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"Zofia Posmysz – szrajberka"

Zofia Posmysz, Erkennungsbild (Fragment), aufgenommen bei der Registrierung im KL Auschwitz im Jahr 1942
Zofia Posmysz, Erkennungsbild (Fragment), aufgenommen bei der Registrierung im KL Auschwitz im Jahr 1942

Meine letzte Begegnung mit der Aufseherin Franz fand unmittelbar vor ihrer Abfahrt aus Auschwitz statt. Zusammen mit der Führungsriege des Lagers, all den dekorierten SS-Männern und den Häftlingen, verließ sie das Lager noch vor dessen Evakuierung. Ich hatte den Eindruck, sie wollte, dass ich mit ihnen kommen sollte. Gesagt hat sie es nicht direkt, aber ich dachte mir damals, dass es besser wäre, wenn ich mich von der Aktion fernhalten würde, also ging ich zu Frau Doktor Stefania Perzanowska.[2] Sie war Ärztin im Revier, das heißt im Lagerhospital. Ich bat sie, mich für ein paar Tage ins Krankenhaus zu stecken, da ich die Abfahrt der SS-Gruppe abwarten wolle. Frau Doktor Perzanowska verstand mich sehr gut und ließ mich am nächsten Tag kommen.

- Ich gebe dir etwas, wonach du hohes Fieber bekommst.

Ich bekam eine simple Milchspritze in die Pobacke. Es war mir nicht klar, dass sie so wirkungsvoll sein konnte, auf jeden Fall bekam ich sehr schnell hohes Fieber. Die Aufseherin Franz hatte meine plötzliche Erkrankung, von der sie von den Gefangenen erfuhr, so neugierig gemacht, dass sie ins Hospital kam, um zu prüfen, was geschehen war. Doktor Perzanowska trat mit ihr an mein Bett und begann ihr zu erklären, dass ein so hohes Fieber eine ernsthafte ansteckende Erkrankung vermuten lasse. Sie erklärte ihr noch irgendetwas, worauf die Franz wütend „Quatsch!“ sagte, sich umdrehte und ging. Ich habe sie nie mehr gesehen.

Nach dem Krieg verfolgte ich die Prozesse gegen die SS-Männer. Ich beobachtete und wartete, wann die Aufseherin Franz im Gericht erscheinen würde. Ich wusste, dass ich dann sicher als Zeugin geladen würde. Die ganze Zeit überlegte ich, was ich über sie sagen könnte, wie ich es sagen sollte, welche Situationen ich erwähnen sollte… Ich erinnerte mich an verschiedene Fakten, an ihr Verhalten, ihre Reaktionen… Eine psychologische Charakterisierung von ihr hätte ich wohl nicht zustande gebracht. Aber das waren nur meine Vermutungen und Überlegungen. Doch ich dachte die ganze Zeit daran. Letztlich kam ich zum Schluss, dass ich nicht viel über sie sagen könnte, eigentlich nur das, dass sie mir gegenüber in Ordnung gewesen war. Aus diesen Überlegungen entstand die erste Idee, eine Erzählung über eine zufällige Begegnung mit der SS-Frau zu schreiben. Schließlich entstand [der Roman] „Die Passagierin“, der durch ein seltsames Ereignis in Paris inspiriert wurde.[3]

 

Maria Anna Potocka, August 2017

 

[2] Stefania Perzanowska (1896-1974) kam am 15. April 1944 mit einem Transport aus dem KZ Lublin (Majdanek), wo sie Krankenhausärztin war, nach Auschwitz. Sie erhielt die Nummer 77368.

[3] Zofia Posmysz traf auf den Champs-Élysées auf eine Gruppe deutscher Touristen. Die Stimme einer der Frauen klang fast so wie die Stimme der Aufseherin Franz.