ Szpilman das Luxuslokal und wechselte in das Café in der Sienna-Straße 16, in dem sich die jüdische Intelligenz traf, die Musik hören wollte. Hier lernte der Pianist unter anderem Janusz Korczak kennen, den Arzt und Pädagogen, der im Getto Waisenhäuser für jüdische Kinder eingerichtet hat. Die nächste Wirkungsstätte des Musikers wurde das „Sztuka“ in der Leszno-Straße 2, ein Café mit hohen künstlerischen Ambitionen, in dem Szpilmans Darbietungen sehr willkommen waren. Hier verdiente der Pianist gut genug, um seine sechsköpfige Familie durchzubringen. Aus dieser Zeit stammen auch Erinnerungen an die abendlichen Heimwege, die ihm sehr zugesetzt haben. Es war Winter 1941/42 und im Getto brach Typhus aus. An der Seuche starben Monat für Monat fünftausend Menschen, hinzu kamen Tote, die verhungert waren oder anderen Krankheiten erlagen. Da man mit der Bestattung nicht nachkam, blieben viele Leichen oft tagelang ohne Kleidung (die war ja im Winter besonders wertvoll) in Papier gewickelt in den Straßen liegen.

Im Frühjahr und im Frühsommer 1942 verschärfte sich die Lage im Getto. Es kam zu Razzien und die Nazis gingen immer brutaler vor. In der von den katastrophalen Lebensbedingungen völlig ausgemergelten jüdischen Gemeinschaft mehrten sich die Ängste und Zweifel, ob sich ihr Schicksal jemals ändern würde. Trotz dieser Umstände aber versuchte Szpilman, weiter seinem Broterwerb nachzugehen. Er spielte in den Cafés und bereitete sogar mit dem Pianisten Andrzej Goldfeder ein Konzert vor, das am 25. Juli 1942 stattfinden sollte. Was er nicht ahnte, war, dass er am 19. Juli letztmals im Getto spielen würde, so dass es nicht mehr zu diesem Konzert kommen konnte.

Am 22. Juli 1942 begann eine groß angelegte Räumungsaktion. Dem Getto wurden alle Lebensmittellieferungen gekappt. Fortan herrschte blanke Hungersnot. Fuhrwerke mit Menschen, die das Getto verlassen mussten, zogen zu einem Umschlagplatz. Wie sich später dann herausstellte, waren dies Ausgesiedelte auf Nimmerwiedersehen, da die Menschen entgegen den Verheißungen der Deutschen nicht zur Arbeit in den Osten verschickt wurden, sondern ins Vernichtungslager Treblinka. Władysław Szpilman nutzte seinen Status dazu, um für sich und seine Familie Arbeitspapiere zu besorgen, die ihre Deportation verhindern sollten. Doch bald darauf verloren auch solche Nachweise sowohl bei den Deutschen als auch bei den Litauern und Ukrainern, die ihnen bisher geholfen hatten, jede Bedeutung. Durch Władysławs Kontakte aber fand die Familie doch noch eine Beschäftigung beim Sortieren von Möbeln und anderen Gegenständen, die von den deportierten Juden zurückgelassen wurden. Szpilman schreibt: „Meine erste Arbeit bei den Deutschen. Von morgens bis abends schleppte ich Möbel, Spiegel, Teppiche, Leib- und Bettwäsche oder auch Kleidungsstücke - Sachen, die noch vor wenigen Tagen jemandem gehört und das individuelle Gesicht eines Interieurs ausgemacht hatten [...] Jeder Augenblick der Versonnenheit oder auch nur Aufmerksamkeit brachte einen schmerzhaften Schlag oder Tritt ein, mit dem Gummiknüppel oder dem eisenbeschlagenen Stiefel eines Gendarmen, und er konnte das Leben kosten, wie jene junge Leute, die man auf der Straße erschoß, weil sie einen Salonspiegel fallen gelassen und zerschlagen hatten.“[12] Eines Tages wurde der Musiker in seiner Arbeitszeit Zeuge des Abmarsches der Kinder aus dem von Janusz Korczak geleiteten Waisenhaus. Kurz darauf wurden Korczak und seine Schützlinge im Lager Treblinka umgebracht.

 

[10] An der Stelle, an der früher das Wohnhaus der Szpilmans stand, befindet sich heute in der Nähe des Palastes der Kultur und Wissenschaft eine kleine Parkanlage – Anm. der Autorin.

[11] Szpilman, Władysław: Der Pianist. Mein wunderbares Überleben. [...], Berlin 2020, Seite 71.

[12] Szpilman, Władysław: Der Pianist. Mein wunderbares Überleben. [...], Berlin 2020, Seite 98 f.