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Polens Weg in die Freiheit auf den SPIEGEL-Covern 1980 bis 1990

Titelseite DER SPIEGEL 34/1980

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  • Abb. 20: DER SPIEGEL 52/1990 - Titelseite des Magazins DER SPIEGEL 52/1990
Titelseite DER SPIEGEL 34/1980
Titelseite DER SPIEGEL 34/1980

Einige Wochen vor der Ausrufung des Ausnahmezustands in Polen, umgangssprachlich auch „Kriegsrecht“ genannt, kehrt die polnische Thematik auf das Cover des Magazins zurück. Die Oktober-Ausgabe 41/1981 erscheint mit einer Titelseite, die damals viel Beachtung fand, da sie die durchaus kuriose Szene zeigt, dass sich ein hockender Lech Wałęsa als Gewichtheber gibt. (Abb. 14) Auf der ohnehin schweren Last, die der Anführer der polnischen Arbeiterbewegung zu heben hat, sitzt zusätzlich ein riesiger roter Bär. Die vom Zeichner eingefangene Symbolik lässt eindeutig an das „russische Raubtier” denken, mit dem der Kraftsportler ringt. Das Gewicht, die Größe des Raubtiers und sein böser Blick erzeugen eine Atmosphäre der Bedrohung durch die Aggression, mutmaßlich der UdSSR. Dabei scheint die gewaltige Verantwortung, die auf seine Schultern ruht, Wałęsa jedoch nichts anzuhaben. Diese sehr populäre Titelseite wurde von dem französischen Graphiker und Comiczeichner Jean Sole geschaffen. Mit der Ausgabe 52/1981 wurde auch die vorletzte Ausgabe des Magazins des Jahres 1981 der polnischen Thematik gewidmet, deren Titelseite sich unmittelbar auf den am 13. Dezember ausgerufenen Ausnahmezustand bezog. (Abb. 15) Die Fotomontage zeigt General Wojciech Jaruzelski, der nach der Einführung des Kriegsrechts an der Spitze des Staates stand. Im Hintergrund sind Soldaten der Polnischen Volksarmee (Ludowe Wojsko Polskie) zu sehen. Das Titelthema dieser Ausgabe heißt „Partei am Ende – Militär soll Polen retten“. In diesem Zusammenhang ist das Cover der Ausgabe 2/1982 im Januar des Jahres als Fortsetzung der Thematik zu verstehen. (Abb. 16) Es greift die bereits erwähnten historischen und geopolitischen Entwicklungen in Polen nach 1945 auf. Das Titelthema dieser Ausgabe erklärte den westdeutschen Leser*innen die Bedeutung Polens für die UdSSR und das System der Ostblockstaaten. Das Foto in einer Kartenansicht, die im Hintergrund angelegt ist, stellt die Protagonisten der Konferenz der „Großen Drei” dar: Winston Churchill, Franklin Delano Roosvelt und Józef Stalin. Auf dem Titel ist die Schlagzeile „Jalta 1945 – Wie Polen verkauft wurde“ zu lesen. Die für Polen entscheidenden Monate zwischen August 1980 und dem 13. Dezember 1981, als der Widerstand der Opposition durch die Verhängung des Kriegsrechts unterdrückt wurde, fanden in der fast wöchentlichen Berichterstattung des Magazins zur aktuellen Lage ihren Niederschlag, ebenso auf den Titelseiten des Wochenmagazins, die Polen und seinen populären Repräsentanten gewidmet waren. Die letzte Titelseite in dieser turbulenten Zeit bezog sich auf die Situation der Oppositionellen, die von der Militärdiktatur interniert worden waren. (Abb. 17) Für das Cover der Ausgabe 10/1982 vom 8. März wurde eine Fotomontage gewählt, auf der Adam Michnik, einer der wichtigsten Oppositionellen des Landes, hinter einem vergitterten Zellenfenster zu sehen ist. Die Titelseite trägt die Ankündigung „Kassiber an den Spiegel: ‚Wir sind alle Geiseln‘ – Polen-Häftling Michnik über die Militärdiktatur“.

In den nächsten drei Jahren spielte die polnische Thematik bei den Titelseiten des Magazins keine Rolle. Auch wenn Papst Johannes Paul II. auf dem Cover der Ausgabe 51/1983 zu sehen ist, geschieht dies ohne bewussten Bezug auf die gesellschaftliche und politische Situation in Polen. (Abb. 18) Als Hauptthema der Ausgabe legte sich die Redaktion auf die Bedeutung der Marienverehrung in der katholischen Kirche fest. Auf dem Titel der Ausgabe ist Maria, die Mutter Gottes, zu sehen, zu der Johannes Paul II. betet. Ihre Darstellung verdankte sich dem deutschen Maler Mathias Waske. Die durch die Militärdiktatur erzwungene relative Stabilisierung der Lage in Polen beruhte auch auf der Kontrolle von Informationen, die nur bedingt unzensiert an westliche Medien durchsickerten. Seit der offiziellen Aufhebung des Kriegsrechts am 23. Juli 1983 hatten die polnischen Behörden die Gewissheit, dass es keine rasche Rückkehr zu dem alten Dualismus geben würde, in dem die Partei offiziell die Interessen der Gesellschaft vertritt, während diese eigene basisdemokratische Formen der Interessenvertretung betreibt. Von 1983 bis 1987 bzw. bis 1988 gingen die Mitteilungen über Polen, die das Hamburger Wochenmagazin verbreitete und auch die „polnischen“ Titelseiten fast auf null zurück. In dieser Zeit gab es nun noch ein einziges Cover, das ein polnisches Thema problematisierte, indem es den Mord an dem Solidarność-Priester Jerzy Popiełuszko von 1984 auf das Cover nahm. (Abb. 19) Die Ausgabe 5/1985 vom 28. Januar druckte einen Ausschnitt eines Fotos von Popiełuszko mit der Schlagzeile „Wie der Geheimdienst mordete – Prozess in Polen“ auf dem Titel, wobei das Wort „Prozess“ in Schrift und Farbe eindeutig der Wortmarke der Solidarność entsprach. Das Titelthema befasste sich mit dem Prozess gegen die Popiełuszko-Mörder sowie mit den Auswirkungen des politischen Mordes auf die inneren Angelegenheiten der Volksrepublik Polen.