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Henryk Górecki: Sinfonie der Klagelieder

Henryk Mikołai Górecki, 2011. Foto: Malcolm Crowthers. Aus dem Programm der Badischen Staatskapelle Karlsruhe anlässlich des 4. Sonderkonzerts am 23.05.2014 während der 22. Europäischen Kulturtage in Karlsruhe
Henryk Mikołai Górecki, 2011. Aus dem Programm der Badischen Staatskapelle Karlsruhe anlässlich des 4. Sonderkonzerts am 23.05.2014 während der 22. Europäischen Kulturtage in Karlsruhe

Henryk Mikołaj Józef Górecki wurde am 6. Dezember 1933 im Dorf Czernica westlich von Rybnik in Oberschlesien geboren. Die Mutter, Otylia, stammte aus einer Bergarbeiterfamilie in Zabrze und spielte leidenschaftlich Klavier. Sie starb schon am zweiten Geburtstag ihres Sohnes. Ihr Bruder Alfred schrieb Gedichte, spielte Violine, Akkordeon und komponierte. Der Vater, Roman Górecki, war Eisenbahnangestellter, bewirtschaftete den kleinen Bauernhof der Familie am Rand von Czernica und war ebenfalls Amateurmusiker. Nach Otylias Tod heiratete er erneut und baute mit dem Erbe seiner verstorbenen Frau ein Haus in Rydułtowy, woher seine Familie stammte. Dort wuchs Henryk auf und besuchte das Gymnasium. Mit zehn Jahren bekam er Geigen- und später Klavierunterricht bei einem ortsansässigen Instrumentenmacher und Laienmusiker. Bald begann er zu komponieren, zunächst Lieder und Miniaturen, und war Anfang der 1950er-Jahre immerhin so weit, eine umfangreichere Sonate für Streichquintett im Stil von Arcangeli Corelli (1653-1713) zu komponieren.

Nach dem Gymnasialabschluss 1951 bewarb er sich erfolglos für ein Studium an verschiedenen Musikschulen und entschied sich schließlich für eine dreijährige Ausbildung als Grundschullehrer. Ab 1952 konnte er diese an der pädagogischen Abteilung der Staatlichen Musikschule Rybnik/Państwowa Szkoła Muzyczna w Rybniku komplettieren und bildete sich dort an Klavier, Klarinette und Violine sowie in Harmonielehre, Kontrapunkt, Instrumentation und Volksmusik aus. In seiner Freizeit komponierte er, bewarb sich 1955 mit einem stattlichen Konvolut von Kompositionen an der Staatlichen Musikakademie in Kattowitz und studierte dort bis 1960 Komposition bei Bolesław Szabelski (1896-1979), einem Schüler von Karol Szymanowski (1882-1937). Mit Szymanowski und Chopin sei er groß geworden, berichtete er später. Beethoven, Szymanowski und Chopin hätten immer im Zentrum seines Interesses gestanden, aber auch Mozart, Schumann, Schubert, Brahms und Bach.[9] Mit Stipendien reiste er 1961 und 1963 zu mehrmonatigen Studienaufenthalten nach Paris, wo er Boulez, Olivier Messiaen (1908-1992) und Karlheinz Stockhausen (1928-2007) kennen lernte. Ab 1965 unterrichtete er selbst an der Musikakademie in Kattowitz, ab 1972 als Dozent, seit 1977 als ordentlicher Professor. Von 1975 bis 1979 war er Rektor der Musikakademie und trat zuletzt, vom politischen Regime kaltgestellt und wegen permanenter Einmischung durch die kommunistische Partei Polens, von diesem Posten zurück.[10]

