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Krystyna Wituska (1920–1944)

Krystyna Wituska, 1938.
Krystyna Wituska, 1938.

Die Hauptverhandlung gegen die angeklagten Polinnen findet am 19. April 1943 in Berlin-Charlottenburg statt. Wanda Kamińska wird zu drei Jahren Straflager mit verschärften Haftbedingungen verurteilt. Das Urteil gegen Maria Kacprzyk lautet auf acht Jahre Straflager. Krystyna Wituska wird als einzige wegen „Spionage, Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Entscheidend für die Verhängung der Höchststrafe war die Tatsache, dass Wituska ihre konspirative Tätigkeit gestanden hatte, während ihre Mitangeklagten eine andere Verteidigungsstrategie verfolgten. Sie behaupteten vor Gericht, dass sie sich noch in der geheimdienstlichen Ausbildung befunden hätten und deshalb noch an keine wichtigen Informationen gelangt seien. Krystyna verzichtete bewusst auf eine vergleichbare Verteidigungslinie in der Annahme, das Gericht werde solchen Beteuerung keinen Glauben schenken. Die milden Urteile gegen Kacprzyk und Kamińska veranlassen sie dann aber doch dazu, einen Versuch zu unternehmen, ihr Schicksal zu wenden – vergebens. Adolf Hitler, an den sie ein Gnadengesuch richtet, lehnt ihren Antrag ab.

Nachdem ihr Urteil rechtskräftig ist, kommt Wituska erneut nach Berlin Moabit, wo sie zusammen mit Maria Kasprzycka und Lena Dobrzycka in Zelle 18 auf die Vollstreckung ihrer Strafen wartet. Wanda Kamińska wurde in eine andere Zelle verlegt. Daraufhin beginnt im August 1943 ein regelmäßiger Briefwechsel der drei Verurteilten in Zelle 18 mit der 16jährigen Helga Grimpe, der Tochter der Gefängniswärterin Hedwig Grimpe. Helga ist beeindruckt von der Solidarität der gefangenen Frauen, von ihrer Fröhlichkeit und von der Aussöhnung mit ihrem Schicksal. Sie redet sie als „Kleeblatt“ an. Außerdem besorgt sie ihnen Medikamente, Zigaretten und Äpfel, die ihre Mutter den Gefangenen zukommen lässt. Helgas Schreiben werden von den Frauen sofort nach der Lektüre in der Toilette weggespült. Die 16jährige hingegen bewahrt die Kassiber der Frauen sorgfältig auf. Sie enthalten Bitten um bestimmte Dinge, vor allem aber Dankesworte für die Hilfe, die ihnen zu Teil wird. Helgas Mutter Hedwig, die Wärterin in dem Gefängnis ist, wird von den jungen Frauen „Sonnenschein“ genannt. Das Konvolut der aufbewahrten Briefe wird 60 Jahre später für Simone Trieder und Lars Skowronski die Grundlage für ihr Buch „Zelle Nr. 18 – eine Geschichte von Mut und Freundschaft“ sein, ein Bericht über die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen drei polnischen Häftlingsfrauen und der jungen Tochter einer Wärterin. Die Quellen befinden sich heute im Archiv des Instytut Pamięci Narodowej (Institut für Nationales Gedenken).

 

Media library
  • Krystyna Wituska, 1938.

    Privat collection.
  • Stele mit Gedenktafel und dem Reliefbild von Krystyna Wituska

    Gertraudenfriedhof in Halle
  • Krystyna Wituska

    Reliefbild von Krystyna Wituska (Nahaufnahme), Gedenkstele auf dem Gertraudenfriedhof in Halle.