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Jan Polack – Meister der Spätgotik

Jan Polack und Werkstatt: Der heilige Korbinian und der Bär, 1483/89. Aus dem Hochaltar der ehemaligen Kirche des Klosters Weihenstephan bei Freising, Öl auf Nadelholz, 147 x 129 cm

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  • Abb. 1: Herzog Sigismund von Bayern-München, um 1480 - Werkstatt oder Umkreis Jan Polack: Herzog Sigismund von Bayern-München, um 1480.
  • Abb. 2: Christus am Ölberg, 1483/89 - Weihenstephaner Altar: Christus am Ölberg, 1483/89
  • Abb. 3: Tod des hl. Korbinian, 1483/89 - Weihenstephaner Altar: Tod des hl. Korbinian, 1483/89
  • Abb. 4: Kreuznagelung Christi, 1483/89 - Weihenstephaner Altar: Kreuznagelung Christi, 1483/89
  • Abb. 5: Der hl. Benedikt, 1483/89 - Weihenstephaner Altar: Der hl. Benedikt als Vater des abendländischen Mönchtums, 1483/89
  • Abb. 6: Das Bärenwunder, 1483/89 - Weihenstephaner Altar: Der hl. Korbinian und der Bär, 1483/89
  • Abb. 7: Disputation des hl. Stephanus, 1483/89 - Weihenstephaner Altar: Disputation des hl. Stephanus, 1483/89
  • Abb. 8: Bildnis eines Benediktiner-Abts, 1484 - Bildnis eines Benediktiner-Abts, 1484
  • Abb. 9: Petrus heilt Kranke, 1490 - Petrus heilt Kranke und Besessene. Äußerer Altarflügel des Hochaltars der Pfarrkirche St. Peter in München, 1490
  • Abb. 10: Kreuzauffindung, um 1490 - Kreuzauffindung durch die heilige Helena, um 1490
  • Abb. 11: Kindermord von Bethlehem, um 1490 - Kindermord von Bethlehem (linker Flügel, Rückseite: Zwei von vier Kirchenlehrern), um 1490
  • Abb. 12: Kindermord von Bethlehem, um 1490 - Kindermord von Bethlehem (rechter Flügel, Rückseite: Zwei von vier Kirchenlehrern), um 1490
  • Abb. 13: Geißelung Christi, um 1490 - Geißelung Christi, um 1490
  • Abb. 14: Kreuztragung, um 1490 - Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen, um 1490
  • Abb. 15: Jesus im Garten Gethsemane, um 1490 - Jesus im Garten Gethsemane/Modlitwa w Ogrójcu (Christus am Ölberg), um 1490 (1510er-Jahre?)
  • Abb. 16: Schlosskapelle Blutenburg - Schlosskapelle Blutenburg, Hochaltar und Seitenaltäre, 1491/92
  • Abb. 17: Hochaltar, Blutenburg, 1491/92 - Hochaltar, Schlosskapelle Blutenburg, 1491/92
  • Abb. 18: Nördlicher Seitenaltar, Blutenburg, 1491/92 - Nördlicher (linker) Seitenaltar, Schlosskapelle Blutenburg, 1491/92
  • Abb. 19: Südlicher Seitenaltar, Blutenburg, 1491 - Südlicher (rechter) Seitenaltar, Schlosskapelle Blutenburg, 1491
  • Abb. 20: Hochaltar der Franziskanerkirche, 1492 - Hochaltar der ehem. Franziskanerkirche St. Antonius zu München (1802/03 abgerissen), 1492
  • Abb. 21: Dornenkrönung, 1492 - Dornenkrönung Christi. Hochaltar der ehem Franziskanerkirche St. Antonius zu München (1802/03 abgerissen), 1492
  • Abb. 22: Ecce-Homo, 1492 - Ecce-Homo. Hochaltar der ehem. Franziskanerkirche St. Antonius zu München (1802/03 abgerissen), 1492
  • Abb. 23: Kreuznagelung, um 1492 - Kreuznagelung Christi. Hochaltar der ehem. Franziskanerkirche St. Antonius zu München (1802/03 abgerissen), 1492
  • Abb. 24: Grablegung, um 1492 - Grablegung Christi. Hochaltar der ehem. Franziskanerkirche St. Antonius zu München (1802/03 abgerissen), 1492
  • Abb. 25: Die Gründer des Klosters Benediktbeuern, 1494 - Landfried, Waldram und Eliland, die Gründer des Klosters Benediktbeuern, 1494
  • Abb. 26: Arsatius-Altar, Ilmmünster, um 1495 - Hochaltar der Pfarr- und ehemaligen Kollegiatstiftskirche Sankt Arsatius in Ilmmünster. Vier Seitenflügel von Jan Polack, um 1495 (nach 1510?)
  • Abb. 27: Zaunhack-Altar, 1499 - Hausaltar des Konrad Zaunhack, 1499
  • Abb. 28: Zaunhack-Altar, 1499 - Hausaltar des Konrad Zaunhack, 1499
  • Abb. 29: Schutzmantelmadonna der Familie Sänftl, um 1505/10 - Schutzmantelmadonna im Ährenkleid zum Gedächtnis der Familie Sänftl, um 1505/1510
  • Abb. 30: Stigmatisation des hl. Franziskus, um 1500 - Stigmatisation des heiligen Franziskus, um 1500
  • Abb. 31: Johannes auf Patmos, um 1500 - Johannes auf Patmos und Kreuzigung Petri, um 1500
  • Abb. 32: Adam und Eva im Paradies, um 1500 - Adam und Eva im Paradies, Altarflügel, um 1500 (oder um 1480/85)
  • Abb. 33: Abraham und die drei Engel, um 1500 - Abraham und die drei Engel, Altarflügel, um 1500 (oder um 1480/85)
  • Abb. 34: Taufe Jesu, um 1500 - Taufe Jesu, Altarflügel, um 1500 (oder um 1480/85)
  • Abb. 35: Lehrender Christus, um 1500 - Der lehrende Christus, Altarflügel, um 1500 (oder um 1480/85)
  • Abb. 36: Verkündigung Mariä, um 1500/10 - Verkündigung Mariä, um 1500/1510
  • Abb. 37: Bildnis eines jungen Mannes - Bildnis eines jungen Mannes (Selbstbildnis?), undatiert
Jan Polack und Werkstatt: Der heilige Korbinian und der Bär, 1483/89. Aus dem Hochaltar der ehemaligen Kirche des Klosters Weihenstephan bei Freising, Öl auf Nadelholz, 147 x 129 cm
Jan Polack und Werkstatt: Der heilige Korbinian und der Bär, 1483/89. Aus dem Hochaltar der ehemaligen Kirche des Klosters Weihenstephan bei Freising, Öl auf Nadelholz, 147 x 129 cm

