Erinnerungsorte und Erinnerungskultur
Die Auffassung eines Erinnerungsortes nach Pierre Nora besagt, dass nicht nur geografische und reale Orte als Erinnerungsorte im kollektiven Gedächtnis anwesend sein können. Auch imaginäre Orte, Personen, Biographien, Ereignisse, Legenden, Mythen, Literatur, Kunstwerke, Kompositionen und alle anderen Hervorbringungen des menschlichen Geistes können Erinnerungsorte (lieaux de mémoire) sein, die im kollektiven Gedächtnis evident existieren.
Der Blick auf die Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland zeigt jedoch, dass die Zugehörigkeit zum kollektivem Gedächtnis oft nicht eindeutig zu belegen ist. Daher verfolgt die Dokumentationsstelle Porta Polonica ein dynamisches Konzept mit einem offenen und breiten Verständnis von Erinnerungsorten. So wird der Atlas der Erinnerungsorte ständig um weiterführende Informationen, Quellen und Querverweise ergänzt.
Zudem werden im Atlas Orte der Erinnerung zur Diskussion gestellt, die im kollektiven Gedächtnis verblasst sind – Orte, Ereignisse oder Erscheinungen der Kultur und Geschichte, die große Bedeutung für die Polen in Deutschland gehabt haben, aber im Wandel von Politik und Geschichte aus dem Blick geraten oder bewusst getilgt worden sind. Damit will der Atlas der Erinnerungsorte auch neue Impulse setzen und zu einer aktiven Erinnerungskultur beitragen.
Darüber hinaus wird der Atlas um die „Encyclopaedia Polonica“ ergänzt, ein dynamisches multimediales Lexikon der Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland, das vor allem denjenigen Themen gewidmet wird, die nicht als kollektive Erinnerungsorte anzusprechen sind und daher keine Präsenz im Atlas finden.
Auf diese Weise soll das gesamte Internetportal „Porta Polonica“ sukzessive ein Mosaik und gleichzeitig einen Archipel der Erinnerung (Michel Foucault) der Kultur und der Geschichte der Polen in Deutschland bilden.
Jacek Barski und Dietmar Osses