Tłumaczenie na ten język nie jest niestety w tej chwili dostępne.

Madame Szymanowska und Goethe – eine aufflammende Liebe?

Walenty Wańkowicz (1799-1842): Porträt der Pianistin Maria Szymanowska, 1828. Öl auf Leinwand, Bibliothèque polonaise de Paris/Biblioteka Polska w Paryżu
Walenty Wańkowicz (1799-1842): Porträt der Pianistin Maria Szymanowska, 1828. Öl auf Leinwand, Bibliothèque polonaise de Paris/Biblioteka Polska w Paryżu

Goethe (Abb. 6-8), der zwischen 1785 und 1820 zwölfmal in Karlsbad, einmal im Riesengebirge und einmal in Teplitz zur Kur gewesen war,[21] verbrachte anschließend drei Sommer in Marienbad. Bei seinem ersten Aufenthalt seit dem 29. Juli 1821 nahm er Quartier im „Brösigke’schen Haus“, einem repräsentativen Hotel mit einhundert Zimmern auf drei Stockwerken (Abb. 9), das von Amalie von Levetzow und ihren Eltern, dem Ehepaar Brösigke, geführt wurde. Goethe war der „weltgewandten und angenehmen“ Frau von Levetzow erstmals 1806 in Karlsbad begegnet und wurde von ihr zu seinem dramatischen Festspiel „Pandora“ (1808) inspiriert. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann und dem Verlust ihres zweiten Gatten in der Schlacht bei Waterloo verwendete sie Reste ihres Vermögens darauf, gemeinsam mit den Eltern das Hotel in Marienbad für ausgewählte Kurgäste zu errichten, in dem die Familie auch selbst wohnte. Als das Geld nicht reichte, sprang der hochrangige österreichische Staatsbeamte Franz von Klebelsberg zu Thumburg ein, der als Eigentümer eingetragen wurde. Nach ihm, der bald Amalies Geliebter und später ihr Ehemann wurde, hieß das Haus auch „Palais Klebelsberg“.[22]

Goethe wurde von Anfang an in die Familie Brösigke aufgenommen. Der Zweiundsiebzigjährige, dessen Ehefrau Christiane, geborene Vulpius, 1816 gestorben und der im Frühjahr 1821 schwer erkrankt war, entwickelte schnell eine tiefe Zuneigung zu Ulrike (Abb. 10), der ältesten der drei Töchter von Amalie von Levetzow. Die Siebzehnjährige, die gerade erst aus einem Mädchenpensionat in Straßburg zurückgekehrt war, sah in dem ihr bis dahin unbekannten Dichter und Weimarer Minister zunächst nur einen liebenswerten alten Herrn, dessen beständige Zuwendung ihr schmeichelte. Der Sommer 1822, den Goethe ganz mit der Familie Brösigke verbrachte, befeuerte seine Liebe zu Ulrike von Levetzow. Er begleitete sie auf Spaziergängen und Ausflügen, tanzte mit ihr auf Bällen und machte ihr Geschenke. Sie, so heißt es, „empfand für Goethe mädchenhafte Zuneigung, eine Liebe, wie eine Achtzehnjährige demjenigen entgegenbringt, der sie väterlich-männlich verwöhnt.“[23]

Im August 1823 – Goethe wohnte diesmal im Gasthof Zur Goldenen Traube, während sein Landesherr, Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, mit seinem Gefolge im „Graf klebelsbergischen Hause“ abgestiegen war[24] – gedieh Goethes Liebe zu Ulrike soweit zur Obsession, dass nur noch ein Heiratsantrag Erlösung bringen konnte. Der Großherzog selbst hielt für Goethe bei Frau von Levetzow um die Hand ihrer Tochter an, während die gehobene Gesellschaft zwischen Bayern, Thüringen und Preußen, Marienbad, Karlsbad und Wien und erst recht Goethes Sohn August und dessen Frau Ottilie in Weimar wegen der drohenden ungleichen Verbindung in höchstem Maße alarmiert waren. Ulrike jedoch, die später und bis ins hohe Alter beteuerte: „Keine Liebschaft war es nicht“, ließ durch ihre Mutter mitteilen, dass sie sich eine solche Verbindung aufgrund von Goethes Lebensgemeinschaft mit Sohn und Schwiegertochter in Weimar nicht vorstellen und eine Trennung von ihrer eigenen Familie nicht würde ertragen können.[25]

Während Goethe noch hoffte und sich nicht eingestehen wollte, dass sein Heiratswunsch wohl doch nicht in Erfüllung gehen würde, traf er Damen, die ihm ebenfalls attraktiv erschienen und ihm über seinen beginnenden Kummer hinweghelfen konnten. Aus Berlin traf die dreiundzwanzigjährige Lili Parthey in Marienbad ein, Enkelin des Berliner Schriftstellers und Verlegers Friedrich Nicolai, Schülerin von Zelter und bekannt mit der Familie Mendelssohn und dem Fürsten Radziwill, der weiterhin und bis in die 1830er-Jahre an der Vertonung des „Faust“ arbeitete. Sie überbrachte Grüße und einen Kuss von Zelter und verliebte sich spontan in Goethe, während dieser der Fürstin Pauline von Hohenzollern beichtete, die das Treffen arrangiert hatte, dass die durchaus amouröse Begegnung „sehr schlimm und gefährlich“ hätte ausgehen können.[26] Auch gegenüber Maria Szymanowska sprach Goethe in seinem ihr gewidmeten Gedicht vom „Doppelglück der Töne wie der Liebe“, wobei sie vielleicht schon ahnte, dass seine Liebe noch einer anderen galt.[27]

 

[21] Vergleiche Urzidil 1981 (siehe Literatur), Seite 13-134

[22] Gerssdorf 2005 (siehe Literatur), Seite 11-13, 20 f.

