Korfanty, Adalbert

Adalbert Korfanty (1873-1939). Polnischer Zeitungsredakteur und  herausgeber, 1903-18 Abgeordneter des Preußischen Landtags, zwischen 1903 und 1918 mehrfach Reichstagsabgeordneter des Deutschen Kaiserreichs
Adalbert Korfanty (1873-1939). Polnischer Zeitungsredakteur und herausgeber, 1903-18 Abgeordneter des Preußischen Landtags, zwischen 1903 und 1918 mehrfach Reichstagsabgeordneter des Deutschen Kaiserreichs

Korfanty, Adalbert (Albert [Wojciech] Korfanty, nach 1918 Wojciech Korfanty), 1903-18 Mitglied der 2. Kammer des Preußischen Landtags, 1903-12, 1918 Mitglied des Reichstags des Deutschen Kaiserreichs. *20.4.1873 Sadzawka bei Siemianowitz (heute Siemianowice Śląskie), †17.8.1939 Warschau, Redakteur, Herausgeber von Zeitungen, Aufsichtsratsvorsitzender. Sohn einer Bergarbeiterfamilie. Nach dem Abitur 1896 als Externer am Gymnasium in Kattowitz studierte er an der Technischen Hochschule Charlottenburg, 1897-1901 Philosophie, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften an den Universitäten in Breslau und Berlin. 1901 gründete er in Kattowitz die polnische Tageszeitung Górnoślązak/Der Oberschlesier, deren Redakteur er war. 1901 wurde er wegen Pressevergehens zu viermonatiger Haft verurteilt. Seit 1905 gab er die Zeitung Polak/Der Pole heraus. Im Juni 1903 und im Januar 1907 wurde er im Wahlkreis Kattowitz-Zabrze in die polnische Fraktion des Deutschen Reichstags gewählt. 1918 wurde er im Wahlkreis Gleiwitz in einer Nachwahl erneut in den Reichstag gewählt. Dort plädierte er in einer Rede für den Anschluss polnisch-sprachiger Gebiete an Polen. Nach der Niederschlagung der von ihm 1919 und 1920 organisierten Aufstände in Oberschlesien wurde er von den Alliierten mit der Durchführung der Volksabstimmung beauftragt. Nach der Abstimmungsniederlage löste er 1921 den dritten Aufstand aus. Am 16.7.1922 wurde er in Warschau zum polnischen Ministerpräsidenten ernannt, konnte sein Amt jedoch gegen Widerstand von Jósef Piłsudski nicht antreten. Er ging daraufhin nach Kattowitz zurück, gründete einen Pressekonzern und übernahm den Aufsichtsratsvorsitz des polnisch-französischen Kohlekonsortiums. 1922-30 Mitglied des Sejms; politischer Gegner von Piłsudski. 1930-35 im Rahmen der von Piłsudski angeordneten Verhaftungen gegen Oppositionelle inhaftiert, ging er in die Tschechoslowakei ins Exil, nach dem Einmarsch der Deutschen nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr nach Polen 1939 erneut verhaftet, wurde er, schwer erkrankt, nach dreimonatiger Haft entlassen. Bild: 1905, Public Domain.

Literatur:

Amtliches Reichstags-Handbuch, 11. Legislaturperiode, Berlin 1903, 258; Reichstags-Handbuch, 12. Legislaturperiode, Berlin 1907, 306f., 487 (Bild); Reichstagsprotokolle 1895-1918, Register 188, 204, 218, 238, 269, 314a; M. Orzechowski: Wojciech Korfanty. Biografia polityczna, Breslau 1975; S. Karski: Albert (Wojciech) Korfanty. Eine Biographie, Dülmen 1990; A. Kotowski: Zwischen Staatsräson und Vaterlandsliebe, Düsseldorf 2007, 33, 72, 74f., 81, 86f., 89, 152, 155-158, 164, 166, 170f., 183-185, 189, 191f., 196f.

Online:

http://zhsf.gesis.org, Parlamentarierportal, BIORAB Kaiserreich online (unvollständig)
http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/
http://www.reichstagsprotokolle.de

Axel Feuß, September 2016

Link zu den Reichstagsprotokollen:

http://www.reichstagsprotokolle.de