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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern. Piasten: 984 Bolesław I. Chrobry

Widmungsblatt zum Liuthar-Evangeliar (Evangeliar Ottos III., Aachener Evangeliar), um 1000. Buchmalerei aus dem Kloster Reichenau, Domschatzkammer Aachen, Inv. Nr. 25
Widmungsblatt zum Liuthar-Evangeliar (Evangeliar Ottos III., Aachener Evangeliar), um 1000. Buchmalerei aus dem Kloster Reichenau, Domschatzkammer Aachen, Inv. Nr. 25

984 Bolesław I. Chrobry (967-1025), später Herzog und erster König von Polen, heiratet eine Tochter von Rikdag II. (†985/86), Markgraf von Meißen

Mieszko I. (um 930/45-992), der erste Piasten-Herzog, sucht nach erfolglosen Feldzügen gegen die Grenzen des Römisch-Deutschen Reiches nach anderen Möglichkeiten, sein Einflussgebiet nach Westen hin zu erweitern. 964 erkennt er die Herrschaft Kaiser Ottos I. an, nimmt an dessen Hoftagen in Quedlinburg teil und wird in zeitgenössischen Quellen sogar als enger Vertrauter des Kaisers erwähnt. Um 978 heiratet er in zweiter Ehe Oda von Haldensleben, die Tochter des Markgrafen der Nordmark, welche sich auf dem Gebiet der heutigen Mark Brandenburg erstreckt. Um die Verbindungen zwischen Polen und Sachsen und dem Römisch-Deutschen Reich weiter zu festigen, verheiratet er im Jahre 984 seinen Sohn Bolesław mit einer namentlich nicht bekannten Tochter des Markgrafen von Meißen, Rikdag II.[1] Bolesław, später Bolesław I. Chrobry, „der Tapfere“, genannt, stammt aus der ersten Ehe seines Vaters mit Dubrawka/Dobrawa Przemyślidka (†977), der Tochter des böhmischen Herzogs Boleslav I.

Die Verbindung von Bolesław mit der Tochter des Meißener Markgrafen hat jedoch keinen Bestand. Nachdem Kaiser Otto II. 983 in Italien gestorben ist, erhebt der bayerische Herzog Heinrich II. der Zänker Anspruch auf die Königskrone. Mieszko I. und der böhmische Herzog Boleslav II. verbünden sich mit ihm. Mit Heinrichs Zustimmung besetzt der Böhme 984 die Burg Meißen, die er als sein Einflussgebiet betrachtet. Da Meißen nun für Polen verloren ist, wird die Ehe zwischen Bolesław und Rikdags Tochter wieder aufgelöst. Mieszko wendet sich im Folgejahr dem minderjährigen König Otto III. zu, für den dessen Mutter Theophanu regiert. Diese weist 985 den Böhmen an, die Burg Meißen aufzugeben. Als Rikdag II. stirbt, setzt sie Ekkehard I., Sohn des Grafen von Merseburg, als Markgrafen von Meißen ein. Jetzt verbündet sich Mieszko mit ihm, um gemeinsam mit Meißen Einfluss auf die Lausitz zu gewinnen, die von dem sorbischen Fürsten Dobromir beherrscht wird.

985/86 verheiratet Mieszko seinen Sohn Bolesław zunächst mit einer ungarischen Fürstentochter, dann 987 mit Dobromirs Tochter Emnilda. Die Verbindungen zwischen Polen und Meißen festigen sich weiter, als Ekkehards Bruder Gunzelin eine weitere Tochter von Dobromir heiratet, sodass Bolesław, Ekkehard und Gunzelin nun „verschwägert“ sind. Der Chronist Thietmar von Merseburg[2] nennt Bolesław in diesem Zusammenhang einen „frater“, also einen Bruder Ekkehards, mit Gunzelin verbinde ihn seitdem eine „amicitia“, also eine Freundschaft. Ekkehard habe den Polen, so Thietmar, letztendlich durch Schmeicheleien und Drohungen als „amicus familiaris“ gewonnen. Durch die gemeinsame friedenstiftende Ehepolitik werden die Rivalitäten in den Marken, den Grenzgebieten des Römisch-Deutschen Reiches, zwischen den sächsischen Herzögen und der polnischen Herrscherfamilie damit zumindest vorübergehend überwunden.[3]

 

[1] „Bolesławs Vater Mieszko […] zielte durch diese beiden Eheverbindungen darauf, die Beziehungen zu den wichtigsten Vertretern der Reichsgewalt an der westlichen Grenze seines Herrschaftsgebiets zu stabilisieren.“ (Kersken 2012, siehe Literatur, Seite 247; Kersken vermerkt differierende Jahreszahlen)

[2] Chronik oder Geschichte der Sachsen des Thietmar von Merseburg (Thietmari Merseburgensis episcopi Chronicon sive Gesta Saxonum, 1012-1018), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Msc. R 147. Die Berichtszeit erstreckt sich von 901 bis 1018. Vergleiche Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters, https://www.geschichtsquellen.de/werk/4529

[3] Vergleiche Görich 2000 (siehe Literatur), Seite 102 f.

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  • Denkmal auf Mieszko I. und Bolesław I., 1828/40

    Christian Daniel Rauch: Doppelstandbild auf Mieszko I. und Bolesław I. Chrobry, 1828/40. Bronze, Kathedrale St. Peter und Paul, Goldene Kapelle, Poznań
  • Sarkophag Mieszko I. und Bolesław I, um 1840

    Neugotischer Sarkophag für Mieszko I. und Bolesław I. Chrobry, um 1840. Kathedrale St. Peter und Paul, Goldene Kapelle, Poznań