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Polens Weg in die Freiheit auf den SPIEGEL-Covern 1980 bis 1990

Titelseite DER SPIEGEL 34/1980

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Titelseite DER SPIEGEL 34/1980
Titelseite DER SPIEGEL 34/1980

Eine Woche später, am 25. August 1980, erschien die nächste Ausgabe, deren Titelseite ebenfalls einem Ereignis in Polen gewidmet war. Das Cover der Ausgabe 35/1980 entstand unter Verwendung eines retuschierten Fotos, das vor dem Tor der Werft in Danzig gemacht worden war und Arbeiter darstellte, die vor dem am Eingangstor aufgehängten Bildnis Johannes Paul II. beten. (Abb. 9) Die Retusche des schwarz-weißen Fotos bestand darin, dass es blutrot eingefärbt war, so dass es in einer farblich einheitlichen Komposition mit der gesamten Umschlagsseite verschmolz, auf der das Titelthema mit „Der Aufruhr in Polen – Gefahr für Osteuropa“ in fetten weißen Buchstaben angekündigt wurde. Der erste Teil des Titels, „Der Aufruhr in Polen“, wurde zusätzlich weiß unterstrichen. Dabei führte die rote Farbgebung des Covers unmissverständlich vor Augen, von welcher Gefahr ausgegangen wurde: Rot ist das Symbol für Blut, das auf die betenden Arbeiter herabfließen könnte. Auch die nächste Ausgabennummer 36/1980 war der Krise in Polen gewidmet und auch auf ihrer Titelseite greift die Zeitschrift das polnische Thema auf, obwohl der visuelle Bezug auf die Lage im Land nicht so eindeutig wie bei den beiden zuvor gedruckten Covern ist. (Abb. 10) Zu sehen ist eine stilisierte bröckelnde Faust aus Stein. Die als Suggestivfrage formulierte Bildunterschrift lautete damals „Kommunismus reparabel?“[15] Dieses Cover hatte Ursula Arriens kreiert, eine sehr erfolgreiche Künstlerin, die von 1978 bis 1988 exklusiv für den SPIEGEL Titelseiten entwarf. Mit diesem Motiv spricht seine Schöpferin prägnant die fortschreitende Erosion der kommunistischen Ideologie an, die durch die Entstehung der Gewerkschaftsbewegung Solidarność (Solidarität) als neue Kraft wesentlich beschleunigt wurde. Die nächste Titelseite über Polen findet sich auf der Ausgabe 45/1980 vom 3. November. (Abb. 11) Sie ziert ein farbiges Porträt von Lech Wałęsa, das seitlich mit der erläuternden Beschriftung „Arbeiterführer Walesa“ versehen ist. Darunter ist in deutlich größerer Schrift die Ankündigung des Titelthemas „Entscheidung in Polen“ zu lesen. Diese Ausgabe erschien am Vortag der Legalisierung der Gewerkschaftsbewegung. Kurz darauf, am 10. November 1980, stimmt die Regierung der Registrierung des Niezależny Samorządny Związek Zawodowy „Solidarność” (Unabhängiger Selbstverwalteter Gewerkschaftsbund „Solidarität“) zu. Damit beginnt die legale Tätigkeit der neuen Organisation. Die Titelseite der darauffolgenden Ausgabe des Magazins stellt keinen direkten Zusammenhang zu den politischen Unruhen in Polen her, zeigt jedoch fast als Karikatur den polnischen Papst Johannes Paul II., der sinnbildlich über dem Kopf von Martin Luther schwebt. Die Zeichnung wurde von dem deutschen Grafiker und Maler Michael M. Prechtl geschaffen. Damit greift die Titelseite das Thema der Apostolischen Reise des Papstes nach Deutschland auf. (Abb. 12) Ende 1980 erschien als letzte von fünf Titelseiten innerhalb eines Jahres noch eine weitere Ausgabe des SPIEGEL, deren Cover Polen gewidmet war. Die Zeit, in der die Solidarność legal agierte, die bisweilen auch als „Karneval der Solidarität“ bezeichnet wird, weckte in der polnischen Gesellschaft Hoffnungen darauf, zumindest das Monopol der Staatspartei zu brechen, die alleinige Vertretung der Gesellschaft zu sein. Aus bundesrepublikanischer Sicht gab es eine lebhafte Furcht, die gesellschaftlichen und politischen Unruhen könnten so sehr eskalieren, dass es zu einer bewaffneten Intervention der UdSSR in Polen kommen könnte. In diesem Sinne ist die Titelseite der Ausgabe 50/1980 zu verstehen, die am 8. Dezember an die Kioske kam. (Abb. 13) Die schwarz-rote Farbgebung mit einem russischen Panzer, der einen weißen Adler, das Beherrschende Element des polnischen Staatswappens, überrollt, baut eine bedrohliche Spannung auf und muss den Leser in Sorge versetzen. Das Titelthema wird dem entsprechend als Warnung formuliert. Es heißt „Aufmarsch gegen Polen“.

 

[15] Das Symbol der erhobenen Faust entspringt dem Poem „Wladimir Iljitsch Lenin“ von Wladimir Majakowski: „(…) Partei - ist die Hand der Millionen Finger, zerschmetternd zur eigenen Faust geballt. (...)“, nachgedichtet von Hugo Huppert, siehe unter: http://ciml.250x.com/archive/literature/german/majakowski/majakowski_1924_gedicht_lenin.pdf, (letzter Abruf: 03.08.2020). Das Symbol der Faust wird auch von linksextremen Bewegungen, z. Bsp. des Autonomismus, genutzt; vergleiche mit: https://pl.wikipedia.org/wiki/Autonomizm.