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Wawrzeniecki, Marian

Die alte Wahrheit liegt in den Büchern/Stara prawda w księgach leży, 1910. Öl auf Leinwand, 58 x 48,5 cm, Inv. Nr. MP 946 MNW, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie
Die alte Wahrheit liegt in den Büchern/Stara prawda w księgach leży, 1910. Öl auf Leinwand, 58 x 48,5 cm, Inv. Nr. MP 946 MNW, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie

Wawrzeniecki, Marian (Maryan, Marjan), polnischer Maler, Zeichner, Illustrator, Archäologe und Kunstschriftsteller, Mitglied der „Münchner Schule“. 1884-85 Kunststudium in München.  1890-95 erneutes Studium in München als Student an der privaten Malschule von Paul Nauen. *5.12.1863 Warschau, †22.11.1943 ebenda. Nach Abschluss der Oberrealschule in Warschau studiert er 1880-81 in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901) und Aleksandr Kamiński (Alexander Kaminski, 1823-1886), 1881-83 an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900), Leopold Löffler (1827-1898), Izydor Jabłoński (1835-1905) und Florian Cynk (1838-1912, beide Mitglieder der „Münchner Schule“). 1884 wechselt er nach München und nimmt dort offenbar bis 1885 Privatunterricht; ein Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste (Rohrschneider 2022 und andere) ist aufgrund eines fehlenden Eintrags im dortigen Matrikelbuch nicht belegbar. 1886 geht er zurück nach Krakau und studiert bis 1887 erneut an der Schule der Schönen Künste bei Łuszczkiewicz  und Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“). Ab 1880 betreibt er auch archäologische Forschungen, ab 1883 Untersuchungen zu romanischen Kirchen. 1890-95 studiert er wieder in München, diesmal an der privaten Malschule von Paul Nauen (1859-1932, vergleiche auf diesem Portal die Biografie von Olga Boznańska und das dortige Titelbild), Friedrich Fehr (1862-1927) und Ludwig Schmid-Reutte (1862-1909). Während dieser Zeit interessiert er sich vor allem für die Malerei von Arnold Böcklin, Hans Thoma und Max Klinger sowie für die Münchner Sezession, besonders für Franz von Stuck und Fritz von Uhde. 1897 in Krakau Mitglied der Kommission für kunsthistorische Forschung/Komisja Badań nad Historią Sztuki, 1903 der Anthropologischen Kommission der Akademie der Gelehrsamkeit/Komisja Antropologiczna Akademii Umiejętności w Krakowie. Ab 1900 zwölfjährige enge Zusammenarbeit mit Włodzimierz Demetrykiewicz (1859-1937), dem Direktor des Archäologischen Museums Krakau/Muzeum Archeologiczne w Krakowie. 1905-19 angestellt am Museum für Industrie und Landwirtschaft in Warschau/Muzeum Przemysłu i Rolnictwa w Warszawie, an dem er 1906 die Archäologische Abteilung gründet und deren Leiter er anschließend wird. 1908-09 Mitglied der gemeinsam mit Wojciech Kossak und Henryk Weyssenhoff gegründeten Grupa „Zero“/Gruppe „Zero“. Zahlreiche Reisen führen ihn nach Paris, Italien und Bulgarien. – Nicht zuletzt unter dem Einfluss seiner historischen Studien entwickelt sich W. zum Anhänger eines mythischen Urslawentums, dessen ursprüngliche Stärke als heidnische Gemeinschaft nach seiner Überzeugung erst durch das Christentum zerstört worden sei. Während seines mehrjährigen Aufenthalts in München ab 1890 wird er vom deutschen Symbolismus beeinflusst und schafft phantastische, märchenartige und allegorische Szenen. Auch seine Landschaften haben symbolische Bedeutungen. Das ab 1887 mehrfach variierte Motiv der auf dem Scheiterhaufen verbrannten Hexe steht als Symbol für den von der Öffentlichkeit abgelehnten Künstler. Seine vor 1900 entwickelten weiblichen Akte mit Totenschädel (siehe Titelbild) stehen vielseitig deutbar für die Vergänglichkeit. In zahlreichen Gemälden und Grafiken thematisiert er Gewalt und Erotik und wird als einer der ersten polnischen Künstler gesehen, die Sigmund Freuds Erkenntnisse zur Psychoanalyse interpretieren. Seine Darstellungen von in Ketten gelegten und gefolterten Frauen vertreten eine in Polen seltene Radikalität sadistischer Praktiken. Altslawische und mittelalterliche Sujets malt er noch in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Ein Einfluss der Kunst und der Literatur von Stanisław Ignacy Witkiewicz (Witkacy, 1885-1939, vergleiche Rohrschneider 2022) sollte nicht überschätzt werden, da sich dieser erst ab 1915 der Kunst zuwendet. W.’s  Malerei ist flächig, zeigt ornamental gegliederte Kompositionen, kräftig konturierte Figuren und starke Farbkontraste und orientiert sich ab 1895 am Jugendstil. Illustrationen fertigt er für Bücher und Zeitschriften. Außerdem entwirft er Theaterdekorationen. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau, Poznań und Warschau, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Muzeum Mazowieckie in Płock, in Warschau im Literaturmuseum/Muzeum Literatury im. A. Mickiewicza sowie in der dortigen Nationalbibliothek/Biblioteka Narodowa w Warszawie.