"Ich war in einem Konzentrationslager": Zbigniew Muszyński

Zbigniew Muszyński: Ausweis des ehemaligen KZ-Häftlings
Zbigniew Muszyński: Ausweis des ehemaligen KZ-Häftlings

Nach seiner Rückkehr nach Celle trat er in die polnische Armee ein, die auf dem US-Armeestützpunkt Mannheim Käfertal stationiert war. Der Kommandant war sein Bekannter aus Buchenwald, Hauptmann Cuber. Zbigniew absolvierte hier mehrere militärische Studiengänge und kommandierte einen polnischen Wachzug, der bei der US-Armee eingesetzt war. Unter anderem befehligte er einen Zug von Wachposten, der eine Kolonne deutscher Gefangener in das Internierungslager Dachau führte. Ein Jahr zuvor hatte er als Häftling im KZ Dachau geträumt, er hätte Flügel und sei über das Tor aus dem Lager hinausflog, und dann, dass er eine Kolonne deutscher Gefangener durch die Tore in das Lager führte. Damals weckten ihn seine Mithäftlinge, weil er schrie und er erzählte ihnen, was er geträumt hatte. Jetzt wurde dieser Traum wahr.

Zbigniew beschloss, zu studieren. Er bezahlte seine Zigarettenzuteilung an deutsche Professoren, damit sie ihn Mathematik und Physik lehrten, und er lernte etwas über Integrale und Differentiale. Im August 1945 erreichte seine Firma ein Brief, in dem es hieß, dass jeder, der ein Abitur hat, mit dem Studium an der Polnischen Technischen Akademie in Esslingen Neckar beginnen kann. Da Zbigniew keine allgemeine Hochschulreife hatte, entschied er sich, die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Er bestand eine Prüfung in Stuttgart (wo er der einzige Kandidat war) mit einem sehr guten Ergebnis. Er begann ein Studium und arbeitete bei der Polnischen Gardekompanie (PGC) in Ludwigsburg. Jeden Tag pendelte er mit dem Zug von Ludwigsburg nach Esslingen und zurück zur Arbeit im Büro von PGC. Während seines Dienstes in der Gardekompanie studierte er drei Jahre lang. In Ludwigsburg traf er einen der Brüder Dubiel, der als Kind von seiner Mutter gepflegt und mit dem Zbigniew und seine Geschwister gemeinsam in dem Elternhaus gelebt hatte. Dubiel kehrte nach Polen zurück und informierte Zbigniews Mutter, dass ihr Sohn noch lebte.

Als er in der Wachkompanie in Ludwigsburg diente, bewachten vier Kompanien mehrere tausend deutsche Gefangene. Sie hatten etwa 60 Maschinengewehre. Eines Tages kam ein amerikanischer Hauptmann und bat um die Zuteilung von fünf deutschen Gefangenen für einen Reinigungsauftrag. Eine seiner Wachen brachte die fünf Gefangenen zur Arbeit in die Stadt. In der Menschenmenge flohen alle fünf Gefangenen. Am Abend aber kehrten sie mit Lebensmittelkörben zurück. Zbigniew war so froh, dass er die Flucht nicht melden musste, dass er den Gefangenen das Essen überlassen hat. Wäre Zbigniew dagegen im Jahr zuvor geflohen, wäre er sicher nicht mehr am Leben. Die Deutschen hätten keine Skrupel gehabt, ihn zu erschießen.

Als Wachmann in Ludwigsburg fuhr er die deutschen Gefangenen zu den Nürnberger Prozessen und Interviews.

Zbigniew glaubt, dass sein Leben von seinem Vorfahren, dem heiligen Josaphat Kuncewicz, bewacht wird: Geboren in Włodzimierz, wurde dieser im Jahr 1623 wegen seines Glaubens ermordet. 1643 wurde er von Papst Urban VIII. selig gesprochen und 1867 von Papst Pius IX. heilig gesprochen. Seit 1949 liegen seine Reliquien in der Petersbasilika im Vatikan neben dem Heiligen Johannes. Als Fünfjähriger träumte Zbigniew von einem Heiligen, der mit ihm spielt. Und er erinnerte sich deutlich an das Bild dieser Person. Als 1949 die Reliquien des Heiligen Josaphat in den Vatikan gebracht wurden und das Rote Kreuz die Nachkommen ausfindig machte, schickten sie ein Bild des Heiligen Josaphat. Zbigniew erkannte ihn als den "Jezus, der im Schlaf zu ihm kam", als er fünf Jahre alt war. Und er erzählte seiner Mutter von seinem damaligen Traum.

Zbigniew emigrierte 1948 nach Australien. Hier musste er zwei Jahre lang den Wald roden und dann als Eisenbahner auf der Strecke Perth-Geraldton arbeiten. Fünf Jahre lang arbeitete er in Narrogin als Zahntechniker in der Praxis von Dr. Marian Brzeziński. Danach arbeitete er in Perth in der Zahnarztpraxis von McGibbon. Einer seiner Arbeitgeber war L. Trotter, ein Pilot im Krieg, der über Warschau flog und während des Warschauer Aufstands Vorräte für die Polnische Heimatarmee abwarf.

Zbigniews große Leidenschaft waren Pferde. Er züchtete und trainierte sie. Sein bestes Pferd gewann Rennen in Australien und Amerika. Während seines Aufenthalts in Australien traf er den Priester Gajkowski, einen ehemaligen Mithäftling aus dem KZ Dachau.

Zbigniew heiratete in Perth eine wunderschöne Polin, Zofia, Miss Polonia, die bis heute glücklich und wohlhabend lebt. Zofia (Sophie), kommt ebenfalls wie Zbigniew aus Ostpolen (geb. vor 1939). Heute liegen diese Teile Polens in der Ukraine und in Weißrussland. Sie und ihre Familie wurden von den Sowjets nach Sibirien deportiert. Sie hatte das Glück, 1943 mit dem 2. polnischen Korps unter General Anders aus Sibirien herauszukommen. 1950 wurde sie von der australischen Regierung aus Lagern in Afrika aufgenommen, die für Familien polnischer Soldaten eingerichtet wurden, die mit der englischen Armee in Monte Casino, Tobruk usw. gekämpft hatten.

Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kommunismus in Polen wurde Zbigniew Muszyński im April 1995 mit dem Ehrenzeichen "Auschwitz-Kreuz" (Krzyż Oświęcimski), dem Kreuz der Polnischen Heimatarmee (Krzyż Armii Krajowej) und dem Warschauer Aufstandskreuz (Warszawski Krzyż Powstańczy) ausgezeichnet, im März 1999 erhielt er die Medaille der Warschauer Armee 1939-1945 (Medal za Warszawę 1939 -1945) und das Partisanenkreuz.

Im Februar 2002 wurde Zbigniew zum Oberleutnant und im März 2004 zum Leutnant der polnischen Armee befördert.

Gespräche geführt von: Urszula Celińska-Mysław und Anna Lilpop
Geschrieben von Anna Lilpop
April 2017 - November 2018

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  • Zbigniew Muszyński po prawej

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