Familie Jankowski – Ruhrpolen in Herne

Familie Jankowski, Eltern mit Kindern, 1936 in Herne
Familie Jankowski, Eltern mit Kindern, 1936 in Herne, v.l.n.r. oben: Luzie (später Ikemann), Irene, Władysława (geb. Hałas, Johann, Marian; unten v.l.n.r.: Alfons und Josef. Fotograf unbekannt.

Luzie Ikemann (geb. Jankowski am 24.5.1922 in Herne) erinnert sich heute noch sehr gut an die Verhaftung ihres Vaters Johann Jankowski (1885-1949) Anfang September 1939 in Herne. Trotz der Warnungen von Bekannten und Freunden, alle Dokumente, die auf seine polnische Herkunft hindeuten könnten, sofort zu vernichten, blieb Johann Jankowski als aktives Mitglied des Bundes der Polen in Deutschland (Związek Polaków w Niemczech spod znaku Rodła) seinen Überzeugungen und seiner polnischen Herkunft treu. Die Folgen waren fatal. Da die Staatspolizei bei den Durchsuchungen des Polnischen Hauses (Dom Polski) auf der Bochumer Klosterstraße 6 (heute: Am Kortländer 6) – der damaligen Direktion des III. Bezirks des Bundes der Polen in Deutschland – anscheinend eindeutige Hinweise auf Jankowskis Aktivitäten gefunden hat, wurde er, wie die meisten aktiven Mitglieder des Rodło, unverzüglich in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht.

Im KZ Sachsenhausen am 28.9.1939 eingetroffen wurde er als Häftling Nr. 2877 auf eine Sonderliste gesetzt[1], in der vermutlich politisch besonders Verdächtigte erfasst wurden. Bereits am 13.1.1940 starb Johann Jankowski laut Eintrag in den Häftlingsakten „an Körperschwäche“. Da er Reichsbürger war (!), stand der Familie die Identifizierung des Verstorbenen und – gegen Vorkasse von 3 Reichsmark – die Überführung der Urne mit den sterblichen Überresten an den Wohnort zu. Mit der Identifizierung des Leichnams wurde Jankowskis Sohn Marian (1919-2009) beauftragt. Nach einer strapaziösen Anreise und einer achtstündiger Wartezeit im KZ Sachsenhausen eingetroffen, hat Marian seinen abgemagerten Vater jedoch kaum noch erkannt, wie sich Luzie Ikemann 2018 erinnert. Nach Abschluss der Formalitäten ist die Urne vier Wochen später in Herne eingetroffen. Sie wurde zunächst einzeln auf dem Herner Nordfriedhof beigesetzt, später jedoch in das Familiengrab der Familie Jankowski umgebettet.

In dem berühmten Totenbuch des KZ Sachsenhausen auf der Internetseite der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen findet sich auch der Eintrag zu Johann Jankowski: www.stiftung-bg.de/totenbuch/

 

[1] Im Frühjahr 1945 sind fast alle Akten der Kommandantur des KZ Sachsenhausen einschließlich der Häftlingskartei und nahezu aller Häftlingsakten von der SS noch vor der Befreiung des KZ vernichtet worden. Die wenigen, unvollständig erhalten gebliebenen Akten befinden sich in verschiedenen Archiven der Russischen Föderation. Die Hinweise auf die Sonderliste mit Eintrag „Johann Jankowski“ befinden sich heute im Russischen Staatlichen Militärarchiv in Moskau, Signatur: 1367/1/24, Bl. 174.

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  • Auskunftsdaten über Johann Jankowski aus der Datenbank Sachsenhausen

    Auskunftsdaten über Johann Jankowski aus der Häftlingsdatenbank der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Straße der Nationen 22 in 16515 Oranienburg
  • Familie Jankowski – Ruhrpolen in Herne 1936

    Familie Jankowski, Eltern mit Kindern, 1936 in Herne
  • Ausschnitt aus dem Totenbuch

    Ausschnitt aus dem Totenbuch der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen