„Nasza Droga“ (1952-1981) – Eine polnischsprachige Auslandszeitung in Adelaide (Australien) und ihre „deutschen“ Wurzeln

Pol:innen, die nach dem Zweiten Weltkrieg vorwiegend aus Deutschland nach Australien emigrierten, schufen alsbald ihre eigene Zeitung „Nasza Droga”.
Pol:innen, die nach dem Zweiten Weltkrieg vorwiegend aus Deutschland nach Australien emigrierten, schufen alsbald ihre eigene Zeitung „Nasza Droga”.

Die Enttäuschung über das Scheitern der Einigungsversuche und der daraus resultierende starker Unwille gegenüber den Repräsentanten der Regierung in London drückten sich auch unter den polnischen Eingewanderten in Australien aus, die einander in ihren Erfahrungen, Einstellungen und Überzeugungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit verbunden waren, wobei sie nach der Konferenz von Jalta Beziehungen zu polnischen Emigrant:innen in Großbritannien und anderen Zentren der polnischen Emigration unterhielten. In dieser Zeit, in der die Exilregierung zerschlagen wurde, trat Jan Sobolewski als glühender Gefolgsmann von Präsident August Zaleski auf. Als dieser starb und Stanisław Ostrowski das Präsidentenamt übernahm, während die „Burg“-Gruppe mit dem Dreierrat zusammenging, unterstützte er Juliusz Sokolnicki, der die Vereinigung der beiden politischen Kräfte ignorierte, sich selbst zum „Präsidenten des Freien Polens im Exil“ [Prezydent Wolnej Polski na Uchodźstwie] ernannte und Sobolewski zunächst als Informations- und Propaganda-Minister sowie schließlich als Ministerpräsident berief (Mai 1980 bis Februar 1981). Dieses Verhalten des neuen Verlegers von „Nasza Droga“ und die für den Herausgeber einer Emigrantenzeitung so wichtigen, aber eingebüßten guten persönlichen Kontakte zur Gemeinschaft der Polonia, haben das weitere Geschick der Zeitung sehr belastet und zum Verlust ihrer Akzeptanz geführt. Obwohl Sobolewski der Zeitung den neuen Untertitel „The Newspaper for Poles in Australia“ gab, entfernte sich „Nasza Droga“ immer mehr von der Realität, in der die polnischen Eingewanderten in diesem Land lebten. Das fehlende journalistische Vermögen ihres Herausgebers wirkte sich ebenfalls auf das Niveau und die Attraktivität der Zeitung aus. Hinzu kamen viele Konflikte mit Dritten, beispielsweise mit der Redaktion der in Sydney erscheinenden „Wiadomości Polskie” [Polnische Nachrichten], der Zugeständnisse an den Kommunismus vorgeworfen wurden, die ihre Leser und Leserinnen vergraulten. Gleichwohl spielte „Nasza Droga“ für die Polen und Polinnen in Adelaide noch in den 1960er Jahren eine wichtige wenn auch abnehmende Rolle. Beiträge für die Zeitung verfassten damals Stanisław Gotowicz (verantwortlich für „Aktuelles aus der Organisation und aus dem Gemeindeleben“) sowie Pfarrer Kuczmański als Beibringer „Kirchlicher Nachrichten“. Außerdem schickte Stefan Nowicki Texte aus Melbourne zur Auswanderungspolitik. Mieczysław Iwańczak fungierte als Korrespondent in Sydney. 1966 begann der Bund der Polen in Südaustralien dann unter dem Titel „Polak w Adelajdzie“ [Ein Pole in Adelaide] mit einer Beilage in der Melbourner Wochenzeitung „Tygodnik Polski“ [Polnisches Wochenblatt]. Ab 1967 erschien vor Ort das viel gelesene „Biuletyn Organizacyjny Millenium“ [Millenium-Bulletin], später unter dem Titel „Biuletyn Głos Millenium“ [Bulletin. Die Stimme der Millenium-Community].[1] Ab 1977 gab die Föderation polnischer Organisationen in Südaustralien [Federacja Organizacji Polskich w Australii Południowej] die Tageszeitung „Słowo Polskie“ [Polnisches Wort] heraus.

 

[1] Szczepanowski, Marian: Biuletyn Millenium [Millenium-Bulletin], in: Szczepanowski, Marian (Hrsg.): Polski Ośrodek Millenium Enfield [Polnisches Zentrum Millenium Enfield], Adelaide 1981, S. 62-86.