Außer den großen Altären werden zahlreiche Einzelwerke, Fragmente sowie kleinere Altäre Jan Polack und seiner Werkstatt zugeschrieben. Gründe dafür sind vor allem stilistische Kongruenzen zu gesicherten Arbeiten etwa bei der Gestaltung der Figuren und Gewänder oder der realitätsnahen Zeichnung menschlicher Physiognomien. Lebenden Personen nachgebildet scheinen vor allem die Gesichter der heiligen Landfried, Waldram und Eliland zu sein, die auf dem Fragment einer Predella dargestellt sind (Abb. 25 . ). Die an allen Seiten beschnittene Tafel gelangte 1804 als Säkularisationsgut aus dem Benediktinerkloster Benediktbeuern in die Zentrale Gemäldedirektion und von dort in die Nachfolgeinstitution, die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.[44] Die drei Heiligen sind der Legende nach Neffen des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (688/91-741) und Gründer des Klosters Benediktbeuern und sollen im Jahre 740 in einer „Wildnis am Kochelsee […] ein Haus und eine Kirche, dem heiligen Benedikt geweiht“, errichtet haben.[45] Tatsächlich hat Karl Martell den aus bayerischem Uradel stammenden Landfried offenbar auf dem 725/28 gegründeten Kloster als Vasallen eingesetzt. 739/40 ernannte ihn Erzbischof Bonifatius (um 673-754) zum Benediktinerabt. Das Entstehungsjahr der Tafel, 1494, ist auf dem Gesims zwischen den beiden ersten Figuren vermerkt.

Der um 1495 entstandene Flügelaltar der Pfarr- und ehemaligen Kollegiatstiftskirche Sankt Arsatius in Ilmmünster im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen ist eine Gemeinschaftsarbeit der Polack-Werkstatt mit dem Bildhauer Erasmus Grasser. 1492 verlegte Herzog Albrecht IV. das seit 1060 bestehende Chorherrenstift Ilmmünster an die vier Jahre zuvor fertiggestellte Frauenkirche in München. 1495 ließ er auch die Gebeine des heiligen Arsatius dorthin überführen, woraufhin die in Ilmmünster seit dem 9. Jahrhundert bestehende Wallfahrt zum Erliegen kam. St. Arsatius wurde Pfarrkirche. Möglicherweise stiftete Albrecht den neuen Hochaltar, um die erbosten Gemeindemitglieder zu besänftigen und zu entschädigen. Allerdings weist Weniger (2017) daraufhin, dass das Retabel wegen der Verwendung eines Kupferstichs von Albrecht Dürer (1471-1528) nicht vor 1510 entstanden sein könne. Der 1880 in neoromanischem Stil erneuerte Altar (Abb. 26 . ) zeigt in vollständig geöffnetem Zustand vier Grasser zugeschriebene Reliefs mit Szenen aus der Legende des heiligen Arsatius, dessen Gebeine um 766 aus Rom in das neu gegründete Kloster Ilmmünster überführt worden sind. An den Außenseiten sind Flügelpaare montiert, die jeweils sechs, also insgesamt zwölf gemalte und der Polack-Werkstatt zugeschriebene Bildtafeln enthalten. Sie zeigen korrespondierend zu den Reliefs (links) die Bischofsweihe und den Tod des Heiligen, (rechts) die Enthauptung eines der Heiligen Drei Könige, deren Reliquien Arsatius der Legende nach als Bischof von Mailand aus Konstantinopel in seine Heimatstadt gebracht haben soll, sowie darunter die Überführung der Gebeine von Arsatius in einem noch offenen Sarg nach Ilmmünster. Die acht Tafeln der ersten Wandlung zeigen Szenen aus der Passion Christi.

