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„Treu dem Vaterland, auch in der Fremde”. Patriotische Telegramme der Breslauer Polonia

Hochzeitstelegramm mit einem Porträt von Tadeusz Kościuszko und einem Adler, Farbdruck, 1932.

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  • Hochzeitstelegramm, 1913 - Hochzeitstelegramm mit Engel und Wappenschildern, Farbdruck, 1913.
  • Hochzeitstelegramm der Breslauer Polonia, 1913 - Hochzeitstelegramm mit zwei Männern in polnischen Nationaltrachten und der Kartusche mit einem weißen Adler, Farbdruck, 1913.
  • Telegramm zum Namenstag, 1928 - Telegramm zum Namenstag mit einem Porträt von Fürst Józef Poniatowski, Farbdruck, 1928.
  • Telegramm zum Namenstag, 1930 - Telegram imieninowy Towarzystwa Czytelni Ludowych; druk wielobarwny, 1930
  • Gabriela und Jan Hordyk, 1919 - Gabriela und Jan Hordyk, Archivfoto, 1919.
  • Hochzeitstelegramm, 1932 - Hochzeitstelegramm mit den Konterfeis von Jadwiga und Władysław Jagiełło, Farbdruck, 1932.
  • Kondolenztelegramm, 1920 - Kondolenztelegramm mit einem Bildnis von Tadeusz Kościuszko, Farbdruck, 1920.
  • Hochzeitstelegramm, 1932 - Hochzeitstelegramm mit einem Porträt von Tadeusz Kościuszko und einem Adler, Farbdruck, 1932.
  • Telegramm, 1925 - Telegramm mit der Allegorie Polens, Autotypie, 1925.
  • Hochzeitstelegramm, 1932 - Hochzeitstelegramm mit einem Bildnis von Tadeusz Kościuszko und weiß-roten Fahnen, Farbdruck, 1932.
  • Telegramm von Towarzystwo Czytelni Ludowych, 1932 - Telegramm mit einem Porträt von Karol Marcinkowski, hrsg. von Towarzystwo Czytelni Ludowych, Farbdruck, 1932.
Hochzeitstelegramm mit einem Porträt von Tadeusz Kościuszko und einem Adler, Farbdruck, 1932.
Hochzeitstelegramm mit einem Porträt von Tadeusz Kościuszko und einem Adler, Farbdruck, 1932.

Das Telegramm schmückt eine Farblithographie als Allegorie auf die Wiederauferstehung Polens sowie die Aufschrift: „I na obczyźnie wierni Ojczyźnie!” (Treu dem Vaterland, auch in der Fremde!)[21] Im Zentrum der Komposition steht Polonia. Sie ist in einen königlichen Hermelinmantel gewandet, wird von der Muttergottes von Tschenstochau und einem weißen Adler beschützt, und empfängt in Begleitung von Freiheitskämpfern und Vertretern des Volkes Opfergaben. Die polnische Nationalfahne in der oberen rechten Ecke verleiht dem Telegramm ausdrücklich nationalen Charakter. Der Vordruck wurde vom Komitet Narodowy (Polnisches Nationalkomitee) in Berlin ausgegeben. Die großzügige Komposition zeichnet das Telegramm als eindrucksvollste Arbeit im gesamten Konvolut aus, wobei es leider sehr stark beschädigt ist.

Das jüngste Telegramm stammt aus dem Jahr 1932 und steht, wie die anderen auch, sehr im Zusammenhang mit den Aktivitäten polnischer Organisationen in Deutschland. Es wurde im November 1932 anlässlich der Eröffnung des polnischen Privatgymnasiums in Beuthen (Bytom) aus Breslau versandt. Dieses Gymnasium war die erste polnische Schule, die in Deutschland gegründet wurde. Die Eröffnung fand am 8. November 1932 statt.[22] An diesem klassischen Gymnasium wurden die Altertumssprachen Latein und Griechisch unterrichtet. Man war sich dessen bewusst, dass: „Die Sicherung der nationalen und kulturellen Bedürfnisse einer so großen Anzahl von Polen in Deutschland das Hauptanliegen der polnischen Gesellschaften darstellt und dass die nationale und staatsbürgerliche Erziehung sowie die Ausbildung der jungen Generation äußerst wichtig sind.”[23] Die Schule erfreute sich in kürzester Zeit bei Polen in ganz Deutschland großer Beliebtheit. Die polnische Gemeinschaft schätzte diese Einrichtung. Die Gymnasiasten brachten unter dem Titel „Idziemy” (Lasst uns gehen) ihre eigene Schülerzeitung heraus.[24]

