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Maria Anna Potocka: Zofia Posmysz

Zofia Posmysz mit ihrem Mann, um 1960
Zofia Posmysz mit ihrem Mann während einer Seefahrt, die möglicherweise eine Inspiration für ihren Roman „Die Passagierin“ war, um 1960

Zofia Posmysz ist ihrem Schicksal gegenüber zutiefst dankbar, weil es sie Auschwitz überleben ließ. Zugleich ist sie sich ihrer Zeugenrolle bewusst und münzt ihre Dankbarkeit in ihre Verpflichtung um. Als Zeugin schont sie sich nicht im Geringsten. Sie ist fast immer zu einem Treffen, zu einem Interview oder zu einer Aufnahme bereit, selbst dann, wenn die Verpflichtungen bisweilen über die Kräfte auch eines jungen Menschen gehen. So gab es Tage, an denen sie morgens in Birkenau an einem Beitrag für das deutsche Fernsehen beteiligt war, dann ein Interview gab und von einem deutschen Fotografen abgelichtet wurde, abends mit tausend Studenten der Krakauer Jagiellonen-Universität zusammentraf und anschließend immer noch die Kraft hatte, um die Fragen der in ihren Bann gezogenen Zuhörer zu beantworten! Zofia Posmysz verhält sich wie ein guter Beamter im Dienst. Sie fällt vor Müdigkeit um, aber sie ist glücklich, weil sie einer der wichtigsten Sachen überhaupt frönt: sie macht Menschen bewusst, wie hinterlistig und gemein das Böse, das einer Ideologie entspringt, einen anderen Menschen beherrschen und ihn zum Mörder machen kann. Sie erklärt, dass eine kritiklose Unterwerfung unter eine Ideologie Menschen verändert, wie „einen Kaugummi”, den man beliebig formen kann. Sie besitzt die Gabe, darüber zu sprechen und ist sehr überzeugend, unter anderem deshalb, weil sie an die Überlegenheit des Guten glaubt und weil sie eine passende Sprache für ihre Erzählungen entwickelt hat. Ihre Geschichten und ihre Erläuterungen hinterlassen einen unvergesslichen Eindruck. Der größte Lohn für ihre übermenschliche Anstrengung, man darf nicht vergessen, dass Zofia Posmysz schon vor einiger Zeit 90 wurde, ist die Genugtuung, die aus der Wirkung ihrer Worte entsteht. Die Menschen, die zu ihren Veranstaltungen kommen, sind gerührt und entzückt zugleich. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, ihre menschliche Tiefe sei beim Heimgehen noch tiefer geworden. Einen großen Anteil an diesem Verdienst hat die Art und Weise, wie Zofia Posmysz ihre Erinnerungen strukturiert.

Tatsächlich beherrscht Zofia Posmysz drei „Sprachen”. An erster Stelle steht die literarische Sprache ihrer Bücher. An zweiter Stelle kommt die temperierte, „pragmatische” Sprache ihrer Lagergeschichten, die sie bei ihren Begegnungen nutzt, gefolgt von der heiteren, mitunter gutmütig-ironischen, witzigen und treffenden Sprache in ihren Gesprächen und Frotzeleien mit Freunden.

Die vorliegende Veröffentlichung, in der wir nur einige ausgesuchte Ausschnitte präsentieren, ist keine Biographie der Zofia Posmysz. Sie konzentriert sich vor allem auf ihre Zeit in Auschwitz, obwohl sie auch skizzenhafte Beschreibungen der Jahre vor und nach dem Krieg enthält. Die Publikation wurde aus Aufzeichnungen von Tonaufnahmen, aus niedergeschriebenen Erzählungen und aus erinnerten Geschichten zusammengestellt. Ihre Sprache sucht nach der goldenen Mitte zwischen dem geschriebenen und dem gesprochenen Wort der Zofia Posmysz, da es mein Anliegen war, den Adressaten mehr in die Rolle eines Zuhörers als eines Lesers zu versetzen.

Die wiedergegebene Geschichte enthält nicht alle Lagererlebnisse, über die wir bei verschiedenen Gelegenheiten gesprochen haben, sondern nur diejenigen, die sich auf die Weltanschauung, die Einstellung zum Leben und auf das gesamte Schaffen von Zofia Posmysz ausgewirkt haben. Insofern erfährt der Text auch eine „schubladenähnliche” Komposition, in der die Schilderungen bestimmter Situationen und Personen ergänzt und dadurch zu vollständigen Geschichten wurden.

 

Mediateka
  • Ein Filminterview mit Zofia Posmysz, 2016

    Maria Anna Potocka: Ein Filminterview mit Zofia Posmysz, 2016
  • Zofia Posmysz als Kind

    Zofia Posmysz als Kind, Krakau, Ende der 1920-er Jahre.
  • Zofia Posmysz als Jugendliche

    Zofia Posmysz als Jugendliche, um 1940
  • Zofia Posmysz als Jugendliche

    Zofia Posmysz als Jugendliche, um 1940
  • Zofia Posmysz, Erkennungsbild aus Auschwitz

    Zofia Posmysz, Erkennungsbild, aufgenommen bei der Registrierung im KZ Auschwitz, 1942
  • Zofia Posmysz in den 1950-er Jahren

    Zofia Posmysz in den 1950-er Jahren
  • Zofia Posmysz in den 1960-er Jahren

    Zofia Posmysz in den 1960-er Jahren
  • Zofia Posmysz mit ihrem Mann

    Zofia Posmysz mit ihrem Mann während einer Seefahrt, um 1960.
  • Zofia Posmysz bei der Buchmesse in Rostock, 1969

    Zofia Posmysz bei der Buchmesse in Rostock bei der Präsentation der deutschen Ausgabe von "Die Passagierin", 1969.
  • Zofia Posmysz mit dem Papst Benedikt XVI.

    Zofia Posmysz mit dem Papst Benedikt XVI., Krakau, 2006.
  • Zofia Posmysz mit Waldemar Dąbrowski

    Zofia Posmysz mit Waldemar Dąbrowski in Warschau vor der Premiere von "Die Passagierin", 2010.
  • Zofia Posmysz - "Song für Masza"

    Zofia Posmysz singt für Maria Anna Potocka, 2016,