[23] Ebenda, Seite 36

[24] Liste 1823 (vergleiche Anmerkung 9, siehe PDF 1), Nr. 362-365, 2. Juli 1823

[25] Gerssdorf 2005 (siehe Literatur), Seite 64-68

[26] Ebenda, Seite 51-53

[27] „Und wenn sie [Szymanowska], wie keinem Zweifel unterliegt, wusste, was sich mit Goethe damals zutrug, dann begriff sie auch, wem diese die Macht der Töne verherrlichende Tränenseligkeit im eigentlichsten galt. ‚Wer beschwichtigt beklommnes Herz dich, das zu viel verloren?‘“ (Urzidil 1981, siehe Literatur, Seite 170)

Mediateka
  • Abb. 1: Szymanowska, 1816

    Zofia Woyno (um 1810-1830): Porträt der Pianistin Maria Szymanowska, Miniatur, 1816. Gouache über Bleistift auf Papier, 14 x 10,4 cm, Inv. Nr. Min.628 MNW, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Wa...
  • Abb. 2: Serenade für Anton Radziwiłł, 1819

    Marie Szymanowska: Serenade für Klavier und begleitendem Violoncello, komponiert für und gewidmet seiner Hoheit, dem Prinzen Anton Radziwiłł, Leipzig: Breitkopf und Härtel 1819, Nationalbibliothek War...
  • Abb. 3: Marienbad um 1815

    Der Kreuzbrunnen zu Marienbad, um 1815. Aus: Franz Satori, Oesterreichs Tibur, oder Natur- und Kunstgemählde aus dem oesterreichischen Kaiserthume, Wien 1819, Frontispiz, Österreichische Nationalbibli...
  • Abb. 4: Marienbad um 1820

    Ansicht von Marienbad, um 1820. Kupferstich, 8 x 13 cm. Titelblatt zu: Liste der angekommenen respectiven Brunnengäste zu Marienbad im Jahre 1823, Eger 1823
  • Abb. 5: Marienbad um 1820

    Ludwig Ernst von Buquoy (1783-1834): Ansicht von Marienbad, um 1820. Kupferstich, koloriert, 28,5 x 44 cm, Privatbesitz
  • Abb. 6: Goethe, 1823

    Orest Adamowitsch Kiprensky (1782-1836): Porträt Johann Wolfgang von Goethe, Marienbad 1823. Lithographie nach einer Bleistiftzeichnung
  • Abb. 7: Goethe, 1823/26

    Henri Grévedon (1776-1860): Porträt Johann Wolfgang von Goethe, Paris 1826. Nach einer Zeichnung von Orest Adamowitsch Kiprensky (1782-1836) von 1823, Lithographie, Inv. Nr. his-Port-G-0077, Universit...
  • Abb. 8: Goethe, 1828

    Joseph Karl Stieler (1781-1858): Johann Wolfgang von Goethe, 1828. Öl auf Leinwand, 78 x 63,8 cm, Inv. Nr. WAF 1048, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Neue Pinakothek München
  • Abb. 9: Brösigke’sches Haus, um 1821

    Unbekannt: Brösigke’sches Haus (Palais Klebelsberg) in Marienbad, um 1821, kolorierte Lithographie, 44,9 x 65,1 cm, Klassik Stiftung Weimar
  • Abb. 10: Ulrike von Levetzow, um 1821

    Unbekannt: Bildnis Theodore Ulrike Sophie von Levetzow, um 1821. Pastell, 43,4 x 33,5 cm, Klassik Stiftung Weimar
  • Abb. 11: Szymanowska, 1825

    Aleksander Kokular: Bildnis Maria Szymanowska/Portret Marii Szymanowskiej, 1825. Öl auf Leinwand, Inv. Nr. K.839, Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza, Warschau
  • PDF 1: Liste der Marienbader Kurgäste, 1823

    Liste der angekommenen respectiven Brunnengäste zu Marienbad im Jahre 1823, Eger 1823 (Titelblatt fehlt), Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar
  • PDF 2: Kurjer Warszawski, 1822

    Nowosci Warszawskie. Kurjer Warszawski, Nr. 77, 31. März 1822, Seite 1, Biblioteka Jagiellońska w Krakowie
  • PDF 3: Kurjer Warszawski, 1823

    Nowosci Warszawskie, in: Kurjer Warszawski, Nr. 183, 3. August 1823, Seite 1, Spalte 2, Biblioteka Jagiellońska w Krakowie
  • PDF 4: Allgemeine musikalische Zeitung, 1824

    Nachrichten. Leipzig, vom Michael 1823 bis zum März 1824, in: Allgemeine musikalische Zeitung, Nr. 13, 25. März 1824, Spalte 204, Münchner Digitalisierungs-Zentrum
  • PDF 5: Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode, 1823

    Madam Szymanowska – zu Weimar. Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode, Jahrgang 38, Nr. 109, November 1823, Seite 889-892, Klassik Stiftung Weimar
  • PDF 6: Kurjer Warszawski, 1824

    Nowosci Warszawskie, in: Kurjer Warszawski, Nr. 14, 16. Januar 1824, Seite 1, Spalte 1 f., Biblioteka Jagiellońska w Krakowie