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Spagat zwischen zwei Ländern: Architekt Wojtek Grabianowski

Wojtek Grabianowski: Pole, Deutscher oder Holländer?

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Wojtek Grabianowski: Pole, Deutscher oder Holländer?
Wojtek Grabianowski: Pole, Deutscher oder Holländer?

Grabianowskis widmete sich jedoch auch kleineren Formaten, die ihn mit nostalgischem Stolz erfüllen. So kehrt er mit Vorliebe immer wieder in seine Heimatstadt Posen zurück, für die er unter anderem Bürokomplexe wie das „Murawa Office“ entwarf. Doch auch on solchen profaneren Projekten drückt sich sein architektonisches Credo aus, das auf die Würdigung lokaler Gegebenheiten zielt. Gute Architektur sollte, so die Meinung des Meisters, den historischen Kontext bewahren, jedoch in zeitgemäßer Form begegnen, so dass die neue Idee mit den Mitteln der Architektur des 21. Jahrhunderts möglichst zwanglos mit den Eigenschaften des Ortes verschmilzt. Dieses Prinzip hat er bereits als junger Architekt erkannt, als er mit einem Investor, der in Deutschland Handelszentren errichtete, lange auf der Suche nach einem optimalen Standort gewesen ist. Dabei ging es immer darum, die Lokalitäten ganzheitlich zu verstehen, und zwar nicht nur im Hinblick auf ihre baulichen Bedingungen, sondern auch im Hinblick auf die dort wohnenden Menschen und deren Erwartungen. Darüber hinaus wollte man sich mit dem „Duft und dem Geschmack des Ortes“ vertraut machen, um ein Gefühl für ihn zu gewinnen. Die Entscheidung für den Bau des Handelszentrums traf der Investor dann erst nach der Gewichtung dieser Informationen. Die Zentren an den von ihm „verstandenen Standorten“ laufen ohne Probleme. Deshalb ist die Aura eines Ortes bei jedem Projekt so wichtig für Wojtek Grabianowski...

Zu den neuesten Projekten gehört die Speicherinsel in Danzig. Auch hier verbindet sich Historisches mit Gegenwärtigem und auch hier treten die Merkmale hervor, die für Wojtek Grabianowski und das Büro „RKW Architektur +“ bezeichnend sind. Die Speicherinsel befindet sich in unmittelbarer Nähe zur geschichtsträchtigen Rechtstadt von Danzig und stand einst für den Reichtum der Hansestadt. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es hier nur noch Ruinen der Speicher und Backsteinbauten. Das architektonische Konzept für den nördlichen Teil der Insel, das sich bei der Ausschreibung durchgesetzt hat, soll der ehemaligen Silhouette sowie den angrenzenden Straßen und Höfen städtebaulich neues Leben einhauchen. Zugleich soll hier auch ein Luxushotel mit einer Aussichtsterrasse entstehen, die Blicke auf die Danziger Bucht und die Altstadt bietet. Darüber hinaus liegt ein fertiger Entwurf für die Errichtung des „Polnischen Segels“ (Polski Żagiel) vor, eines Konferenz- und Bürozentrums am Stadion mit einer Verbindung zum Danziger Messegelände (Targi Gdańskie), das gewisse Assoziationen an das berühmte Burj Al Arab in Dubai weckt, allerdings in typisch polnischer Anmutung.

Die Zusammenführung von Geschichte und Gegenwart spiegelt sich auch im Privatleben von Wojtek Grabianowski wider. Gern kehrt er deshalb nach Polen zurück und gern kommt er dann nach Düsseldorf, wo er seit 47 Jahren lebt. An den Aufenthalt in den beiden Welten habe er sich schon gewöhnt, gesteht er, und es störe ihn nicht, wenn man ihn in Polen als Deutschen bezeichne, während er in Deutschland immer Pole bleibe. Das Architekturbüro, in dem er der erste Ausländer und dann dessen geschäftsführender Gesellschafter war, beschäftigt heute fast 400 Architekten, von denen 160 Menschen Wurzeln in 35 Ländern haben. Vor diesem Hintergrund haben er und sein polnisches Architektenteam nichts Exotisches mehr. Im Scherz sagt er bisweilen, das RKW-Büro erinnere ein wenig an den Turmbau zu Babel, in dem sich die architektonischen Träume aus der Bibel erfüllen sollten, da so viele verschiedene Nationen und Sprachen kollaborierten, die hin und wieder halt auch Türme bauen... Eine Sache ist Wojtek Grabianowski dabei besonders wichtig: Es sollte keine sogenannten „nationalen Projekte“ geben. Wenn also zum Beispiel in Italien gebaut werden soll, hat das Architektenteam aus Spaniern, Deutschen, Franzosen, Polen und einem Italiener zu bestehen. Diese Diversität eröffnet zudem die Möglichkeit, weltweit zu arbeiten.

In seinen 47 Arbeitsjahren hat Wojtek Grabianowski mit dem RKW-Büro national und international über 150 Auszeichnungen erhalten, darunter 1996 den schon erwähnten Immobilien-Oscar, den Special MIPIM Jury Award in Cannes. Einen Ehrenplatz in Grabianowskis Büro hat aber nur eine Trophäe, und zwar sein Lieblingspreis. Dabei handelt es sich um die Statuette des italienischen Architekten Giovanni Battista di Quadro, der unter anderem für den Wiederaufbau des berühmten Rathauses von Posen verantwortlich war. Diese Ehrengabe hat die Stadt Posen Wojtek Grabianowski für seinen Entwurf des Bürokomplexes „Murawa Office“ zugedacht. Auf Nachfrage, warum er diese nicht eben schöne Figur so sehr in sein Herz geschlossen hat, sagt er: „Als Junge ging ich hunderte Male an dem Rathaus vorbei und dachte über den Italiener nach, der in einem fremden Land lebte für das er Bauwerke schuf. Mich ereilte dasselbe Schicksal und deshalb verstehe ich das so gut.“

Wojtek Grabianowski ist davon überzeugt, dass trotz des erheblichen technischen Fortschritts selbst bei den Großprojekten vor allem der Mensch zählt, seine Fähigkeiten, sein Instinkt und seine Sensibilität sowie seine Einstellung zum Leben, zu den Menschen und zur Arbeit. Gängige Meinung ist auch, dass sich die Menschen mit den Zeiten änderten. Für Wojtek Grabianowski gilt dies nicht. Sein Team betont, dass er ein guter Zuhörer sei und einer, der nie seine Stimme erhebe. Die Mitarbeiter loben seine Umgangsformen, seine Kreativität und seine Fähigkeit, Menschen zu führen. Als Chef setzte er nie seinen eigenen Willen durch. Im Gegenteil, er sei in der Lage, andere zu inspirieren, sie zu beflügeln und jedem seine Freiheiten zu lassen. Auf die Frage, was für ihn das Wichtigste im Leben sei, antwortet er ohne nachzudenken „Menschlichkeit“ und fügt dann seine persönliche Überzeugung hinzu: „Jeder kann Architekt werden, aber nicht jeder wird ein guter Mensch.“

 

Roma Stacherska-Jung, September 2018