Ein Zeugnis privater Frömmigkeit ist der kleine Hausaltar des Münchner Bürgers Konrad Zaunhack (Abb. 27-28 . ), den dieser ab 1494 nach einer Reise ins Heilige Land von der Polack-Werkstatt anfertigen ließ. Während seiner Reise ließ er in Candia auf Kreta, dem heutigen Iraklio, von der Werkstatt des Andreas Ritzos (1421-1492) ein Lukasbild anfertigen, also eine Kopie jenes Marienbildnisses, das der Evangelist Lukas von der Gottesmutter mit dem Jesuskind selbst gemalt haben soll, und reiste damit nach Jerusalem. Er brachte das Bild in Berührung mit den heiligen Stätten, darunter dem Heiligen Grab und jenem Erdloch, in dem das Kreuz Jesu auf dem Kalvarienberg gestanden haben soll. Zurück in München fügte die Polack-Werkstatt die Ikone in einen kleinen Flügelaltar für den Hausgebrauch ein, der auf den geschlossenen Flügeln die heiligen Barbara und Katharina, in geöffnetem Zustand die heiligen Andreas und Bartholomäus über ausführlichen Texten zur Entstehungsgeschichte des Marienbildnisses zeigt. In den Rahmen der Ikone wurden Reliquien aus dem Heiligen Land eingesetzt, darunter Teile vom Kreuz, vom Grab Marias, von der Geißelsäule und der Goldenen Pforte. Der linke Text trägt die Jahreszahl 1499 für die Vollendung des Altars.[46]

Zeugnis der Marienverehrung und familiärer Traditionen ist auch eine auf Holz gemalte Schutzmantelmadonna, die sich in der Chorscheitelkapelle der Münchner Frauenkirche befindet (Abb. 29 . ). Vor goldenem Hintergrund breitet die gekrönte Muttergottes mit einem Ährenkleid ihren Mantel aus, unter den sich Menschen verschiedener Stände geflüchtet haben. Die alte Rechtspraxis, nach der hochgestellte Persönlichkeiten Schutzbedürftigen und Rechtlosen Zuflucht und Beistand, den sogenannten Mantelschutz, gewähren konnten, wurde in der Malerei für allegorische Darstellungen übernommen. Seit dem 13. Jahrhundert fand das Thema der Schutzmantelmadonna weite Verbreitung. Unten links ist der kniende Stifter der Tafel, der Domherr und Dekan Sigismund Sänftl (um 1450-1519), dargestellt, dessen Familie die Kapelle als ihre Grablege gestiftet hatte. Gegenüber in der unteren rechten Ecke sind vermutlich Bruder und Schwägerin des Stifters, Ludwig Sänftl und dessen Ehefrau Ursula Schweindl, mit vier Kindern und neun Enkeln oder verstorbenen Nachkommen zu sehen. Die lateinischen Inschriften enthalten Gebetsformeln zu Ehren der Jungfrau Maria. Die untersuchten Unterzeichnungen lassen keine sicheren Schlüsse auf die Maler der Tafel zu, vermutlich Mitarbeiter aus dem engeren oder weiteren Umfeld der Werkstatt, auch wenn das Gemälde weiterhin zusammen mit anderen Werken in der Münchner Frauenkirche wie den Passionsszenen des Andreasaltars Jan Polack zugeschrieben wird.[47]

 

[44] https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/A0GOlPD4dp

[45] Bavaria Sancta. Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes …, bearbeitet von Dr. Magnus Jocham, München 1861, Band 1, Seite 197 f.

[46] Der Hausaltar wurde 2007 mit Mitteln der Renate König-Stiftung für das Kolumba – Kunstmuseum des Erzbistums Köln erworben, Beschreibung auf der Webseite der Stiftung: https://www.renatekoenig-stiftung.de/projekte/hausaltaerchen-zaunhack/

[47] Steiner/Grimm 2004 (siehe Literatur), Katalog Nr. XI, Seite 253-256. Weniger 2017 (siehe Literatur), Seite 230