Der Frankfurter Wachensturm 1833

Insurrection de Francfort, Grafik zum Frankfurter Wachensturm, Frankreich 1833
Insurrection de Francfort, Grafik zum Frankfurter Wachensturm, Frankreich 1833 (François Georgin, 1833, profan, Stadttopografie, Papier, kolor. Holzstich, Bildmaß: 40,9 x 61,7 cm)

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Die Revolution war jedoch nicht nur in Frankfurt geplant; an verschiedenen weiteren Orten in Deutschland sollten zeitgleich Aufstände ausbrechen, teils mit tatkräftiger Unterstützung durch Pol:innen. Beispielsweise sollten eine Kolonne polnischer Offiziere aus Besançon und weitere polnische Einheiten die französisch-deutsche Grenze übertreten und die deutschen Aufständischen in Baden und Württemberg unterstützen – wozu es letztlich nicht kam.[5]

Wenngleich die Forschung den „törichten Frankfurter Putsch“ (Michael Doeberl) mehr als dilettantisch geplanten und durchaus naiven Studentenstreich (Hans-Ulrich Wehler) einordnete, der nach rund zwei Stunden niedergeschlagen werden konnte, wurde er zeitgenössisch als revolutionärer politischer Umsturzversuch sehr ernst genommen. Als Antwort auf den Wachensturm schlugen die reaktionären Kräfte zurück; es folgte eine Welle der „Demagogenverfolgung“, der viele deutsche Polenfreund:innen zum Opfer fielen, etwa der Publizist Friedrich Ludwig Weidig, Spiritus Rector der Polenhilfsstipendien an der Universität Gießen und zusammen mit Georg Büchner Mitautor des „Hessischen Landboten“.

Für die Pol:innen in Deutschland hatte der Aufstand ganz grundsätzlich negative Folgen. Lubański musste nach Frankreich fliehen und wurde Arzt in Nizza. Lelewel und Oborski wiederum suchten Zuflucht in der Schweiz. Doch auch Pol:innen, die sich nicht am Aufstand beteiligt hatten, bekamen die Folgen im ganzen deutschen Raum zu spüren, wurden sie doch fortan überall grundsätzlich verdächtigt. An deutschen Universitäten zu studieren, wurde fortan schwieriger, da diese in der Folge argwöhnisch beobachtet wurden.

 

Filip Emanuel Schuffert, April 2024

 

Weiterführende Literatur:

  • Hofmann, Andreas C.: Deutsche Universitätspolitik im Vormärz (1815–1848). Ein Beitrag zur Neubewertung des Deutschen Bundes, Berlin 2019.
  • Weitershaus, Friedrich Wilhelm: Verfolgte, Verurteilte und Verdächtige der Vormärzzeit in Oberhessen. Studenten, Bürger, Bauern gegen Reaktion und Restauration, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 62 (1977), S. 171–220.
  • Molik, Witold: Polscy studenci na uniwersytetach niemieckich od końca XVIII do początku XX wieku, Poznań 2016.
  • Hackmann, Jörg / Marta Kopij-Weiß: Nationen in Kontakt und Konflikt. Deutsch-polnische Beziehungen und Verflechtungen 1806–1918, Darmstadt 2014.
     

[5] Wagemann: Darlegung der Haupt-Resultate, S. 41.