Der Absender des Telegramms, der Schneider Franciszek Juszczak, war damals Geschäftsführer der Breslauer Niederlassung des Bundes der Polen in Deutschland und insofern das Oberhaupt der in Breslau lebenden Polen. „Er war ein geborener Sozialarbeiter und ein überzeugter Patriot. Die polnischen Belange in Breslau haben sein ganzes Leben bestimmt.”[25] Juszczak war ein Charismatiker, dem die Breslauer Polonia zu verdanken hatte, dass sie bestehen konnte. Er hat unermüdlich gepredigt, dass „das Vaterland und das polnische Volk von höchstem Wert sind, dem man mit voller Kraft dienen soll. Die Billigkeit der polnischen Frage in Deutschland darf niemals angezweifelt werden”.[26]

Das Telegramm, das aus Breslau nach Beuthen versendet wurde, enthält eine ovale Kartusche mit dem Porträt von Karol Marcinkowski, über der die Aufschrift „Karol Marcinkowski” angebracht ist. Oberhalb der Aufschrift befindet sich das Stadtpanorama von Posen.[27] Marcinkowski verkörperte die Idee der „organischen Arbeit“ und des Kampfes mit dem Besatzer durch patriotische Erziehung der jungen Generation, durch Bildung und durch vorbildliche Rechtschaffenheit in allen Lebensbereichen.

Grafisch hat der Posener Maler Franciszek Tatula (1889 – 1946) das Telegramm gestaltet, der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts einer von rund einem Dutzend Künstlern war, die mit der Ausschmückung des polnischen Transatlantik-Passagierschiffs MS Piłsudski beauftragt wurden.[28] Außerdem war Tatula auch als Gebrauchsgraphiker tätig, unter anderem im Hinblick auf die „Kościuszko-Telegramme“ für die Gesellschaft der Volksbüchereien.

Die Urheber der übrigen Telegrammvordrucke aus der Sammlung des Dokumentationskabinetts sind uns leider nicht bekannt, wobei besonders bedauerlich ist, dass der Autor der Komposition mit der Allegorie Polens bis heute anonym geblieben ist.

Die umfangreichsten Konvolute der „Kościuszko-Telegramme“ befinden sich in den Universitätsbiblioteken in Warszawa und Poznań. Das Posener Konvolut ist auf der öffentlichen Internetseite der Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa (Großpolnische Digitale Bibliothek) unter www.wbc.poznan.pl als eigene Sammlung zugänglich.

Die Telegramme, die sich auf die Aktivitäten der Breslauer Polonia beziehen, vermitteln Erinnerungen an Personen und Ereignisse, die eng mit den fundamentalen Werten wie Vaterland, Unabhängigkeit und Sprache zu assoziieren sind.

Die vorgestellten Telegramme aus der Sammlung des Muzeum Narodowe (Nationalmuseum) in Wrocław belegen als Zeugnisse der Bemühungen um die Erhaltung der Muttersprache und der nationalen Traditionen die Identität der Polen, die vor 1939 in der Oderstadt lebten. Das Phänomen der „patriotischen Telegramme“ ist ein Element des Erbes, das die Komplexität der polnischen Identität illustriert.

 

Beata Stragierowicz, August 2019

 

[21] A. Zawisza, Gdy mowa polska znaczyła przetrwanie. Działalność kulturalna-oświatowa Polaków we Wrocławiu w latach 1918 – 1939. Katalog zachowanych archiwaliów, Band 2, Wrocław 1983, S. 60.

[22] W. Kosiecki, Polskie Gimnazjum w Bytomiu, Opole 1937, S. 6.

[23] Ebenda, S. 3.

[24] Die Nummer 11 der Schülerzeitung befindet sich im GD MNWr., Inv. Nr. XX-580.

[25] A. Zawisza, Franciszek Juszczak, [in:] Kalendarz Wrocławski 1986, S. 155.

[26] Zitat nach: Do nich przyszła Polska… , S. 11.

[27] Kolekcjonerzy i miłośnicy, hrsg. von M. Starzewska, Wrocław 1988, S. 50, Illustr. 32.

[28] Polskie życie artystyczne w latach 1915-1939, hrsg. von A. Wojciechowski, Wrocław, Warszawa, Kraków, Gdańsk 1974, S. 332.