Die Komposition der 3. Sinfonie führte Górecki auf der Grundlage der 1973 begonnenen Vorarbeiten zwischen dem 30. Oktober und dem 30. Dezember 1976 aus, also im zweiten Jahr seines Direktorats an der Musikakademie in Kattowitz.[11] Der offizielle Auftrag des Südwestfunks Baden-Baden dürfte im Frühjahr 1976, etwa ein Jahr vor der geplanten Uraufführung, erfolgt sein. International bekannt war der Komponist zu diesem Zeitpunkt nicht nur durch seine leitende Position, sondern auch durch ein vorangegangenes Auftragswerk, die 2. Sinfonie mit dem Untertitel „Kopernikowska“, ein monumentales Werk für große Besetzung mit Solo-Sopran, Bariton, Chor und Orchester, das die Kosciuszko Foundation in New York anlässlich des 500. Geburtstags des Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543) in Auftrag gegeben hatte. Es war im Juni 1973 vom Sinfonieorchester der Nationalphilharmonie Warschau/Orkiestra Symfoniczna Filharmonii Narodowej in der polnischen Hauptstadt uraufgeführt worden, erlangte aber nie die weltweite Bedeutung der späteren 3. Sinfonie. Das dritte Werk der Trilogie, „Beatus vir“ für Bariton solo, gemischten Chor und großes Orchester, wurde 1977 von Kardinal Karol Wojtyła (1920-2005), seit 1978 Papst Johannes Paul II., zum 900. Jahrestag der Ermordung des Heiligen Stanislaus von Krakau (†1079) in Auftrag gegeben und 1979 in Krakau in Anwesenheit des Papstes vom dortigen Philharmonischen Orchester uraufgeführt. Auftrag, Komposition und Uraufführung dieses Werks führten letztlich zur vollständigen Überwachung Góreckis durch die kommunistische Partei, seinen Ausschluss von allen offiziellen Funktionen des Rektorats und schließlich zu seinem Rücktritt.

Die Uraufführung der 3. Sinfonie, der „Sinfonie der Klagelieder“, durch das in Baden-Baden beheimatete Sinfonieorchester des Südwestfunks am 4. April 1977 während des 14. Internationalen Festivals für zeitgenössische Kunst in Royan stand unter der Leitung von Ernest Bour (1913-2001), der das Orchester seit 1964 als Chefdirigent führte. Den Solopart sang die polnische Sängerin Stefania Woytowicz (1922-2005; Konzertprogramm siehe PDF 2), die über ein großes Repertoire an zeitgenössischer Musik verfügte und bereits die Sopranstimme in der Uraufführung der 2. Sinfonie gesungen hatte. Das zuvor als Großes Orchester des Südwestfunks, später als SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg bezeichnete Orchester hatte sich bereits unter dem vorangegangenen Chefdirigenten, Hans Rosbaud (1895-1962), und spätestens seit dem ersten Auftritt auf den Donaueschinger Musiktagen für zeitgenössische Tonkunst 1950 auf Uraufführungen Neuer Musik spezialisiert.

 

[9] Henryk Górecki am 18.07.1997 in Zakopane, zitiert nach: Polish Music Center (siehe Online)

[10] Thomas 1997 (siehe Literatur), Seite XIII-XVIII, 41 f.; Thomas 2002 (siehe Literatur), Spalte 1357

[11] Ausführlich recherchiertes und kommentiertes Werkverzeichnis bei Thomas 1997 (siehe Literatur), Seite 162 f.

Mediateka
  • Abb. 1: Henryk Górecki, 1977

    Henryk Górecki, 1977. Aus dem Programm des 14. Internationalen Festivals zeitgenössischer Kunst in Royan, 02.-08.04.1977
  • Abb. 2: LP-Cover, 1978

    Erste Schallplattenaufnahme der 3. Sinfonie mit dem Großen Sinfonieorchester des Polnischen Radios unter der Leitung von Jerzy Katlewicz, bei Polskie Nagrania Muza, 1978
  • Abb. 3: LP-Cover, 1985

    Schallplattenaufnahme von der Uraufführung der 3. Sinfonie (1977) in Verbindung mit dem Kinofilm „Police“, bei Erato,1985
  • Abb. 4: LP-Cover, 1993

    Schallplattenaufnahme von der Uraufführung der 3. Sinfonie mit dem Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden (1977), bei Belart (Polygram), 1993
  • Abb. 5: LP-Cover, 2007

    Schallplattenaufnahme von der Uraufführung der 3. Sinfonie mit dem Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden (1977), bei Apex (Warner Classics, 2003), Neuauflage 2007
  • Abb. 6: LP-Cover, 1992

    Schallplattenaufnahme der 3. Sinfonie mit der London Sinfonietta unter der Leitung von David Zinman, bei Elektra Nonesuch, 1992
  • PDF 1: Programmheft, 2014

    Programmheft des Konzerts am 23.05.2014 während der 22. Europäischen Kulturtage in Karlsruhe mit der Badischen Staatskapelle Karlsruhe
  • PDF 2: Festival Royan 1977

    Programm des 14. Internationalen Festivals für zeitgenössische Kunst in Royan, 1977 (Auszug, Seiten 1, 3, 49, 51, 54-55)
  • PDF 3: Programmheft, 2018

    Programmheft des Konzerts „Urbański & Anderszewski“ in der Elbphilharmonie Hamburg am 17.11.2018